Wilhelm II. und die Archäologie

Obwalden

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Hallo alle miteinander

Im Internet habe ich gelesen, das Kaiser Wilhelm II, die Archäologie als Hobby hatte.
Wisst ihr vielleicht mehr darüber, ob er etwas darüber geschrieben hat, oder wie dies zum Ausdruck kam?
Viele Grüsse
Mike
 
Das bekannteste Beispiel ist sein Engagement beim Gorgo-Tempel auf Korfu.
Er hat das später in seinem Buch "Studien zur Gorgo", Berlin 1936 auch beschrieben.
http://www.preussen.de/de/heute/forum_preussen/joerg_michael_henneberg_ueber_wilhelm_ii._und_das_achilleion.html

Sein Interesse hat sich bei vielen Gelegenheiten gezeigt, weiteres Beispiel bei den Orientreisen (siehe hier meinen Artikel hier "Drei Reiseerinnerungen an die 2.Orientreise").

Aber natürlich auch in Deutschland, zum Beispiel Wiederaufbau der Saalburg. Und so weiter..
http://www.taunus-wetterau-limes.de/index2.htm?saalbur2.htm

Literaturempfehlung: Paul Seidel "Der Kaiser und die Kunst", Berlin 1907
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich glaube ich habe es in diesem Forum schon mal erwähnt: In Baalbek (Libanon) entdeckte ich ein Straßenschild, dass in arabischer und "deutscher" Sprache verfasst war: Kaiser Straße Wilhelm. Dies, weil KWII die Deutsche Morgenländische Gesellschaft und archäologische Augrabung massiv finanziell unterstützte.
 
Im Gebäuderaten-Thread hatten wir vor kurzem Baalbek. Heute habe ich das entsprechende Photo mal rausgesucht und gescannt. Ich hätte gern mehr von der Umgebung drauf gelassen, aber ich musste das Bild leider zuschneiden, um es auf 100 Pixel zu bekommen.

Der arabische Text lautet:
Šāri‘a al-Ambarāŧur Ġalyūma ath-Thānī

Šāri‘a - Straße
al-Ambarāŧur - ich habe <A> eingesetzt weil dort etwas steht, was wie ein Hamza aussieht und ich es dementsprechend interpretiert habe, könnte auch ein kalligraphisches Schnörkelchen sein, dann könnte es auch Imbarāŧur heißen (im Arabischen gibt es kein /p/). Das Wort dürfte sich selbst erklären, oder? Ich finde es jedenfalls witzig!
Ġalyūma - könnte auch anders lauten, zwischen <Ġ> und <L> war leider kein Vokalzeichen. Man merkt den französischen Einfluss im Libanon, jedenfalls halte ich Ġalyūma für die Arabische Transkription des französischen Namen Guillaume. Hätte man das deutsche Wilhelm zugrunde gelegt, hätte man eine andere Form des Namens gefunden. Aber man könnte vielleicht mal vergleichen, wie Wilhelm von Tyrus in arabischen Quellen geschrieben wird.
ath-Thānī - der Zweite
 

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Das wunderschöne Heftlein "Geritzt und entziffert" aus dem Limesmuseum Aalen beschreibt in einem eigenen Kapitel, wie bei den Saalburgausgrabungen extra Scherben präpariert wurden, damit der Kaiser was zum sich freuen drüber hatte.
 
Mummius Picius schrieb:
...beschreibt in einem eigenen Kapitel, wie bei den Saalburgausgrabungen extra Scherben präpariert wurden, damit der Kaiser was zum sich freuen drüber hatte.

Was geschah da? Wurde etwas "ausgelegt" und vor den Augen des hohen Besuches gefunden? Das ist ja heute ganz ähnlich, bloß sind es heute Fernsehkameras. Glaubt doch kein Mensch, daß gerade in dem Augenblick, wo der große Fund gemacht wird, eine Kamera draufgehalten wurde. :autsch:

Ausgrabungen sind bekanntlich in der Regel langatmige und langweilige Unternehmungen. Da ist es wichtig, daß im richtigen Augenblick etwas gefunden wird. Wobei heute in der Regel die Fernsehteams wissen, was da für die Kamera dargestellt wird - nur nicht alle Zuschauer und Gebührenzahler. ;)
 
Das wunderschöne Heftlein "Geritzt und entziffert" aus dem Limesmuseum Aalen beschreibt in einem eigenen Kapitel, wie bei den Saalburgausgrabungen extra Scherben präpariert wurden, damit der Kaiser was zum sich freuen drüber hatte.

Als die Saalburg 1998 hundert Jahre alt wurde, brachte der Phillip v. Zabern-Verlag ein Buch mit Aufsätzen dazu. In einem davon ist auch schön das Verhältnis von Wilhelm II. zum römischen Reich beschrieben, wobei das Augenmerk auf der Einweihung der Saalburg liegt, deren Modalitäten einmal mehr dafür sorgten, dass Wilhelm in der oppositionellen wie ausländischen Presse Anlass zu viel Spott bot.
 
Obwalden schrieb:
Hallo alle miteinander

Im Internet habe ich gelesen, das Kaiser Wilhelm II, die Archäologie als Hobby hatte.
Wisst ihr vielleicht mehr darüber, ob er etwas darüber geschrieben hat, oder wie dies zum Ausdruck kam?

1938 erschien im Verlag Walter de Gruyter die Schrift Wilhelms " Das Königtum im alten Mesopotamien " . Es ging ihm dabei in der Hauptsache um die Frage, ob -und in wie weit wir es im alten Babylonien (Sumer und Akkad ) und dann im assyrischen Großreich mit einer Theokratie zu tun haben.
Nach der etwas gewagten Behauptung des Exkaisers seien die die altbabylonischen Fürsten und die letzten assyrischen Könige beherrschenden Ideen der Universalität und des Gottkönigtums von den Persern übernommen worden und von diesen auf Alexander d. Großen und die Diadochen , weiter auf das Imperium Romanum und endlich auf deas Römische Kaiserreich Deutscher Nation übergegangen ! Bei seinen eigenen Hohenzollern -Vorfahren
sei anstelle des Gottkönigtums das christliche Ethos getreten.
Wie er selbst den den Hohenzollernfürsten übertragenen "historischen, tragischen Auftrag " namentlich auf dem Gebiet der sozialen Fürsorge erfüllt habe , "wisse man "

Quelle :
Archiv für Kulturgeschichte , Bd. 54 Böhlau-Verlag Köln-Wien 1972
 
Zuletzt bearbeitet:
Arne schrieb:
Was geschah da? Wurde etwas "ausgelegt" und vor den Augen des hohen Besuches gefunden? Das ist ja heute ganz ähnlich, bloß sind es heute Fernsehkameras. Glaubt doch kein Mensch, daß gerade in dem Augenblick, wo der große Fund gemacht wird, eine Kamera draufgehalten wurde. :autsch:

Ausgrabungen sind bekanntlich in der Regel langatmige und langweilige Unternehmungen. Da ist es wichtig, daß im richtigen Augenblick etwas gefunden wird. Wobei heute in der Regel die Fernsehteams wissen, was da für die Kamera dargestellt wird - nur nicht alle Zuschauer und Gebührenzahler. ;)

Genau so, wie du es beschreibst, Arne.

Der größte Klopps ist eine Scherbe mit einem Limes-Verlauf, brav I-V gekennzeichneten Türmen und dem eingezeichneten Main. Das sähe alles toll und authentisch aus, wenn dort nicht "Mainz" eingeritzt stünde.

Übrigens ist das Kapitelchen keine reine Spottnummer auf den Kaiser, das Einstiegsblatt zeigt eine Karikatur einer Grabungsstelle, an der ein offizieller Besucher sagt: "Nächste Woche … da kommt der Minister! Gibt es wenigstens ein paar neue Funde?" - der Archäologe denkt " Tja, zu Kaisers zeiten, da war das noch einfacher, aber heute …"
:pfeif:
 
Der Standart schrieb:
Bacchus-Tempel von Baalbek beschädigt
Römische Anlage ist Teil des Weltkulturerbes - durch israelische Luftangriffe im Mitleidenschaft gezogen


Beirut - Die israelische Luftwaffe hat bei ihren Angriffen auf die ostlibanesische Stadt Baalbek den zu den wichtigsten archäologischen Ausgrabungen gehörenden römischen Bacchus-Tempel beschädigt. Das gab der Gemeinderatsvorsitzende von Baalbek, Mohsen al-Jamal, nach einem Bericht der Beiruter Tageszeitung "L'Orient-le Jour" vom Montag bekannt. Die historische Anlage, die in das Weltkulturerbe aufgenommen worden war, habe in der Vergangenheit einer Vielzahl von Erdbeben widerstanden, wurde der Kommunalpolitiker zitiert. Auch der mit UNO-Finanzhilfe restaurierte alte Souk von Baalbek sei bei den israelischen Luftangriffen zerstört worden.

Die Stadt in der nördlichen Bekaa-Ebene mit rund 80.000 Einwohnern geht auf die römische Siedlung Heliopolis zurück, die im Jahr 15 vor Christus gegründet wurde. Sie ist berühmt für ihre Ruinen und Tempelanlagen, zu denen der größte Einzeltempel des Römischen Reiches gehörte. Die Monolithen von Baalbek zählen zu den größten von Menschenhand geschaffenen Steinquadern der Welt. Die umfangreichen archäologischen Ausgrabungen waren Ende des 19. Jahrhunderts mit Unterstützung des deutschen Kaisers Wilhelm II. von einem Expertenteam unter Leitung von Otto von Puchstein vorgenommen worden.

Die libanesische Regierung hatte nach Beginn der israelischen Militäroffensive Mitte Juli an die Erziehungs-, Wissenschafts- und Kulturorganisation der Vereinten Nationen (UNESCO) den dringenden Appell gerichtet, wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um den Schutz der archäologischen Ausgrabungen von Tyrus und von Baalbek zu gewährleisten. (APA)
Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=2556050

Schweinerei! So eine Nachricht habe ich seit Beginn des Krieges befürchtet! :motz: :jumpon: :gun:
 
al-Ambarāŧur - ich habe <A> eingesetzt weil dort etwas steht, was wie ein Hamza aussieht und ich es dementsprechend interpretiert habe, könnte auch ein kalligraphisches Schnörkelchen sein, dann könnte es auch Imbarāŧur heißen (im Arabischen gibt es kein /p/). Das Wort dürfte sich selbst erklären, oder? Ich finde es jedenfalls witzig!

Der andalusische Historiograph Ibn al-Kardabûs bezeichnet in seinem Kitâb al-Iqtifa' den christlichen König Alfonso VI., der sich selbst als Imperator totius Hispaniae bezeichnete, eher entsetzt als "al-Imbraŧûr-dû-l-Millatayn", was gemeinhin mit "Imperator der zwei Religionen" übersetzt wird.
 
Hallo Obwalden,

S.K.H. hat übrigens auch ein Büchlein über das " Königtum in Mesopotamien" ,und eine Sudie über " Ursprung und Anwendung des Baldachins", beide in Huis Doorn, verfaßt

übrigens befindet sich ein Briefwechsel zwischen Houston Stewart Chamberlain und seinem monarchischen Verehrer im internet

Gruß aus der kommenden Kulturhaupstadt

Gregor
 
Ġalyūma - könnte auch anders lauten, zwischen <Ġ> und <L> war leider kein Vokalzeichen. Man merkt den französischen Einfluss im Libanon, jedenfalls halte ich Ġalyūma für die Arabische Transkription des französischen Namen Guillaume. Hätte man das deutsche Wilhelm zugrunde gelegt, hätte man eine andere Form des Namens gefunden. Aber man könnte vielleicht mal vergleichen, wie Wilhelm von Tyrus in arabischen Quellen geschrieben wird.

Inzwischen gibt es eine Verlinkung vom deutschen Wikipedia-Artikel zu Wilhlem von Tyrus zum Arabischen Wikipedia-Artikel. Danach heißt Wilhelm von Tyrus auf Arabisch وليم الصوري - Wilīm aṣ-Ṣūrī. Ṣūr ist der arabische Name von Tyrus. Der arabische Wikipedia-Artikel existiert nach der Wikipedia-Historie seit dem 12. September 2007
 
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Dieses Bild stammt aus dem Bacchustempel in Baalbek. Darin zwei Tafeln, eine vom osmanischen Sultan Abdülhamid II., die andere von Wilhelm II. Leider konnte ich kein finden, auf dem die Tafeln lesbar sind. Aber das kaiserliche Wappen ist ja erkennbar.
 

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    Wilhelm II Baalbek.JPG
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Hi Gregory,

ein kleiner Hinweis: "SKH" bedeutete in Aktenstücken und Memos "Seine kaiserliche Hoheit" und bezeichnete die Mitglieder des herrschenden Hohenzollernhauses, insdesondere die Söhne und den Kronprinzen".

In den anderen Bundesstaaten konnten die Mitglieder der verschiedenen Königshäuser ("Seine königliche Hoheit") so bezeichnet werden.

Die Bezeichnung für den Kaiser in derartigen Schriftstücken war "SM" ("Seine Majestät").

Gruß
 
1938 erschien im Verlag Walter de Gruyter die Schrift Wilhelms " Das Königtum im alten Mesopotamien " . Es ging ihm dabei in der Hauptsache um die Frage, ob -und in wie weit wir es im alten Babylonien (Sumer und Akkad ) und dann im assyrischen Großreich mit einer Theokratie zu tun haben.
Nach der etwas gewagten Behauptung des Exkaisers seien die die altbabylonischen Fürsten und die letzten assyrischen Könige beherrschenden Ideen der Universalität und des Gottkönigtums von den Persern übernommen worden und von diesen auf Alexander d. Großen und die Diadochen , weiter auf das Imperium Romanum und endlich auf deas Römische Kaiserreich Deutscher Nation übergegangen ! Bei seinen eigenen Hohenzollern -Vorfahren
sei anstelle des Gottkönigtums das christliche Ethos getreten.
Wie er selbst den den Hohenzollernfürsten übertragenen "historischen, tragischen Auftrag " namentlich auf dem Gebiet der sozialen Fürsorge erfüllt habe , "wisse man "

Quelle :
Archiv für Kulturgeschichte , Bd. 54 Böhlau-Verlag Köln-Wien 1972
Falls sich jemand für eine Buchbesprechung hierzu aus dem Jahre 1938 interessiert:
Das Königtum im alten Mesopotamien. Von Kaiser Wilhem II.
 
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