Wilhelm's Plan 1866

Zananga

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"Um einer französischen oder russischen Intervention zuvorzukommen, drängte Bismarck den preußischen König dazu, den Sieg nicht voll auszunutzen, sondern einen schnellen Frieden zu schließen. Der Ministerpräsident benötigte viel Überzeugungskraft, da Wilhelm – trotz seiner nur mühsam überwundenen ursprünglichen Gegnerschaft zu den Angriffsplänen – Österreich harte Bedingungen diktieren wollte und den Einmarsch in Wien anstrebte. Nach zähem Konflikt lenkte der König schließlich resignierend ein." -Wikipedia

Weiß jemand welche Bedingungen Wilhelm Östereich diktieren wolte?
 
So, nach ein wenig sucherei habe ich dieser Artikel gefunden:
Die Verdrängung Österreichs 1864 – 1866

"Der Plan für einen Friedensvertrag (14. Juli) sah die Auflösung des Deutschen Bundes und die Gründung eines preußisch geführten Norddeutschen Bundes vor, wobei die Beschränkung auf Norddeutschland vor allem ein Zugeständnis Bismarcks an Frankreich war, das ein geeintes Deutschland als mächtigen Konkurrenzen fürchtete.

Also die Großdeutsche Lösung unter Führung Preußens?

Nur gegen die Annexion Sachsens machte Napoleon III. Einwände geltend, so dass Preußen Schleswig-Holstein und alle gegnerischen Staaten nördlich der Mainlinie außer Sachsen und dem nördlichen Teil Hessen-Darmstadts annektieren konnte.

Interessant, aber wohl nicht Wilhelms Idee wenn man das nächste Zitat beachtet:

Obwohl der König und die Militärführung darauf brannten, Österreich einen Erobererfrieden zu diktieren, und Wilhelms Gewissen die Annexion legitimer deutscher Staaten verweigerte, erreichte Bismarck die Zustimmung des Königs zu dieser Lösung."

Also nach Wilhelm keine Annexion von Bundesstaaten und ein 2. Deutschen Bund unter preußischer Führung inklusive Österreich (ob das Wilhelms oder Bismarcks Wunsch war kann ich nicht sagen). Vielleicht auch Gebietsabtretungen?
 
Ich habe jetzt erfolglos die mir vorliegenden Bücher zu Königgrätz gewälzt. Aber leider habe ich nicht die von mir gesuchte Information gefunden.
Ich habe jetzt keinen Beleg verfügbar, aber nach meiner Erinnerung wollte König Wilhelm für Preussen Gebiete in Böhmen und Mähren annektieren. Bismarck verwies darauf, dass solche Annektionen den Widerstand der anderen europäischen Mächte (eigentlich Russlands und Frankreichs) heraus fordern würde. Die Idee für diese Annektionen kam von der preussischen Generalität, welche damit Schlesien vor einem österreichischen Angriff in der Zukunft schützen wollte. Bismarck - mit seinem wohl schon damals bestehenden Plan, einen deutschen Nationalstaat unter der Dominanz Preußens zu schaffen - empfand solch ein Ansinnen als Hindernis für seine eigentlichen Ziele.
 
Tekker schrieb:
Soweit war ich auch schonmal, fallen dir vllt. noch konkrete Gebiete ein?
Eine interessante Publikation scheint das Buch von Peter Broucek "Militärischer Widerstand. Studien zur Österreichs Staatsgesinnung und NS-Abwehr" zu sein.

Die von Zananga angesprochenen überzogenen Forderungen von König Wilhelm gegenüber den unterlegenen Habsburgern ist in vielen Büchern zu finden und geht wohl auf die Memoiren Otto von Bismarcks zurück. Broucek hält die entsprechende Aussage von Bismarck für aufgebauscht, damit der Ministerpräsident sich selbst in eine besseres Licht stellen konnte.

Broucek schreibt auch, dass die Preußen in Nikolsburg auf die geforderten 100 Millionen Taler Kriegsentschädigung zu verzichten bereit waren, wenn Österreich im Gegenzug Grenzgebiete um Schlesien an Preußen abtreten würde (er zitiert hier aus Elfriede Ribarits "Nikolsburg" dort Seite 132). Die Österreicher ließen sich darauf nicht ein und zahlten dann auch nur 40 Mio Taler. Die betroffenen Gebiete sind in Prosa nur mit viel Text zu definieren. Man findet sie aber im Link am Ende der Seite 85 sowie 86 aufgelistet.

Broucek zitiert dann wiederum König Wilhelm mit einer Aussage während des Prager Friedensschlusses. Der Preußenkönig soll sich beklagt haben, dass ihm Napoleons III. Magnanimität (Großmut ?) Österreichisch-Schlesien sowie Sachsen gekostet habe.

Wobei zu Sachsen anzumerken ist, dass die Österreicher sich kategorisch geweigert haben, das Königreich Sachsen in den Norddeutschen Bund aufgehen zu lassen. Für Sachsen waren die Österreicher sogar bereit, die Waffenstillstandsverhandlungen abzubrechen und die Kampfhandlungen wieder aufzunehmen. Ob man jetzt wirklich so vehement für einen neutralen Pufferstaat zwischen Preußen und Österreich focht oder aus Loyalität für den Kampfgefährten von Königgrätz hier widerstand, im Ergebnis blieb Sachsen vor einer Annektion durch Preußen verschont.

Für unsere Diskussion interessant sind die Seiten 85 und 86 aus dem Link:

Militärischer Widerstand: Studien ... - Google Bücher
 
In der Frage der Annektierung Sachsens durch Preußen dürfte ganz sicher das negative Votum von Napoleon III. die ausschlaggebende Rolle gespielt haben.

Österreich ist mit seinen 20 Millionen Talern vergleichsweise, Frankreich wurden Milliarden auferlegt, davon gekommen.

Wilhelm I. war der Meinung, das Sachsen die größte Schuld an der Erklärung des Bundeskrieges zu schultern hätte und entsprechend dieser Ansicht sollte es mit territorialen Einbußen zahlen. Ebenso lenkte seine begehrlichen Blicke auf die alten hohenzollernschen Markgrafschaften Ansbach, Bayreuth und Kulmbach, die zum Königreich Bayern gehörten. Österreich sollte auf den nordwestlichen Teil Böhmens, und zwar auf das von Deutschen bewohnte Vorland vor dem Erzgebirge, das breite Egertal von Eger und Karlsbad bis Teplitz, und dann Reichenberg.(1)

(1) Friedjung, Der Kampf um die Vorherrschaft in Deutschland
 
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