Wo kommt der Name Kassel her?

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Gast
Frage von Heinz :

Wo kommt der Name Kassel her. Schreibt bitte nicht von Castel, da Kassel weit jenseits des römischen Gebietes lag. Der Limes ging nur bis zum Taunus und der Wetterau.

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Antwort von Imperator :

Hallo Heinz,
Kassel hieß auf lateinisch "Casselae". Was es bedeutete, weiß ich allerdings nicht. Im lateinischen Wörterbuch von Langenscheidt steht das Wort nicht drin.

Imperator

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Anmerkung von Mercy :

wobei die Römer nicht bis Kassel kamen ;-{

Zwei Urkunden, die im Jahre 913 in Kassel niedergeschrieben wurden, sind der erste schriftliche Beleg für die Existenz Kassels.


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Antwort von Heinz :

Das ist aber schwach von Euch. Kann mir keiner sagen, wie der Name Kassel zustande kam?

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Antwort von Larissa :

Da Kassel zum ersten mal in einer lateinischen, mittelalterlichen Urkunde erwähnt wurde (913 als curtis Chassella) spielt der Limes keine wirkliche Rolle bei der Namensgebung. Der Ortsname kommt also schon von Castell.

Siehe auch hier: http://www.wilhelmshoehe.de/historisches.cfm

Im Orbis Latinus (http://www.columbia.edu/acis/ets/Graesse/orblatc.h tml) finden sich verschiedene Versionen des Namens: Cassala, Cassla, Cassella, Casellae, Cassula, Castellum ad Fuldam, Castellum ad Cattorum, Kassel.


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Dankeschön von Heinz :

Danke Larissa für Deine ausführliche Erklärung, die logisch ist, weil Latein auch noch im Franken- oder Deutschen Reich Amtssprache war. So kam auch in der nachrömischen Zeit das Wort Castell zustande.
 
In der provinziell-kosmopolitischen, chaotisch schrill schnoddrigen Metropolis an der "Fulle" halte ich demnächst eine Lesung. Im Umland hat eigentlich die Bezeichnung "Kasseläner" so einen Beigeschmack wie "Cockney", in der Residenz selbst aber ist es eine Ehrenbezeichnung. Es gibt Kasseler, die dazugezogen sind, Kasselaner, die schon seit zwei Generationen ansässig sind und die Ureinwohner, Kasseläner eben. Ein typisch Kasseläner Spruch hat sich inzwischen schon bundesweit verbreitet:
"Mensch, mach doch ma hinne".
 
Kleine Korrektur, Scorpio,

mit wurde das als Kasseler so erklärt:
Kasseler: zugezogen
Kasselaner: dort geboren
Kasseläner: Familie stammt schon gebürtig aus Kassel.

Sprachprobe: http://www.uni-hohenheim.de/~tmuller/Kassel/index.htm

"Ab nach Kassel": Kann das mal jemand klären. Einige erzählen, dass habe mit den gepreßten und an die Engländer verkauften Söldner aus Nordhessen zu tun, die nach Kassel verbracht worden seien.
Andere bringen das mit Napoleon III. in Verbindung.

Grüße
Thomas
 
Belegt ist, daß Napoleon III. als Folge der Schlacht von Sedan von den Preußen nach Kassel gebracht wurde und die deutsche Bevölkerung ihm auf den Bahnhöfen zugerufen hat "Ab nach Kassel".
Vor diesem Ereignis ist die Redwendung, soviel ich weiß, in keiner Quelle zu finden.
Auch macht die Verbindung mit den verkauften Landeskindern nicht viel Sinn, da diese Kassel niemals zu sehen bekamen, sondern in regionalen Armeesammelpunkten eingezogen und verschickt wurden. Ich denke, daß dies dann eher in das Reich der sachlich falschen, aber vielleicht emotional zutreffenden Anekdoten zählt. (Wie etwa auch der Ausspruch Marie Antoinettes, das Volk solle doch Kuchen essen)
 
Aethelred hat Recht, der Spruch "ab nach Kassel" geht wohl tatsächlich auf Napoleon III. Aufenthalt in Kassel Wilhelmshöhe zurück. Er genoß dort ein großzügiges Domizil, und sein Onkel hatte das Schloß schon einmal in "Napoleonshöhe" umbenennen lassen.

Die Residenzstadt Kassel war auch Festung, und in der Müllerkaserne waren auch Truppen für den Krieg in Amerika konzentriert, ehe sie dann in Bad Karlshafen die Weser abwärts transportiert wurden und in Bremerlehe (heute Bremerhafen) oder Cuxhafen auf englische Kriegsschiffe verladen wurden. Das Hauptrekrutendepot aber war die Festung Ziegenhain (heute JVA Schwalmstadt), die mit zwei Festungsgräben jeden Versuch, zu desertieren, praktisch aussichtslos machte. Die Festungskommandantur besaß sogar einen eigenen Eisbrecher, um die Festungsgräben eisfrei zu halten. Einer der prominentesten Insassen war Johann Gottfried Seume, der es in seiner Biographie "ein Teufelsnest, wo vormalen eine Öffnung zum Styx gewesen sein muß. Er behauptet in seiner Autobiographie "Mein Leben", daß er als Anführer an einem geplanten Aufstandsversuch teilgenommen habe. Aus Archivalien läßt sich der aber für seine Anwesenheit nicht nachweisen.
 
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