Woher kommt die Sitte, den kleinen Finger abzuspreizen?

G

Gast

Gast
Hallo zusammen,

bei der Lektüre des Buches "Ritter, Mönch und Bauersleut" von Dieter Breuers spricht der Autor davon, dass man noch heute in feinen Gesellschaften den kleinen Finger beim benutzen eine Tasse abspreizt, da es unter Kaiserin Theophanu Mode wurde, den kleinen und den Ringfinger zu nutzen, um sich zu schneuzen. Dieser wurde dann folglich der Schicklichkeit wegen abgespreizt.

Zuvor habe ich desöfteren gelesen, dass der Finger abgespreizt wurde, da mit dem kleinen Finger der Hintern nach dem Geschäft gesäubert wurde. Andererseits dachte ich, dass die linke Hand, mit der der Hintern gesäubert wird, beim Essen nicht genutzt wird.

Zu guter letzt meinte meine Freundin, dass das alles Quatsch ist und viele Leute auch heute noch unbewusst ihre Finger abspreizen und das sicher nicht geschichtlich zu erklären ist.

Kann da jemand Licht ins Dunkel bringen und hat Quellen parat?
 
...ich habe mal in irgendeiner solchen galileoischen Nachmittagsblödelei gesehen, dass es tatsächlich mit den Verunreinigungen am kleinen Finger zusammen hängt. Angeblich wurde dieser benutzt um die Nase zu säubern, woraufhin er möglichst weit vom Trinkgefäss abgespreizt wurde. Glaube ich aber nicht! Wenn ich selbst, und ich bin nicht gerade auf Knigge-Etikette bedacht, eine Tasse mit sehr kleinem Griff in der Hand halte, macht der kleine Finger eine ähnliche Bewegung. Gerade bei Frauen kann man des öfteren beobachten, dass z.B. beim Rauchen oder beim Halten eines Glases die Finger überstreckt werden. Ob das nun vornehm wirkt oder nicht. Zudem ist es höchst unwahrscheinlich, dass diese Sitte aus alter Zeit tradiert wurde und noch heute im täglichen Gebrauch ist, obwohl niemand mehr auf die Idee kommt, mit dem kleinen Finger in der Nase zu bohren, oder doch? :grübel:
 
Gerade bei besserem Geschirr greift man ja nicht mit dem Zeigefinger durch den Henkel, sondern nimmt diesen zwischen Daumen und Zeige- und Mittelfinger. Wenn man noch Ring- und kleinen Finger dazu nähme, sähe das plump aus. Deshalb spreizt man sie ab. Aber Theophanu ist natürlich spannender als so eine banale Erklärung.
 
Um noch ein zwei „Theorien“ hinzuzufügen.

Bei einigen Geschlechtskrankheiten (z. B. Syphilis) kann es unter anderem auch zur Beeinträchtigung der Feinmotorik kommen. Mit dem Abspreizen des kleinen Fingers konnte man zeigen, dass man noch „sauber“ ist.

oder

Das gezierte Greifen der Tischutensilien wird auch mit der Abneigung der Oberschicht gegen den Pöbel assoziiert. Mit dem was diese Unterklassierten angefasst hatten wollte der Adel möglichst wenig in Berührung kommen.

Vielleicht wurde es aber einfach nur als grazil empfunden.
 
Bei dem Ganzen muss man ja auch noch bedenken, seit wann die Tasse/der Becher erst Griffe hat.
 
Zurück
Oben