Yitzhak Rabin und Israels Weg zum Frieden

Rafael

Aktives Mitglied
Yitzhak Rabin und Israels Weg zum Frieden

Yitzhak Rabin wurde am 1. März 1922 in Jerusalem als Sohn von der aus Russland stammenden Rosa und Nehemiah Rubitzov geboren.
Vater und Mutter waren voll berufstätig und gleichzeitig in jüdischen Verteidigungs- und Arbeiterorganisationen aktiv.
Oft kam es während Rabins Schulzeit vor, dass er Wachestehen und Patrouillegehen musste, um mit seinen Mitschülern für die Sicherheit der Schule zu sorgen, da diese von umliegenden arabischen Dörfern angegriffen wurde. Mit kaum 18 Jahren schloss sich Rabin 1941 der Palmah, eine von der Arbeiterpartei illegal gegründete zionistische Kommandoeinheit, an. Schnell arbeitete er sich im Militär nach oben und führte bald Brigaden an.
Er konnte in den schwierigsten Missionen Erfolge aufweisen. Dies verdankte er seinen analytischen Denkfähigkeit, seinem guten Gedächtnis und der Fähigkeit als hervorragender Stratege. Schon immer war er tief überzeugt, dass es nach einem Sieg Frieden und Eroberung geben sollte. Wenn es im Interesse Israels lag, schreckte er aber auch nicht davor zurück, Gewalt anzuwenden.
Vorgehen mit militärischer Härte gegen die Feinde Israels gehörten für Rabin zu notwendigen und logischen Konsequenzen, da Israel sich gegen all die feindlich gesinnten benachbarten Staaten behaupten musste.
1948 wurde nach vielem militärischen und diplomatischen Aktionen der Staat Israel ausgerufen und im selben Jahr heiratete Yitzhak Rabin am 23. August Leah Schlossberg. Auch nach seiner Hochzeit nahm das Militär eine große Rolle in seinem Leben ein. Seit 1964 war er Generalstabschef der israelitischen Verteidigungskräfte (IDF) und den Höhepunkt in seiner militärischen Karriere erlebte er 1967 im Sechs-Tage-Krieg. Er schaffte es, sich gegen Ägypten, Jordanien und Syrien durchzusetzen und dieser Erfolg machte ihn in Israel zu einem Nationalhelden.
1968 beendete Rabin seine militärischen Laufbahn und ging zur Überraschung aller in die Politik. Er wurde israelischer Botschafter in Washington. Dort galt er als einer der „undiplomatischsten Diplomaten“, sagte er doch immer frei heraus, was er dachte.
Er baute trotz allem die Beziehung zwischen Israel und den USA weiterhin aus und konnte viele Vorteile für Israel erkämpfen. 1973 kehrte Rabin nach Israel zurück und war von 1974 bis 1977 Ministerpräsident. 1977 trat er als Ministerpräsident wegen eines illegalen Bankkontos in den USA zurück.. 1984 nahm er als Verteidigungsminister wieder an der Regierung teil. Zunächst sprach er sich noch für ein hartes Vorgehen gegen alle Feinde aus, doch kurz nach Ausbruch der Intifada 1987 (Aufstand der palästinensischen Araber im Gazastreifen und Westjordanland) wurde er zu einer wissenschaftlichen Veranstaltung an der Universität von Tel Aviv eingeladen, die sich mit der Problematik und dem Umgang mit den Bürgeraufständen befasste und diese an historischen Beispielen verdeutlichte. Die Botschaft dieser Veranstaltung soll gewesen sein, dass „die Geschichte lehrt, wenn eine Besatzungsmacht mit harter Hand durchgreift, sie es später regelmäßig zu bereuen hat.“
Im November 1988 kamen dann mehrere Israelis bei einem Anschlag auf einen Bus in Jericho ums Leben. Rabin hatte zunächst vor, mit Gewalt gegen die Bevölkerung von Jericho vorzugehen, doch soll er zu diesem Zeitpunkt eingesehen haben, dass er nicht jeden bestrafen konnte. Denn wenn man „Gute“ und „Schlechte“ gleich behandle, gäbe es keinen Sinn mehr gut zu sein.
Nun vertrat er öffentlich die Meinung, die Palästinenserfrage könne nur politisch gelöst werden und nicht auf gewaltsamen Wege. Er nahm auch im Geheimen Verbindungen zu palästinensischen Politikern auf und 1989 waren erste Berichte über Rabins Friedenspläne in den Medien zu sehen.
Nachdem er 1992 erneut zum Ministerpräsidenten gewählt worden war, konnte er die Umsetzung seiner Friedenspläne verfolgen. Die rechtsgesinnten Israelis aber warfen ihm Verrat gegenüber ihrem Staat vor und versuchten ihn mit Beschimpfungen und anderen Aktionen zu demütigen.
Dennoch hielt er an seinem Plan fest und tat dies immer noch öffentlich kund. Als nächsten Schritt auf dem Weg des Friedens, musste man mit der PLO (Palästinensische Befreiungsorganisation) verhandeln.
Zu Beginn der Verhandlung mussten sich die PLO und Israel zunächst anerkennen. Rabin forderte von der PLO, dass diese in Zukunft auf jegliche Gewalt verzichten solle und das Existenzrecht des israelischen Staates anerkennen müsse. Das Ergebnis dieser Verhandlungen war, dass man Jericho und dem Gazastreifen palästinensischer Autonomie zusicherte.
Das Abkommen wurde am 13.9.1993 in Washington unterzeichnet. In seiner Rede vor dem Weißen Haus sagte Rabin „... Wir, die wir gegen sie, die Palästinenser, gekämpft haben, sagen Ihnen heute mit lauter Stimme: Genug des Blutes und der Tränen. Es ist genug.“
Mit diesen Worten bekundete Rabin vor der Weltöffentlichkeit, dass er Waffengewalt jeglicher Art ausschloss. Waren diese Worte gesprochen, streckte PLO Führer Yassir Arafat dem israelischen Ministerpräsidenten die Hand entgegen. Rabin zuckte zunächst zusammen, doch dann nahm er die ihm entgegengestreckte Hand und drückte sie lange und fest. Es schien ihm nicht leicht zufallen, Arafat, der in Uniform erschienen war, die Hand zu reichen.
Er hatte immer Angst, die Sicherheit Israels zu gefährden und deshalb ließ nach dem Abkommen weiterhin Informationen über die PLO sammeln und forderte Arafat auf, zusammen mit ihm mit größter Härte gegen die islamischen Terroristen vorzugehen. Arafat und Rabin erhielten für den Weg, den sie eingeschlagen hatten, den Friedensnobelpreis.
Für den 4. November 1995 hatte die israelische Friedensbewegung zu einer Demonstration „Für den Frieden – gegen Gewalt“ aufgerufen.
Die Menschen sollten an diesem Abend bekennen, dass die Mehrheit in Israel Frieden wollte.
Wochen vor dieser Demonstration haben sich Gegner des Friedensprozesses zu Wort gemeldet. Fast tagtäglich wurde „Nazi“ und „Mörder“ vor Yitzhak Rabins Haus gerufen.
Viele Leute warnten Rabin davor am Abend des 4. November aufzutreten, da die Gefahr sehr groß war, dass ein islamischer Terrorist oder sogar ein Israeli ein Attentat verüben könnte.
Rabin aber betonte immer wieder, dass niemals ein Jude einen Juden töten würde. Er ließ sich nicht von seinem Weg abbringen, obwohl er auch Angst hatte, dass die Mehrheit der Israelis überhaupt nicht an diesem Abend erscheinen würde, um sich zusammen mit ihm für den Frieden stark zu machen.
Doch es kam ganz anders, über hunderttausende Menschen versammelten sich am Platz der Könige in Tel Aviv. Yitzhak Rabin war überwältigt, alle jubelten sie ihm zu und er ließ sich von der Stimmung mitreißen.
Hatte er vorher noch nie Gefühle in der Öffentlichkeit gezeigt, so fiel er nun seinem politischen Rivalen Peres glücklich in die Arme. Zusammen mit der Sängerin Miri Aloni und Peres sang er dann das Lied des Friedens:

„Lasst die Sonne aufgehen,
Lasst den Morgen erstrahlen,
auch das innigste Gebet
wird uns nicht wieder
lebendig machen.
Derjenige dessen Lebenslicht
ausgelöscht wurde
und schon in der Erde ruht,
auch das bitterste Weinen
kann ihn nicht aufwecken
und zu uns zurückbringen.
Niemand kann uns zurückholen
aus der Dunkelheit der Tiefe.
Nichts kann helfen,
weder die Freude des Sieges
noch lauter Triumphgesang.
Singt deshalb das Lied des Friedens,
beten ist nicht genug!
Am besten ist es,
das Lied des Friedens,
mit voller Inbrunst zu singen.“

Auch sprach Rabin an diesem Abend von seiner Vision:

„... Frieden ist nicht nur ein Gebet, er ist auch ein realistisches angestrebtes Ziel des jüdischen Volkes. Aber der Frieden hat Feinde, die versuchen, sich uns in den Weg zu stellen...“

Nachdem Rabin die Bühne verlassen hatte und zu seinem Auto ging, rief ihm die Menge zu „Friede, Friede“ und „Wir sind mit dir“.
Bevor er jedoch einsteigen konnte, trat ein Feind des Friedens hervor und schoss auf den Ministerpräsidenten.
Als Rabin ins Krankenhaus kam, war er schon tot. Lange noch versuchten ihn die Ärzte wiederzubeleben, doch er erlag den Schüssen, die von einem jüdischen jungen Mann abgefeuert wurden.
Mehr als eine Million Menschen erwiesen Yitzhak Rabin, dem Mann, von dem sie glaubten, er könne Israel den Frieden bringen, die letzte Ehre und zogen an seinem Sarg vorbei.

„Genug des Blutes und der Tränen.“
Yitzhak Rabin

----------------------------------------------------------------------------------------

Diesen Artikel hatte ich vor zwei Jahren für unsere Schülerzeitung verfasst und finde ihn informativ genug ihn hier auszustellen ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für diesen Artikel.
Er gefällt mir sehr gut und er zeigt die Hoffnung auf das auch Sharon mal den Weg des friedens gehen könnte.
Ich kenne keinen der Israel bis heute so nah an den Frieden gebracht hat wie er, und ausgerechnet er wurde erschossen. Das erinnert irgendwie an Gadhi nicht war.
Der Tag an dem er erschossen wurde, war ein wirklich trauriger Tag wie ich finde, und leider starb mit ihm auch die Friedenspolitik Israels.
Ist es nicht merkwürdig das die größten Diktaoren, Massenmörder und Kriegstreiber nie erschossen werden aber leute die sich für den Frieden einsetzen.
 
M.A. Hau-Schild schrieb:
Danke für diesen Artikel.
Er gefällt mir sehr gut und er zeigt die Hoffnung auf das auch Sharon mal den Weg des friedens gehen könnte.
Ich kenne keinen der Israel bis heute so nah an den Frieden gebracht hat wie er, und ausgerechnet er wurde erschossen. Das erinnert irgendwie an Gadhi nicht war.
Der Tag an dem er erschossen wurde, war ein wirklich trauriger Tag wie ich finde, und leider starb mit ihm auch die Friedenspolitik Israels.
Ist es nicht merkwürdig das die größten Diktaoren, Massenmörder und Kriegstreiber nie erschossen werden aber leute die sich für den Frieden einsetzen.
Ghandi, Martin Luther King, Rabin und andere... meine Schwester nannte mir mal noch einige Namen.

Ich versteh es auch nicht...
 
In dieser Zeit war auch der religiöse Fundamentalismus, auf beide Seiten auch voll im gange. Denn es waren nur die religiösen Fundamentalisten auf beiden Seiten, die den Friedensplan abgelehnt haben.

gruss
 
Der junge jüdische Mann (Yigal Amir), der Yitzhak Rabin erschossen hat, der hat dies getan, weil es für ihn Verrat war, wenn man den Palästinensern Zugeständnisse machte. Er war sehr gläubig und wollte, dass die Israelis ungehindert und an jedem Platz zusammen feiern und beten können. Doch wegen dem palästinensischen und israelischen "Zonen" ging es nicht immer so leicht mit anderen Menschen aus anderen Siedlungen zusammen zukommen. Auch war es schwierig, wenn ein Israeli auf palästinensischen Boden wollte und umgekehrt... so ist es heute leider immer noch.
Diese Tatsachen machten für den jungen Mann Rabin zu einem Verräter Israels und des Judentums.

Zu erwähnen ist noch, dass keine Siedlung in den Autonomiegebieten aufgegeben werden sollte, es also nicht in Rabins Plan festgelegt war, dass die Israelis noch Gebietsverluste eingestehen sollten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Rabins Enkelin Noa Ben-Artzi hat bei der Beisetzung ihres Großvater mit Tränen in den Augen eine Trauerrede gehalten, die ganz Israel bewegte und die um die ganze Welt ging. In vielen Nachrichten wurde sie zitiert:

"Verzeiht, dass ich nicht über den Frieden sprechen möchte. Ich möchte über meinen Großvater sprechen. Man erwacht immer aus einem Alptraum. Doch gestern erwachte ich in einem Alptraum - dem Alptraum eines Lebens ohne dich, und das kann ich nicht verkraften. Das Fernsehen hört nicht auf, dein Bild auszustrahlen. Du bist so lebendig und greifbar, dass ich dich fast berühren kann, aber eben nur "fast", weil ich es ja nicht mehr kann.

Opa, du warst mein Feuer vor dem Lager, jetzt ist da nur das Lager ohne Feuer, allein in der Finsternis, und es ist so kalt und traurig für uns. Ich weiß, man spricht in großen Begriffen, man spricht von einer nationalen Tragödie. Doch versuch mal, ein ganzes Volk zu trösten oder es am privaten Schmerz teilnehmen zu lassen, wenn Oma nicht aufhört zu weinen, und wir stumm sind und das ungeheure Vakuum bemerken, das durch dein Fehlen entstanden ist!

Wenige kannten dich wirklich. Sie können eine Menge über dich sagen, aber ich fühle, dass sie nichts wissen über die Tiefe des Schmerzes, das Schreckliche und, ja, diesen Holocaust für -- zumindest für uns, die Familie und die Freunde, die zurückgeblieben sind im Lager, ohne dich, unser Lagerfeuer.

Opa, du warst und bist immer noch unser Held. Ich möchte, dass du es weißt: Bei allem, was ich getan habe, habe ich dich immer vor Augen gehabt. Deine Achtung und Liebe haben uns bei jedem Schritt und auf jedem Weg begleitet, und wir haben im Licht deiner Werte gelebt. Du hast uns niemals im Stich gelassen, aber jetzt müssen wir dich allein lassen - dich, meinen ewigen Helden. Und ich kann nichts tun, um dich zu retten, dich, der du so wundervoll bist.

Größere als ich haben schon ehrende Worte für dich gefunden. Aber keiner von ihnen hat diese Zärtlichkeit von dir bekommen, diese weichen, warmen Hände und die herzlichen Umarmungen gefühlt, die nur für uns waren. Und dein angedeutetes Lächeln, das mir immer so viel gesagt hat, dieses Lächeln, das es nun nicht mehr gibt, das mit dir erfroren ist.

Ich habe kein Gefühl der Rache, weil der Schmerz und der Verlust in mir so groß sind, zu groß. Der Boden unter unseren Füßen ist fortgezogen. Jetzt versuchen wir, in diesem leeren, verlassenen Raum zu sitzen, irgendwie, ohne den geringsten Erfolg. Ich bin unfähig, mich loszureißen, aber es scheint, dass eine fremde Hand, ein schrecklicher Mensch, mir das Losreißen bereits abgenommen hat.

Ich habe keine Wahl, ich verabschiede mich von dir, einem Helden, und ich bitte, dass du in Frieden ruhst, und dass du an uns denkst und uns vermisst, weil wir hier unten dich so lieben. Die Engel im Himmel, die dich jetzt begleiten, bitte ich, gut auf dich aufzupassen und dich gut zu beschützen, weil du einen solchen Schutz verdienst. Wir werden dich lieben, Opa. Immer."

http://www.dadalos-d.org/deutsch/Vorbilder/vorbilder/rabin/trauerrede.htm
 
Hier noch Bilder, die Rabin zeigen:
 

Anhänge

  • rabin.jpg
    rabin.jpg
    16,2 KB · Aufrufe: 650
  • rabinundarafat.jpg
    rabinundarafat.jpg
    13,8 KB · Aufrufe: 486
In der Biographie "Yitzhak Rabin, Feldheer und Friedensstifter" aus dem AtV habe ich nun auch einige Informationen zu Yitzhak Rabin als Privatmensch gefunden.

Auch als Rabin im Ministeramt war, soll er viel Zeit für seine Kinder und Enkelkinder gehabt haben. Er sei zwar nicht auf Elternabende in der Schule gegangen, doch wenn eine Feierlichkeit war, die seine beiden Enkelkinder betraf, so soll er immer da gewesen sein. Wenn seine Kinder mal krank waren, dann nahm er sich Zeit und kümmerte sich um sie und wenn es seiner Frau Leah zu viel wurde, dann löste er sie ab und sorgte für seine kranken Kinder. Nie hat er die Hand gehoben und nie hob er die Stimme, berichtet Leah Rabin. Er habe vor allem den Kindern immer das Gefühl gegeben, dass sie immer geliebt wurden, auch wenn sie nicht seinen Erwartungen entsprachen.
Viele Menschen die Yitzhak Rabin privat kannten berichteten von einer unbekannten und ungeahnten Seite des Ministerpräsidenten, der doch als kalt und mürrisch galt. Diese Menschen sagen, dass ,wenn er einen Menschen in sein Herz geschlossen hatte, er sehr wohl die Fähigkeit hatte dies auszudrücken.
 
Zurück
Oben