Zerstörung von Konzentrationslagern

Kalojan

Aktives Mitglied
Hallo,

Es gibt da etwas, was ich am Dritten Reich (neben vielen anderen Dingen) nicht verstehe:

Warum wurden die Konzentrationslager von Nazis während ihrer Rückzüge zerstört? Wollten sie ihre Verbrechen vertuschen? Wenn ja, warum? War der Glaube an den "Endsieg" schon verschwunden? Schämten sie sich für ihre Taten, und wussten, dass es unrecht war?

Ich hoffe, ihr könnt mir diese Fragen beantworten.
 
Warum wurden die Konzentrationslager von Nazis während ihrer Rückzüge zerstört? Wollten sie ihre Verbrechen vertuschen?

Da sollte man unterscheiden:

Im Osten gab es die Aktion "1005" durch Sonderkommandos.
Justiz und NS-Verbrechen XXIX / Polizeibataillon 316 [Rezension von W. R. Garscha]

Es handelt sich um die sogenannte "Enterdungsaktion", bei der Massengräber in der Nähe von KZ und Mordplätzen der Sonderkommandos im Osten spurlos beseitigt werden sollten. Die Aktionen liefen 1942-1944 hinter den jeweiligen Rückzugsgebieten.

Siehe hier:
Sonderaktion 1005 – Wikipedia
plus Literatur Jens Hoffmann: „Das kann man nicht erzählen“ - „Aktion 1005“ - Wie die Nazis die Spuren ihrer Massenmorde in Osteuropa beseitigten. Hamburg 2008


Davon zu unterscheiden ist die Auflösung der Konzentrationslager 1945 mit den verbundenen "Todesmärschen" der Häftlinge. Das würde ich als eine Mischung des Aktionismus vor Ort, Eingriffen der regionalen Bürokratie und angeordneten Rückverlegungsaktionen des RSHA Berlin interpretieren.
Todesmarsch – Wikipedia

Natürlich spielte dabei Vertuschung eine Rolle.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,

Es gibt da etwas, was ich am Dritten Reich (neben vielen anderen Dingen) nicht verstehe:

Warum wurden die Konzentrationslager von Nazis während ihrer Rückzüge zerstört? Wollten sie ihre Verbrechen vertuschen? Wenn ja, warum? War der Glaube an den "Endsieg" schon verschwunden? Schämten sie sich für ihre Taten, und wussten, dass es unrecht war?

Ich hoffe, ihr könnt mir diese Fragen beantworten.


Ein Vernichtungslager wurde übrigens schon lange vor dem Ziusammenbruch der Ostfront im Sommer 1944 dem Erdboden gleichgemacht:


Das Lager Sobibor, wo es im Oktober 1943 eine erfolgreiche Häftlingsrevolte gab. Den Gefangenen gelang es, die SS- Wachen zu überwältigen, und es gelang 365 Häftlingen die Flucht. Allerdings kamen viele im Minenfeld und im Abwehrfeuer des KZ- Personal ums Leben, nur 47 Insassen gelang es, sich örtlichen Partisanengruppen anzuschließen und das Kriegsende zu überleben. Bereits seit Sommer 1942 bemühte sich die SS, Spuren zu beseitigen. So mussten die Insassen von Sobibor die Leichen bereits Ermordeter exhumieren und verbrennen, ehe sie selbst an die Reihe kamen.

Der Kommandant von Plazow, Hauptsturmführer Amon Göth ließ 1944 auf Himmlers Befehl die Leichen der bei der "Räumung" des Krakauer Ghettos Ermordeten ebenfalls exhumieren.

Wenn auch Leute wie Himmler den Völkermord für ein "nie genanntes und nie zu nennendes Ruhmesblatt" hielt, so war doch absehbar, dass der Krieg spätestens 1943 verloren war und dass man zumindest einige der Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen würde, vorausgesetzt natürlich, dass man sie erwischt. Himmler schien ja wirklich allen Ernstes zu glauben, dass noch irgend jemand mit ihm verhandeln würde, wenn er wie er sagte "das Kriegsbeil mit den Juden begraben wolle", aber Leute wie Eichmann, Barbie oder Mengele sorgten frühzeitig vor und setzten sich nach Südamerika ab, wo Leute wie Barbie mit ihrem Erfahrungsreichtum noch gebraucht wurden. Als Fluchthelfer auf der "Rattenlinie" sorgten oft genug katholische Geistliche mit "nationaler Gesinnung" wie Alois Hudal. Auch Leute wie Höß, der Kommandant von Auschwitz oder Göth versuchten, unterzutauchen und sich als Wehrmachtsangehörige zu tarnen, wie es Himmler in seinem letzten Befehl empfahl, der als angeblicher Feldpolizist von den Briten geschnappt wurde.
 
Kurz zusammengefasst:

Die Verantwortlichen waren sich sehr wohl dessen bewusst, dass sie Unrecht tun, und wollten nun mit heiler Haut davon kommen, und den Konsequenzen entkommen. Richtig so?
 
Die Verantwortlichen waren sich sehr wohl dessen bewusst, dass sie Unrecht tun, und wollten nun mit heiler Haut davon kommen, und den Konsequenzen entkommen. Richtig so?

Für die Vertuschungsaktionen wie "1005" ist sicher das entscheidende Motiv, keine Beweise zu hinterlassen.

Für die Auflösung der KZ und die Todesmärsche würde ich eher eine "innere Mechanik" der Organisation im NS-Staat annehmen. Zum Teil erfolgten die Märsche auf Anweisung des RSHA, zT wohl auch aus Eigeninitiative der Lagerkommandanturen.
 
Zurück
Oben