Zivilflugverkehr im 2 Weltkrieg

Mit kleinen Flugzeugen nach England? Wie das denn?
  • Es gab nur wenige leistungsfähige Flugzeuge. Die Bf 108 war zu ihrer Zeit das modernste Vierpersonen-Flugzeug der Welt. Stückzahlen in Privatbesitz minimal. Für einen Flug von Deutschland aus über den Kanal wären aber 700 km Reichweite erforderlich gewesen.
  • Flugzeugbenzin war kriegswichtig und wurde zugeteilt.
  • Ein Flugplan musste für jeden Flug erstellt werden und hinsichtlich Ziel, Streckenführung, Last, Reichweite und Betankung plausibel sein.
  • Bis auf Rudolf Hess wäre kein Pilot so verrückt gewesen mit einem deutschen Kennzeichen freiwillig in britischen Luftraum einzudringen und den Abschuss zu riskieren.
  • Zwischen dem 1.09.1939 und dem 09.04.1940, also im Winterhalbjahr, hätte der Flug z.T. nachts, unter Instrumentenflugbedingungen und Vereisungsschutz durchgeführt werden müssen.
  • Als Beispiel: Mein Vater bekam am 23.06.1944 zum 20. Geburtstag einen Flug von Brünn zu seinem Heimatort Waldbröl "geschenkt", mit Ehrenrunde im Tiefflug um das Elternhaus. Dafür wurde ein Übungsflug als Dreiecksflug "umgebogen", ein Schenkel "wetterbedingt" verlegt. Die Planung musste die Luftabwehr um Köln und das Ruhrgebiet genau einbeziehen, "einfach mal so losfliegen" war nicht. Und das waren Luftwaffenpiloten mit einem 2motorigen Schnellbomber und einem offiziellen Flugauftrag...
Gutes Material Danke! Vielleicht erster Flug mit Kurierflugzeug oder benachbarte Länder, hatte noch keine Zeit zu denken. Brauche ein Flugzeug was 1500 km Luftlinie schafft mit einer Treibstoffladung! Das Flugzeug darf keine deutsche Kennung ist klar. Wer die Gefahr mit einbezieht, da ginge einiges, gibt auch gewagte Fluchten siehe später DDR! Ich denke auch an Nachtflug!
 
Ein Vorschlag: ein Flugboot der Seenotrettung.

Am 31.10.1944 gelang es dem Bordmechaniker Heinz Roesch und der aus Estland geflüchteten Rita Kuusalu ein Seenotrettungsflugzeug vom Typ Do 24 vom Seefliegerhorst Nest in Pommern nach Schweden zu entführen.
The desertian of Heinz Roesch
Muss ja kein ziviles Flugzeug sein, wenn man Maschinen der Luftwaffe stehlen konnte ;). Zugegeben, der Mann war bei der Luftwaffe, was es natürlich etwas einfacher macht.

Und gleich zum Voraus: Nur weil diese Flucht nach Schweden einem mit dem Flugzeugtyp Vertrauten gelungen ist, heißt nicht, dass dies jeder anderen Person und schon gar nicht nach England hätte gelingen können. Für den Roman sind Größe und Reichweite jedoch geeignet.

Das ist eine Flucht die gelingt............zwinker, nur ich möchte in soweit sie an die Realität anpassen, deshalb suche ich ja eine Idee, die nahe rankommt. Das mit der Lufthansa oder mit einem anderen Flieger ist in den Möglichkeiten. Vielleicht ein Flieger , der auch in England okay ist und mit falscher Kennung!
 
Rudolf Heß flog von Augsburg bis Schottland (auch wenn immer von "Englandflug" gesprochen wird).

Auch für einen Roman würde ich allerdings recherchieren, ob eine Flucht via Flugzeug historisch verbürgt ist.

Das muss nicht sein, aber es sollte technisch realtätsgetreu erklärt werden. Was für ein Flugzeug hatte Hess und warum wurde er nicht angeschossen? Danke
 
Zur weiteren Recherche:
Gibt man die Überschrift des Threads bei google ein, kommt man u.a. zu diesem Ergebnis:
Luftkrieg: Durften Verkehrsfluzeuge abgeschossen werden?

Interessant auch ein Treffer zu einem Wehrmachtsforum:
zivile Luftfahrt im Zweiten Weltkrieg - Forum der Wehrmacht

Ich hatte mal oberflächig ein bisschen geschaut, wie es in Norwegen aussah, aber der zivile Flugverkehr wurde wohl eingestellt, die Flughäfen waren nach der Invasion unter dt. Kontrolle.

Interessant sind die Flugzeugtypen (FW 200, Ju 52, Fieseler Storch), und die Anpassung an Wetter und sonstige Gegebenheiten (Ski im Winter, Ju 52 als Wasserflugzeug usw.)

Start- und Landebahnen aus Holz finde ich auch Klasse.

Gruss, muheijo
 
Vielleicht ein Flieger , der auch in England okay ist
In England "okay" im Sinne von ebenfalls zahlreich vorhanden und nicht gleich als deutsch erkennbar, waren sicher die amerikanischen DC-2 und DC-3. Die Lufthansa hatte einige davon und zwar den ganzen Krieg hindurch, weil die Luftwaffe die nicht wollte.
1939 vercharterte die Československá letecká společnost ein paar Maschinen an die Lufthansa.

Diese Typen wurden auch als Verbindungsflugzeuge zu den Frontreparaturbetrieben der Lufthansa eingesetzt. In Königsberg war so einer.
Interessant ist die D-ATZP. Sie flog früher mit der Kennung OO-AUH bei der belgischen Sabena, war dann 1940 bei der RAF und sollte wieder als OO-AUH in den Kongo gehen, wurde jedoch in Algier beschlagnahmt und kam über Umwege 1943 zur Lufthansa.

https://adl-luftfahrthistorik.de/do...ugzeug-im-deutschen-luftverkehr-lufthansa.pdf
Fremde DC-3 bei Lufthansa 1939-45: Douglas DC 3

Weitere Fluchtgeschichten mittels Flugzeug während des 2.WK:
Michail Petrowitsch Dewjatajew – Wikipedia von Usedom nach Pommern mit Heinkel He 111 – Wikipedia
Fokker Testflieger Hidde Leegstra und Ingenieur Piet Vos von Amsterdam Schiphol nach South Cove, Suffolk mit Fokker G.I – Wikipedia , 5 Tage vor Hess.
 
Es gab ja durchaus auch einige wenige Fälle, in denen deutsche Lw-Maschinen nach England geflogen sind, wo die Piloten die Absicht hatten überzulaufen. Da muß es ja auch die Möglichkeit gegeben haben, den feindlichen Abfangjägern irgendwie mitzuteilen, dass man nicht in feindlicher Absicht unterwegs ist.
 
Da muß es ja auch die Möglichkeit gegeben haben, den feindlichen Abfangjägern irgendwie mitzuteilen, dass man nicht in feindlicher Absicht unterwegs ist.
Das hast du in jedem Krieg, dass Deserteure oder Überläufer auf das Glück hoffen müssen, die Linien unverletzt zu passieren, um sich dann dem Kriegsgegner zu ergeben.

Das muss nicht sein, aber es sollte technisch realtätsgetreu erklärt werden. Was für ein Flugzeug hatte Hess und warum wurde er nicht angeschossen? Danke
Ich weiß ja nicht, ob du professionell schreibst und veröffentlichst (wobei ich jetzt traditionell denke, mit echten Verlagshäusern, kein BoD) oder ob du nur für den Hausgebrauch schreibst. Aber wenn du ernsthaft daran denkst, einen Roman zu Holocaustflüchtlingen zu veröffentlichen, dann ist das Thema einfach zu heikel für eine Geschichte, die zwar vielleicht in den technischen Details möglich gewesen wäre, für die es aber keinen annähernden Beleg gibt. Mich stört auch bei Mittelalterthemen, wenn sich Autoren zu große Freiheiten nehmen, auch weil viele Leser einfach nicht in der Lage zu sein scheinen, zwischen Geschichte und Fiktion zu trennen (angeblich sollen ja Ärzte indem 1980ern reihenweise versucht haben, sich bei der Schwarzwaldklinik zu bewerben, wenn diese Story stimmt, wäre das Unvermögen, Realität und Fiktion zu unterscheiden also selbst in Bildungsschichten anzutreffen, auch wenn man es fast nicht glauben mag - ich gehe jetzt von geistig gesunden Menschen aus, Reichsbürger etc. sind explizit ausgeklammert), bei Themen rund um den Holocaust sind Autoren deshalb aus meiner Sicht aus ethischen Gründen sehr enge Grenzen gesetzt.
Man kann natürlich Kunstgriffe üben, wie das im Film Zug des Lebens geschehen ist.

In der letzten Einstellung des Films sieht man, dass die ganze Geschichte vom Zug des Lebens der Wunschtraum eines KZ-Insassen ist, der uns die Geschichte erzählt, dass er in Häftlingskleidung am Lagerzaun steht, zeigt, dass die letzten anderthalb Stunden ein Wolkenkuckucksheim eines unzuverlässigen Erzählers waren.
 
Es gab Linienflüge z.B. München-Barcelona, Stuttgart-Barcelona, Stuttgart-Stockholm, mit der FW-200. Und dort waren fast nur Geheimdienstleute bzw. Kuriere unterwegs.
Mit dem Passagierflugzeug He70 Blitz gab es ein Flugzeug hoher Reichweite (1.800 km), und mit Nachtflugtauglichkeit, die Maschinen waren zu Beginn des Krieges aber schon in militärischem Besitz, als Verbindungsflugzeuge.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es gab ja durchaus auch einige wenige Fälle, in denen deutsche Lw-Maschinen nach England geflogen sind, wo die Piloten die Absicht hatten überzulaufen. Da muß es ja auch die Möglichkeit gegeben haben, den feindlichen Abfangjägern irgendwie mitzuteilen, dass man nicht in feindlicher Absicht unterwegs ist.

Die Luftwaffe kam aber nicht allein, sondern in größeren Angriffswellen und die Abfangjäger stürzten sich natürlich zuforderst auf die Bomber, so dass die Jäger und ihre Besatzungen relativ unbehelligt blieben.
In so einem Chaos wird es gerade für die Piloten von Jagtflugzeugen, die nicht das priorisierte Ziel der Abfangjäger und Flugabwehr waren, vergleichsweise einfach gewesen sein sich aus dem Getümmel abzusetzen, einen Maschinenschaden vorzutäuschen (damit ddie Familie zu Hause keine Probleme bekommt), die Maschine auf dem nächsten Rübenacker zu landen und sich gefangen nehmen zu lassen.

Eine einzelne Maschine hätte aber natürlich auch ungleich mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

Zumal im Gegensatz zu den Militärs flüchtende Zivilisten ja kaum eine Ahnung gehabt hätten, wo die britischen Radarstationen standen, in wecher Höhe sie fliegen mussten um möglichst lange unentdeckt zu bleiben und wo sich die Schwerpunkte der britischen Flugabwehr und die Fliegerhorste der RAF befanden, die man für so ein Unternehmen dann besser weiträumig umgangen wäre.
 
Leider geht das andere in England weiter, so dass ich da eine Idee finden muss. Aber mittlerweile tendiere zu einer Maschine, die nicht Deutsch ist und eine Zwischenlandung in anderen Ländern oder einen kleinen Flughafen in England, der von Juden in England aktiviert wird. Zeitlimit sind 1943/44, Danke


Selbst wenn wir alle anderen im Faden bereits genannten Probleme mal außer Acht lassen, auch das Modell Zwischenlandung wird schwierig.

1. Sofern das Ganze nach 1940 spielt, gibt gibt es im Norden nur noch Schweden als tatsächlich neutrales Land und direkt an Deutschland angrenzend die Schweiz.
Sowohl von Schweden, als auch von der Schweiz aus, hätte ein Anflug auf auf GB bedeutet, dass die Maschine aus britischer Sicht aus dem von Deutschland beherrschten Luftraum kam, womit sie Gefahr gelaufen wäre abgeschossen zu werden.

2. In GB einen Flughafen zu betreiben, der Flugzeuge aufnahm, die aus dem Feindgebiet kamen, hätte dazu geführt, dass man jeden, der sich daran beteiligte sofort wegen Spionage und potentiellen Hochverrats dranngekriegt hätte, weil sofort unterstellt worden wäre, dass dort deutsche Spione eingeschleust werden.

In Zeiten in denen die Todesstrafe für Kapitalverbrechen durchaus noch gängig war, kaum etwas, das jemand freiwillig riskieren würde.

3. Das Nächste Problem wäre dann natürlich noch die Kommunikation, zivilen Funkverkehr gab es ja ohnehin kaum und sämtliche Frequenzen wurden natürlich schon wegen des Zivilschutzes gegenüber Luftangriffen um frühzeitig warnen zu können, abgehört.
Der Versuch ein aus Deutschland kommendes Flugzeug über Funk illegal herunter zu lotsen, hätte natürlich sofort die Militärpolizei und die Spionageabwehr auf den Plan gerufen ohne dem wäre die Navigation im besonderen bei zivilen Flugzeugen ohne militärische Technik zur Standortermittlung und ohne die Möglichkeit mit Stationen am Boden Kontakt aufzunehmen, aber schwierig bis unmöglich gewesen.


Um ganz ehrlich zu sein, extrem schwieriges Konzept und ich würde dir raten, von der Vorstellung, dass England mit dem Flugzeug erreichbar gewesen wäre, Abstand zu nehmen.

Mit dem Flugzeug, nach Frankreich und bei Nacht und Nebel mit einem Fischerboot über den Kanal oder nach Spanien und dann nach Gibraltar, dortige Festnahmee und Überstellung als Gefangener auf das britische Festland.
Solche Szenarien wären möglicherweise noch einigermaßen realistisch, aber mit dem Flugzeug auf die britische Insel, dass wirst du mehr oder weniger vergessen können, wenn es einigermaßen realitätsnah sein soll, fürchte ich.
 
Wie dem auch sei, sind nolens volens im Thread zwei Beispiele einer solchen erfolgreichen Flucht nach England genannt. Und auch ein Beispiel für eine entführte Maschine der Luftwaffe, die Maschinen mit 1800 km Reichweite besaß, wie gesagt wurde. In dieser Entfernung von England ist das Szenario also realistisch, was die Ausgangsfrage beantwortet. Ein Risiko hätte wohl keinen Verfolgten vom Versuch abgehalten.

Im 1. Weltkrieg konnte durch das Flugverhalten zumindest den Jägern eine Aufgabe angezeigt werden. Es wäre zu recherchieren, ob so etwas im fraglichen Zeitraum noch möglich war. Flakgeschütze sind natürlich ein anderes Problem.

Eine (Not-)Landung kann bis heute auch bei Ausfall des Funkverkehrs erfolgen. Was im Einzelnen möglich war, dürfte sich über ein Luftfahrtmuseum recherchieren lassen, aber wenn eine Boeing 747 zur Not auf einer Straße landen kann, gibt es für kleinere Maschinen auch Möglichkeiten.

Schwierigkeiten bedeuten noch keine Unmöglichkeit. Bruchrechnen ist auch vergleichsweise schwierig. Dennoch wird die Vermittlung nicht aufgegeben. Bergsteigen ist risikoreich und dennoch ein beliebtes Hobby. Und ich bin sicher, dass so mancher lieber nach England geflogen wäre, statt an die Ostfront zu fahren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielleicht ein Flieger , der auch in England okay ist und mit falscher Kennung!

Für die Kennung wird sich da kaum jemand interessiert haben, denn falsche Hoheitszeichen konnte sich ja jeder auf die Flügel malen bzw. verschaffen.

Geh über den Daumen mal davon aus, alles, was aus dem von Deutschland beherrschten Luftraum kam, wurde in GB erstmal als potentiell feindlich eingestuft und jede unangemeldete Maschine, egal mit welchem Hoheitszeichen für einen potentiellen feindlichen Aufklärer oder für ein Instrument andarweitiger feindlicher Spionage gehalten.


Davon einmal abgesehen:

Es ist in diesem Faden bereits thematisiert worden, wie schwierig es in Deutschland überhaupt war, an ein Flugzeug zu kommen, dass nicht sofort für militärische Zwecke beschlagnahmt wurde.

Eine vom NS-Regime als jüdisch eingestufte Person konnte sich in dem von dir genannten Zeitraum 1943-1944 in Deutschland nicht einmal offen auf die Straße wagen, ohne Gefahr zu laufen aufgegriffen und in ein KZ verschleppt zu werden (so traurig, dieser Umstand ist).
Davon abgesehen, 1943/1944 gewinnen/haben die Alliierten bereits die Lufthoheit über der Nordsee und jedenfalls 1944 auch über Norddeutschland.

Dein erstes Problem wäre zu erklären, wo eine Person, die sich nicht einmal gefahrlos in der Öffentlichkeit zeigen kann, ein Flugzeug her bekommen sollte, zumal dann auch noch eines mit ausländischer Kennung.

Das zweite Problem ist, 1943/1944 hätte nicht nur die Gefahr bestanden über der britischen Insel abgeschossen zu werden, sondern bereits der Flug über die Nordsee, die schon von alliierten Luftstreitkräften beherrscht wurde, wäre reiner Selbstmord gewesen.
1940/1941 hätte man vielleicht irgendwas konstruieren können, dass die Maschine durch eeinen glücklichen Zufall lange unentdeckt geblieben wäre und Gelegenheit gehabt hätte irgendwo auf einem Acker zu landen, bevor die britischen Anfangjäger in der Luft sind.
Da hätte die Leistungsfähigkeit des Radars und die geringe Vorwarnzeit gewisse Spielräumee gelassen.

1943/1944 war das Radar weiter, die Vorwarnzeit und damit die Zeit zum Aufsteigen der Abfangjäger größer und diese Erklärung wäre wesentlich unplausibler

3. (und das ist mMn das Wichtigste), warum hätte jemand, der Flucht beabsichtigte 1943/1944 einen das Risiko eines Fluges nach England auf sich nehmen sollen?

Seit Mitte 1943 wurde in Italien gekämpft, seit Mitte 1944 Frankreich.
Wenn es darum ging das von Alliierten kontrollierte Gebiet zu erreichen um sich selbst in Sicherheit zu bringen, und man unterstellt, dass die entsprechende Person die Mittel hatte in Deutschland und auch ins Ausland relativ unbehelligt reisen zu können, wäre das Einfachste gewesen, sich irgendwo auf dem Land in Italien oder Frankreich zu verstecken und darauf zu warten dass die Alliierten dorthin vorrückten oder sich ganz offen als Zivilist zu diesen zu flüchten.

Ich kann verstehen, dass du Interesse an der Fliegerei hast und dementsprechend gerne etwas mit diesem Thema machen würdest, aber um ehrlich zu sein, ist das Szenario ziemlich unplausibel.
 
Ein Risiko hätte wohl keinen Verfolgten vom Versuch abgehalten.

Davon was zu versuchen? Eine Flucht zu unternehmen?

Das sicherlich nicht. Aber auch ein Verfolgter hätte sich einen Fluchtplan gebastelt, der auch Erfolgsaussichten hatte.

Nehmen wir das Modell Zwischenlandung.
Warum sollte jemand, der es schafft sich z.B. mit dem Flugzeug nach Schweden zu retten, wo er jedenfalls nicht mehr verfolgt wird und erstmal außer Lebensgefahr ist, sich völlig unnötig in das nächste Risiko stürzen und einen potentiellen Selbstmordflug nach England antreten?

Oder warum direkt nach England fliegen, wo mit Abfangjägern undd Flugabwehr zu rechnen war, wenn man auch ein neutrales Land wie Schweden oder die Schweiz ansteuern konnte, wo einem schlimmstenfalls die dauerhafte Aufnahme verwehrt werden und man angehalten werden konnte das Land wieder zu verlassen?

Das passt vorne und hinten nicht zusammen.
Und dafür gibt es eben keine historischen Beispiele.
 
Es gab ja durchaus auch einige wenige Fälle, in denen deutsche Lw-Maschinen nach England geflogen sind, wo die Piloten die Absicht hatten überzulaufen. Da muß es ja auch die Möglichkeit gegeben haben, den feindlichen Abfangjägern irgendwie mitzuteilen, dass man nicht in feindlicher Absicht unterwegs ist.

hier gab es den Fall einer Ju-88, die von ihrer Besatzung in der Absicht überzulaufen (hier eigentlich überzufliegen) nach England geflogen wurde:

Herbert Schmid - Wikipedia
The Defection of Herbert Schmid

Danach hat er mit Flügelbewegungen und Signalleuchten den sich näherden britischen Flugzeugen zu erkennen gegeben, dass er nicht in feindlicher Absicht unterwegs war.

Daüberhinaus gab es auch einige Fälle, in denen sich Lw-Piloten verflogen haben, und in der irrtümlichen Annahme, wieder auf heimischen Territorium zu sein auf Flugplätzen der RAF gelandet sind. Das dürfte nach Landung sowohl bei den Piloten als auch dem RAF-Bodenpersonal Erstaunen ausgelöst haben.
 
Auch, wenn ich annehme, dass die Posts sich überschnitten: Dennoch hat es funktioniert,

Nicht in dieser Konstellation

Wie dem auch sei, sind nolens volens im Thread zwei Beispiele einer solchen erfolgreichen Flucht nach England genannt. Und auch ein Beispiel für eine entführte Maschine der Luftwaffe, die Maschinen mit 1800 km Reichweite besaß, wie gesagt wurde.

Allerdings sind das alles Beispiele, in denen die betreffenden Personen völlig legalen Zugang zu Flugzeugen hatten.

Eine vom NS-Regime als jüdisch betrachtete und daher verfolgte Person, hatte allerdings schlechte Chancen in der Luftwaffe oder als Testpilot in der (kriegswichtigen) Industrie Beschäftigung zu finden und so ungehinderten Zugang zu Flugzeugen zu bekommen.

Kleiner Unterschied.

Es sei denn natürlich, man wollte die Geschichte so aufziehen, dass es der Person gelungen sei sich irgendwo einen falschen "Ariernachweis" zuzulegen und damit die Behörden zu täuschen und z.B. zur Luftwaffe zu kommen.

Dann wäre so etwas, wie eine Flucht dadurch sich einfach von einer Angriffswelle abzusetzen und irgendwo in England zu landen natürlich möglich (allerdings tendenziell 1943/1944 nicht mehr, es wurde ja kaum noch effektiv gegen die britischen Inseln geflogen).
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein Roman ist keine Geschichtsschreibung. Was real vorkam, kann kombiniert werden und es bleibt realistisch. Oft gilt das auch bei Handlungsbestandteilen, die nur möglich und für Zeitgenossen denkbar waren, aber so nicht bezeugt sind. Die werden oft genug ja sogar von der Geschichtswissenschaft postuliert. Wenn es einen Piloten gab, ist es zweifellos denkbar, ein Flugzeug zu organisieren.

Die Bestandteile samt als Arier getarnter Juden kam vor. Erst recht unerkannte Regimefeinde und Pazifisten.

Unwahrscheinlich ist auch etwas anderes als unrealistisch. Und welcher Roman stellt schon Wahrscheinliches dar?

Aber es ist natüriich ein Problem, warum es aus Königsberg ausgerechnet nach England gehen soll, statt nach Norden (oder Osten). Das wirkt erst mal wie eine Luxusentscheidung, die keiner freiwilig getroffen hätte, undenkbar war. Aber das mag die Story ergeben und war nicht gefragt.
 
Das hast du in jedem Krieg, dass Deserteure oder Überläufer auf das Glück hoffen müssen, die Linien unverletzt zu passieren, um sich dann dem Kriegsgegner zu ergeben.


Ich weiß ja nicht, ob du professionell schreibst und veröffentlichst (wobei ich jetzt traditionell denke, mit echten Verlagshäusern, kein BoD) oder ob du nur für den Hausgebrauch schreibst. Aber wenn du ernsthaft daran denkst, einen Roman zu Holocaustflüchtlingen zu veröffentlichen, dann ist das Thema einfach zu heikel für eine Geschichte, die zwar vielleicht in den technischen Details möglich gewesen wäre, für die es aber keinen annähernden Beleg gibt.
Ja ich schreibe einen Abenteuerfantasy Roman und da ist freie Gestaltung dem Autor überlassen. Es geht nicht um Holocaust sondern einen Flüchtling der andere Wege sucht nach England zu kommen. Das Ganze ist nur ein Faden nur ich möchte jeden Faden gut hinterfragen vor ich ihn schreibe. Das Ganze wird natürlich mit einem echten Verlag laufen und ich habe bereits Lektoren konsultiert und auch mit Verlagen gesprochen. Ist untypisch aber das war mir egal, denn wenn man eine so große Geschichte schreibt, mit viel Recherche, sollte das auch Sinn machen. Ich arbeite im Geschichtsbereich und mir ist wichtig für mich die Anteile gut zu verstehen. Ach und ein Verlag wollte mir die Idee abkaufen, nur das wollte ich nicht.
 
Erstmal ein riesiges Danke schön an alle die mit Ihrem Wissen mir helfen wollten. Ich habe jetzt das ganze Material (8 Seiten) ausgedruckt und werde es nach bearbeiten. Falls noch Fragen sind schreibe die hier oder spreche das Mitglied direkt an. Ich werde die Hilfe des Forum auch in die Quellenangaben mit bringen. Danke
 
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