Zufriedenheit des Volkes:

Kramarc

Neues Mitglied
Hallo an alle :)
bräuchte hilfe bei einer kleinen hausaufgabe:

Diskutieren Sie anhand der Verfassung der DDR und einer anderen deutschen Verfassung des 19. und 20. Jahrhunderts, wie stark die Akzeptanz des politischen Systems dadurch beeinflusst wurde, ob die Verfassungsgebung durch das Volk erfolgt ist!

Als 2te Verfassung würde ich jetzt die Weimarer Verfassung nehmen...
Hab bisher nur einen Ansatz:
Verfassung DDR:
-> Volk hat nicht mit an Verfassung gearbeitet
-> hohe unzufriedenheit
-> sogar Demonstrationen

Weimarer Verfassung:
-> Volk hat einfluss auf Verfassung gehabt
-> zufrieden mit Verfassung

Fällt jemanden dazu noch mehr ein?!
bin über jede hilfe dankbar
MfG Marc
 
Vielleicht könntest du noch die Frage ansprechen, inwieweit die Parteienbildung zur jeweiligen Funktionalität der Verfassung beigetragen (oder eben nicht beigetragen hat) - dabei denke ich z.B. an die Einheitspartei in der DDR, bzw. auf die extrem vielen Mini-Parteien, die sich aufgrund der Weimarer Verfassung gebildet haben (es gab keine sog. 5%-Hürde für die Parteien).
Und inwieweit das dann die Zufriedenheit oder eben Unzufriedenheit letztlich zusätzlich beeinflusst hat.

Wenn nämlich ein Parlament handlungsunfähig wird, weil jeder Karl, Heinz, Klaus und Peter eine eigene Partei hat und sein eigenes Süppchen kocht, ist es schwierig, ein Land vernünftig zu regieren.

Andererseits ist die Einheitspartei wohl auch keine Lösung, da hierbei der freie Wille, eine bestimmte Partei zu wählen, gleich null ist - weils eben keine andere Wahlmöglichkeit mehr gibt.

Ist nur eine Idee, aber ich weiß nicht, ob es nicht vielleicht den Rahmen sprengt...
 
Ich würde zudem nicht pauschal sagen, dass die Menschen in der Weimarer Republik mit ihrer Verfassung zufrieden gewesen wären. Nimm mal die ganzen Republikfeinde von rechts und links...

Andererseits ist die Republik im Wesentlichen durch die Weltwirtschaftskrise von 1929 gescheitert, ansonsten hätte sie womöglich Bestand gehabt. Sie ist also nicht ursprünglich durch das eigene Volk "gestürzt" worden.

Genauso könnte man erwähnen, dass die DDR nicht unbedingt nur deswegen niederdemonstriert wurde, weil die Verfassung totalitär war, sondern ebenso deswegen, weil die Wirtschaft den Bedürfnissen der Menschen nicht nachkam bzw. nachkommen konnte.
 
Naja ich denke das die Wirtschaftslage in der DDR auch nur eine Reaktion auf die politische Situation war. Hätte man das Volk mehr in die Politik einbezogen, wären vllt solche Probleme eher aufgefallen bzw. hätten gelöst werden können.
 
Nur mal so als Denkanstoß: eine Verfassung bzw. Gesetze machen ein Volk nicht zufriedener wenn diese als gut befunden werden. Sie machen ein Volk lediglich unzufriedener, wenn sie als nicht gut befunden werden. Eine Verfassung bzw. Gesetze im Allgemeinen sind damit "Hygienefaktoren", sofern man die Herzbergsche Theorie auf diesen Kontext übertragen möchte. Kurz "Zufriedenheit des Volkes" passt begrifflich nicht, "Akzeptanz des politischen Systems" ist weitaus passender.
 
die Wirtschaftslage in der DDR auch nur eine Reaktion auf die politische Situation war.


Das denke ich nicht. Die Wirtschaftslage war vorbestimmt durch fehlenden Wettbewerb und den durch die Sowjetunion verzögerten Wiederaufbau.

Das hat dann natürlich auch zur Unzufriedenheit der Menschen beigetragen. Jetzt stellt sich die Frage: Wertet man das als Unzufriedenheit aufgrund der - die schlechte Wirtschaftslage determinierenden - Verfassung oder als externen Faktor, der neben der Verfassung zum Unfrieden beitrug?

Dazu sollte man sich die Verfassung anschauen, die gab ja vermutlich die kontraproduktive Planwirtschaft vor.
 
also war die Unzufriedenheit der BV in der DDR nicht ausschließlich die schuld der Verfassung und Regierung sondern kamen noch andere Faktoren hinzu... gab es überhaupt Menschen in der DDR die zufrieden waren mit dem System und der Verfassung (jetzt abgesehen von der Regierung an sich)
 
Sicherlich gab es solche Menschen. Für vielen ging es ja - vor allem in den Anfangsjahren - trotz allem bergauf, wenn auch eben langsam. Der Vergleich mit dem Westen war zwar immer hart, aber wenn man spät genug geboren wurde und zeitlebens Parolen hörte, dann war man sicher grundsätzlich von der DDR überzeugt.

Und genau, meiner Meinung nach kamen andere Faktoren zur Unzufriedenheit hinzu, das waren vor allem die sozialistische Planwirtschaft, die einfach nicht flexibel auf die Nachfrage reagieren konnte und die keine freien Anbieter, Konkurrenz und damit Rendite und deswegen Investitionsanreize zuliess.

Man darf aber das Ausmaß der verfassungsbegründeten Unzufriedenheit auch nicht unterschätzen, 40 Jahre Gleichmacherei, permanente Bespitzelung, durchsichtige Propaganda und Webfehlerseilschaften haben einfach an sich auch schon einen Unmut geschürt.
 
@Kramarc

Meine Mitdiskutanten haben Dich schon auf den richtigen Weg geführt, und zwar den Unterschied von gesetzter Verfassung (Verfassungstext) und Verfassungswirklichkeit.

Die Verfassung der DDR, die Du mit der Weimarer Verfassung vergleichen möchtest, ist bestimmt die von 1968 in der Fassung von 1974:

Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik (1968)

Ab jetzt beginnt Dein Problem. Die DDR war ein totalitärer/spättotalitärer Staat mit sozialistischen Produktionsverhältnissen (Vergesellschaftung aller Produktionsmittel), die Weimarer Republik ein demokratische verfasster Staat, mit kapitalistisch verfasster Wirtschaft.

Um es auf die Spitze zu treiben, die Verfassung der Weimarer Republik wurde durch die frei gewählte Nationalversammlung (demokratische Repräsentationsorgan)beschlossen, die Verfassung der DDR von 1968 durch Volksentscheid bestätigt.

Dein Lehrer stellt auf die "Akzeptanz" ab. Die Verfassung der Weimarer Republik wurde "Verfassungswirklichkeit" und somit auch Lebenswirklichkeit der Menschen, auch wenn viele z.B.: Rechte und Kommunisten sie ablehnten.

Die Verfassung der DDR, wurde bis auf Ausnahmen, wie führende Rolle der Partei (SED usw.), niemals "Verfassungswirklichkeit" und auch nicht Lebenswirklichkeit der Menschen in der DDR, sie spielte einfach keine Rolle, da totalitäre Staaten auch gegen ihre eigenen Gesetze verstießen, wenn es machtopportun war.

Ergo, nicht das Zustandekommen der Verfassung ist entscheidend, sondern die "Verfassungswirklichkeit", die dann auch zur Lebenswirklichkeit werden kann.

Nun zu Deiner Frage in #5. Wie geschrieben, die Verfassung spielte in der DDR keine Rolle, "Zufriedenheit" der Bevölkerung ist eine kaum greifbare soziologische, psychologische und historische Kategorie. Es gab ca. 2,2 Mio. Mitglieder der SED, dazu kamen ca. 470.000 Mitglieder der sog. Blockparteien. Bei einer Bevölkerung der DDR mit ca. 16,8 Mio. Menschen, wenn Du jetzt noch die unter 18-jährigen herausrechnest, kämst Du auf eine ziemlich hohe Zahl der Menschen in der DDR die sich zur DDR und dem politischen System bekannten. Das ist aber genau der Trugschluß bei der Analyse totalitärer Systeme, nicht formelle Teilhabe, wie Mitgliedschaft in einer Partei ist bei der historischen Analyse wichtig, sondern der Grund, das konnte tatsächliche politische Überzeugung sein, aber auch Opportunismus, Feigheit, Interessenlosigkeit ("Laßt mich in Ruhe, ich unterschreibe schon..."). Hüte Dich aber bitte in einer Verurteilung.

Good luck!

M.
 
Zurück
Oben