Zum Thema "Faschismus und NS-Ideologie"

B

bad_boy

Gast
Hallo,
für die Schule muss ich eine Erörterung zu der Aussage "Ein Staat kann nur so demokratisch sein wie seine Bürger." schreiben, bezogen auf das Thema "Faschismus und NS-Ideologie". Wie würdet ihr diese Aussage verstehen und im Bezug auf die Zeit interpretieren?
Ich bitte um Eure Hilfe!
Vielen Dank im vorraus!
 
Hallo,
für die Schule muss ich eine Erörterung zu der Aussage "Ein Staat kann nur so demokratisch sein wie seine Bürger." schreiben, bezogen auf das Thema "Faschismus und NS-Ideologie". Wie würdet ihr diese Aussage verstehen und im Bezug auf die Zeit interpretieren?
Ich bitte um Eure Hilfe!
Vielen Dank im vorraus!


Wenn du ein bisschen in deinem Geschichtsbuch schmökerst, oder hier im Forum liest, dürftest du feststellen, dass die NSDAP durch eine (legale) Wahl in den Reichstag gelangte. Wenn du dann schaust, wie die Entwicklung von da aus verlief, denke ich, du wirst einige Ansätze und Ideen dazu finden und zwar ganz aus eigenem Nachdenken. Denn das ist ja eigentlich Sinn und Zweck dieser Aufgabe.
Bitte nicht persönlich nehmen, aber deine Hausaufgaben wird dir hier denke ich, niemand abnehmen. :)
 
Ein kleiner Gedanke: Demokratie meint Herrschaft des Volkes.
Wird damit von den Bürgern aktives oder passives Verhalten verlangt?
Kann eine Demokratie mit beiden Sorten Menschen funktionieren (also nur mit passiven oder nur mit aktiven)
 
Ein kleiner Gedanke: Demokratie meint Herrschaft des Volkes.
Wird damit von den Bürgern aktives oder passives Verhalten verlangt?
Kann eine Demokratie mit beiden Sorten Menschen funktionieren (also nur mit passiven oder nur mit aktiven)
Das ist eine sehr gute Frage, die mich auch interessiert.
Ich hab mich ja seit der Wende (1989/90) immer für die Festschreibung von Elementen der „direkten Demokratie“ in die Verfassung eingesetzt. So hab ich mich z. B. während der öffentlichen Diskussion über die Verfassung des Landes Brandenburg sehr für die Einflechtung dieser Elemente eingesetzt.
„Direkte Demokratie“ meint ja die direkte Mitbestimmung der Bürger bei poltitschen Themen in einem Volksentscheid, eben jene Möglichkeit der Mitbestimmung, die es auch in der Schweiz (z. B.) gibt. Ein Volksentscheid ist in Brandenburg für die Landesregierung verbindlich – also anders, als beispielsweise in Berlin. Die „direkte Demokratie“ ist für mich die höchste Form der Demokratie.

Dem gegenüber wird eine Demokratie, in der die Bevölkerung ausschließlich in bestimmten Abständen durch Wahlen die Politik mitbestimmen können, „indirekte Demokratie“ genannt. Hier regieren ausschließlich die in einer demokratischen Wahl gewählten, meist professionellen Politiker, ohne weitere Mitbestimmungsmöglichkeiten der Bürger.
 
Die Weimarer Republik wird manchmal als 'Demokratie ohne Demokraten' oder 'Republik ohne Repubilkaner' bezeichnet. Da die Demokratie der WR immer darunter gelitten hatte, dass
a) die alten Eliten des Kaiserreiches nach wie vor in Justiz und Verwaltung saßen
b) die Republik als solche immer mit der Niederlage im ersten WK verbunden wurde > Dolchstoßlegende
c) sich mit der Verschlechterung der wirtschaftlichen Bedingungen immer breitere Teile der Gesellschaft radikalisierten
d) es auch in intellektuellen Kreisen Tendenzen gab, Demokratie als 'Undeutsch' anzusehen und einen 'Mittelweg' zu gehen > Heidegger
e) es zum Ende hin zu Wahlergebnissen kam, bei denen antidemokratische Parteien zusammengenommen mehr als 50% der Stimmen auf sich vereinnahmen konnten (KPD+NSDAP)

man könnte noch mehrere Punkte anführen, die hier haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
 
Noch was bad boy,


ich weiß nicht, wie viel du für die Schule ausgraben musst, aber deine Fragestellung muss sich nicht nur auf Deutschland beziehen. Wenn du dir politische Karten Europas aus den 30ern anschaust, wirst du feststellen, dass eine Menge autoritäre/faschistoide/faschistische Staaten gegeben hatte. In einigen Staaten gab es Bündnisse zwischen faschistischen Parteien und den Kirchen, wie in Österreich, Spanien oder Polen, in anderen Staaten wie in Nazi-Deutschland konnte sich die NSDAP zuerst mittels der etablierten konservativen Parteien der 'alten Eliten' nach oben hieven, um sie dann erschreckend schnell kalt zu stellen. Allen gemein war eine Unterstützung des Bürgertums und ein gewisser Anti-Modernismus. Demokratien wurden als schwach bewertet, außerdem hatte man Angst vor den Stimmen und Parteien der zahlenmäßig stärkeren Arbeiterschichten.
Im so genannten 'Austro-Faschismus' Österreichs in den 30ern siehst du sogar Tendenzen, eine Art Ständegesellschaft zu errichten, in Spanien ähnlich.

Bei deiner Fragestellung "Ein Staat kann nur so demokratisch sein wie seine Bürger." solltest du deshalb mal schauen, was denn die Bürger überhaupt unterstützen und warum sie es tun. Warum es Zeiten gab (und leider gibt) in denen ein autoritäres System durchaus Unterstützung von breiten Teilen einer Gesellschaft erfährt. Die Vorstellung, dass eine kleine 'böse' Partei sich ohne Unterstützung - und zwar wichtiger Unterstützung aus Teilen der Bevölkerung - lange halten oder erst überhaupt an die Macht gelangen kann, ist nämlich nicht zutreffend.
 
Zuletzt bearbeitet:
e) es zum Ende hin zu Wahlergebnissen kam, bei denen antidemokratische Parteien zusammengenommen mehr als 50% der Stimmen auf sich vereinnahmen konnten (KPD+NSDAP)
Es gab mWn noch mehr antidemokratische Parteien als die beiden. Man wäre wahrscheinlich sogar schneller wenn man die republikfreundlichen aufzählt.
 
Da ich dieselbe Hausaufgabe habe, kann ich natürlich einiges zu dem Thema sagen, was aber finde ich sehr hilfreich ist, ist sich eine Gegenthese zu überlegen, wie etwa "Ein Staat ist demokratischer als seine Bürger". Wenn man das dann gegenüberstellt, kann man deutlich leichter Argumente entwickeln.
 
Da ich dieselbe Hausaufgabe habe, kann ich natürlich einiges zu dem Thema sagen, was aber finde ich sehr hilfreich ist, ist sich eine Gegenthese zu überlegen, wie etwa "Ein Staat ist demokratischer als seine Bürger". Wenn man das dann gegenüberstellt, kann man deutlich leichter Argumente entwickeln.

Man könnte auch überlegen, ob es Staaten gibt, die undemokratischer als ihre Bevölkerung sind. Großartig austreten sollte man solche Überlegungen im Zusammenhang mit dem NS aber nicht, da beide Fälle (Staat demokratischer/Bevölkerung demokratischer) hier kaum zuzutreffen scheinen. Dass die These "Ein Staat kann nur so demokratisch sein wie seine Bürger" anfechtbar ist, bleibt natürlich unbenommen.
 
Man könnte auch überlegen, ob es Staaten gibt, die undemokratischer als ihre Bevölkerung sind...
Selbstverständlich gab es die, denn sonst würden Diktaturen nie gestürzt werden. Die Ostblock-Staaten 1989/90 halte hier ich für ein gutes Beispiel.

Auf der anderen Seite gab es durchaus auch Staaten, deren Verfassung demokratischer war, als die Denk- und Lebensweise der Bevölkerung. Hier muß man imho sogar die BRD der ´50er und ´60er Jahre nennen.
Wie das mit der Weimarer Republik aussah, vermag ich nicht einzuschätzen.
 
Was bitte, ist überhaupt ein "Demokrat"? Jemand, der daran glaubt? Jemand, der mitmacht? Jemand, der sie verteidigt?

Zufrieden mit den demokratischen Abläufen äußerten sich nur noch 49 Prozent der Befragten. Das seien elf Prozentpunkte weniger als im September 2005 und der niedrigste je im Deutschlandtrend gemessene Wert, hieß es. 51 Prozent der Befragten sind weniger bis gar nicht zufrieden mit dieser Regierungsform.

Umfrage: Mehrheit der Deutschen zweifelt an der Demokratie - Politik - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten

;)
 
[Mod] räusper! [/Mod]

DieUntersuchung aus dem Jahr 2005 befaßt sich ja eindeutig nicht mit historischen Gegebenheiten. Habt bitte ein Auge darauf, mit welchem Zeitraum bad_boy sich befassen muß.
 
Was bitte, ist überhaupt ein "Demokrat"? Jemand, der daran glaubt? Jemand, der mitmacht? Jemand, der sie verteidigt?

Zufrieden mit den demokratischen Abläufen äußerten sich nur noch 49 Prozent der Befragten. Das seien elf Prozentpunkte weniger als im September 2005 und der niedrigste je im Deutschlandtrend gemessene Wert, hieß es. 51 Prozent der Befragten sind weniger bis gar nicht zufrieden mit dieser Regierungsform.

Umfrage: Mehrheit der Deutschen zweifelt an der Demokratie - Politik - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten

;)


Die Frage ist, ob die 51 % mit der Regierungsform unzufrieden sind, weil ihnen die parlamentarische Demokratie als zu undemokratisch erscheint, und die Möglichkeit, tatsächlich auf politische Willensbildung einwirken zu können, als zu minimal angesehen wird oder ob sich die Mehrheit der Unzufriedenen tatsächlich einen noch autoritäreren Staat wünscht. (...)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
[Mod] räusper! [/Mod]

DieUntersuchung aus dem Jahr 2005 befaßt sich ja eindeutig nicht mit historischen Gegebenheiten. Habt bitte ein Auge darauf, mit welchem Zeitraum bad_boy sich befassen muß.

Verstehe den Hinweis.

Nicht nur finde ich den Satz dumpfbacken, steckt ihm nicht auch eine Tautologie?

"Ein Staat kann nur so demokratisch sein wie seine Bürger."
Sind nicht auch die Bürger nur so demokratisch, wie ihr Staat?
 
Neben aller berechtigten Zweifel an der Fragestellung überhaupt ist sie vor allem: eine typische Schulaufgabe. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich vor 10 Jahren im Geschichts-LK eine sehr ähnliche Aufgabe hatte.

Ziel und Zweck sind hier nicht die Dekonstruktion der Begrifflichkeiten - das würde meiner Erfahrung nach auch eher den Lehrer als die Schüler belasten. ;-) - sondern kurz und knapp 'Gründe' zu benennen, warum denn die Weimarer Republik untergegangen bzw. ohne großen Rückhalt in der Bevölkerung gewesen ist. Das an so einer schwierigen Frage, der sich ja nur immer multikausal angenähert werden kann, schon sehr kluge Köpfe zerbrochen wurden, ist klar.
Für den Unterricht braucht bad_boy nicht mehr, da ja leider immer dann, wenn es wirklich spannend wurde/wird im Geschichtsunterricht, das nächste Thema - meist völlig zusammenhangslos - schnell durchgepeitscht wurde/wird.
 
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