Zusammenhang zw. röm Eroberung Germaniens und späterer Verbreitung des Katholizismus

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Quaestio

Gast
Hallo,


Mir ist aufgefallen, dass der Verlauf Limes und damit die Verbreitung römischer Kultur in Germanien in etwa den Raum eingrenzt, in dem sich Jahrhunderte Später der Katholzismus festigte, während die nördlich und östlicheren Gebiete mehrheitlich protestantisch wurden(lediglich das heutige Nordbayern scheint mir dabei herauszufallen, wobei Mittelfranken hohe protestantische Anteile hat). Gibt es möglicherweise Untersuchungen dazu? Oder haltet ihr den Zusammenhang für völlig zufällig?

Zwischen der Errichtung des Limes und der Verbreitung des Protestantismus liegen natürlich Jahrhunderte, in denen sich der Katholizismus in verschiedenen Regionen aus verschiedensten Gründen unterschiedlich stark festigen konnte. Dass er das aber gerade in den Römerstädten des Rheinlandes und dem besetzen Teil des heutigen Bayerns tat ist doch auffällig.
 
Baden-Württemberg war weitgehend römisch und ist heute weitgehend protestantisch. Die lutherisch beeinflusste Bauernbewegung war hier besonders stark. Ist also nicht ganz so einfach.

Die Ausbreitung des Protestantismus hätte ich grob vereinfacht auf
a) die Reichweite des katholischen, habsburgerischen-österreichischen Kaisers einerseits
b) die Einmischung von den Protestantismus unterstützenden ausländischen Mächten (Frankreich im Südwesten, Schweden im Norden) andererseits

zurückgeführt.

Die alten Grenzen des römischen Imperiums haben aber auf jeden Fall Spuren bis heute hinterlassen. An die Küche beispielsweise darf man bis heute jenseits des Limes keine grossen Ansprüche stellen...
 
Da zwischen dem Ende des römischen Reiches in unserer Region und der Reformation knapp 1000 Jahre liegen, kann hier kein ursächlicher Zusammenhang ausgemacht werden. Man beachte auch Polen, dass nie Teil des römischen Reiches war und trotzdem katholisch ist.
Frankreich war im Übrigen im 30jährigen Krieg katholisch, was es nicht daran hinderte, gegen den Kaiser protestantische Mächte zu unterstützen, was zeigt, dass der 30jährige Krieg zwar im Ursprung ein Konfessionskrieg war, aber diesen Aspekt sehr schnell hinter sich ließ.
Weitere katholische Regionen: Westfalen, Emsland, Eichsfeld. Und mindestens das Eichsfeld, können wir ziemlich sicher sagen, war nie römisch.
 
Hallo,


Mir ist aufgefallen, dass der Verlauf Limes und damit die Verbreitung römischer Kultur in Germanien in etwa den Raum eingrenzt, in dem sich Jahrhunderte Später der Katholzismus festigte, während die nördlich und östlicheren Gebiete mehrheitlich protestantisch wurden(lediglich das heutige Nordbayern scheint mir dabei herauszufallen, wobei Mittelfranken hohe protestantische Anteile hat). Gibt es möglicherweise Untersuchungen dazu? Oder haltet ihr den Zusammenhang für völlig zufällig?

Zwischen der Errichtung des Limes und der Verbreitung des Protestantismus liegen natürlich Jahrhunderte, in denen sich der Katholizismus in verschiedenen Regionen aus verschiedensten Gründen unterschiedlich stark festigen konnte. Dass er das aber gerade in den Römerstädten des Rheinlandes und dem besetzen Teil des heutigen Bayerns tat ist doch auffällig.

Das halte ich doch für eher zufällig, zumal es da auch - wie Du ja selbst schreibst - einiges an Ausnahmen gibt. Die territoriale Aufteilung der katholischen und evangelischen Konfessionen in Deutschland ist eine Folge des Augsburger Reichs- und Religionsfrieden ? Wikipedia von 1555, der die Kompromißfolge Cuius regio, eius religio ? Wikipedia beinhaltete. Der Landesherr bestimmte die Konfession seines Territoriums.

Hier die Karte des Heiligen Römischen Reiches nach Konfessionen für 1648: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/0f/HolyRomanEmpire_1618.png

In der Tendenz kann man die Aussage machen, dass der Norden und der Osten im Wesentlichen protestantischer sind als der Süden oder der Westen. In den alten rechtsrheinischen, römischen Provinzen bestanden im MA die Erzbistümer Köln, Trier und Mainz, in denen die Bischöfe als Territorialherren katholisch blieben und somit auch ihre Untertanen. Am Niederrhein im Herzogtum Kleve (auch Teil des römischen Reiches) ist der Protestantismus eingeführt worden.

Man könnte die Frage untersuchen, ob die starke Stellung einiger Bistümer im Westen durch ihre Tradition, die bis in die Spätantike zurückreicht, begründet ist. Nach dem Zerfall des Römischen Reiches trat oftmals die Kirche und ihre Bischöfe als "Nachfolger" der römischen Verwaltung ein. Wenn man dieser Argumentation, die erstmal untersucht werden müßte, folgt, könnte man einen gewissen Zusammenhang zwischen dem Limes und der territorialen Konfessionsaufteilung herstellen.

Für den Süden würde das nicht gelten, weil dort das Herzogtum Bayern bestand. Dort hat der Herzog gegen den Protestantismus entschieden.

Für den Bereich der heutigen Niederlande und der Schweiz würde es auch nicht gelten. Obwohl in der Antike in weiten Teilen römisch, sind diese Gebiete protestantisch geworden.

Also die These "Römergebiet = Katholikengebiet" ist m. E. abzulehnen.:nono:

Stattdessen müßte man dann für jedes einzelne Herrschaftsgebiet schauen, warum man entweder katholisch blieb oder sich reformieren ließ.
 
Wie Carolus würd ich die Entstehung dieser Spaltung in die Zeit des 16. Jahrhunderts stecken.

Das liegt zum einen auch daran, dass die Germanien erobernden und limesbauenden Römer mit dem Katholizismus noch nicht so viel am Hut hatten (das waren Heiden ;)) und dass dann später im Mittelalter auch eher eine Spaltung bestand, mit der man erklären kann, warum die Russen orthodox sind und wir nicht, aber nicht, warum Niedersachen protestantisch ist und München katholisch...
Und zweitens hab ich auch noch nie gehört, dass die Römer bis nach Polen kamen, ein erzkatholisches Land WEIT jenseits des Limes... wie will man das dann erklären?
 
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