Zwangsvereinigung von KPD und SPD

Tina

Neues Mitglied
Hallo :)

Ich habe eine Hausaufgabe aufgekriegt,über die ich schon längere Zeit nachdenke. Nur eine plausible Antwort bzw. mehrere Antwortmöglichkeiten kommen mir nicht in den Sinn.

Deshalb dachte ich,dass ich mal nachfrage.

Welche Gründe haben die Ost-SPD zur Zusammenarbeit mit der KPD bewogen?
 
ZWANGS-Vereinigung!

Gab's da nicht so einen Spruch von wegen "russischer Bajonette"?

SPD-Leute, die sich weigerten, wurden u.a. verhaftet.
 
Außerdem empfehle ich das Buch "Die Revolution entlässt ihre Kinder" von Wolfgang Leonhard, in dem der Vereinigungsprozess gut beschrieben wird.
 
Mein Geschichtspauker (damals SPD-Bildungsobmann) nannte für Grothewohl persönlich als Grund für sein Verhalten das die Vereinigung wenn nicht möglich machte, so doch beschleunigte:
"sein Wissen um seine Zweiklassigkeit im Vergleich zu Schumacher"
"Ein Grothewohl hätte in einer Gesamtdeutschen SPD eine kleine, bis gar keine Rolle gespielt"

Grüße Repo
 
Auch wenn die Vereinigung zweifellos unter Zwang stattfand, darf man trotzdem nicht vergessen, dass es unter einem nicht unerheblichen Teil der Sozialdemokraten Sympathien für eine "Volksfront" mit der KPD gab. Dabei sollte man auch nicht den Vorlauf während der Weimarer Republik vergessen. Damals gab es in Sachsen eine SPD-KPD-Koalitionsregierung, die von der SPD-geführten Reichsregierung mit militärischen Mitteln abgesetzt wurde. Trotzdem (oder deswegen ?) blieb gerade im "Roten Sachsen" aber auch in Thüringen und in Berlin der Gedanke des Zusammengehens immer im Raum, unter dem Eindruck der Nazi-Machtergreifung, die damit evt. zu verhindern gewesen wäre, und unter der Protektion der sowjetischen Besatzung war die Zustimmung unter den ostdeutschen Sozialdemokraten sicherlich nicht unerheblich. Aber letztlich blieb ihnen eben auch gar keine andere Wahl, sich politisch zu betätigen. Eine sozialdemokratische Partei neben der "Einheitspartei" war völlig illusorisch. Also gingen viele Sozialdemokraten in die SED, in der Hoffnung dort wenigstens etwas zum Besseren bewegen zu können. Aber auch diese Hoffnung trog. Wer den Stalinismus der SED Ende der Vierziger, Anfang der Fünfziger pateiintern kritisierte wurde mundtot gemacht. Etliche Sozialdemokraten, die noch hoffnungsvoll in die SED gegangen waren, mussten erkennen, dass dies nicht ihre politische Heimat sein konnte. Sie wurden aus der Partei ausgeschlossen, gingen freiwillig (was auch schon erhebliche berufliche Konsequenzen haben konnte) oder mussten gar in Gefängnis.
 
saxo schrieb:
...Die 49% der SPD waren Schumachers Werk. Und nicht unbedingt eins, worauf er stolz sein durfte. Ein Spalter, wie er im Buche steht. Wikipedia beschreibt seinen Führungsstil geradezu vernichtend...

eine interessante verdrehung der tatsachen...

die berliner spd stimmte auf einer mitgliederversammlung anfang märz mit überwältigender mehrheit für eine urabstimmung der mitglieder zur frage der vereinigung mit der kpd und verweigerte damit otto grotewohl und dem zentralbüro die gefolgschaft.

die am 31.03.46 durchgeführte urabstimmung konnte dann nur noch in den wetssektoren durchgeführt werden. das ergebnis war eindeutig, 80% gegen die vereinigung.

die sowjetische besatzungsmacht hatte die berechtigte sorge, dass das ergebnis im ostsektor und der sbz ähnlich niederschmetternd gewesen wäre und verbot alle mitgliederbefragungen zu diesem thema.

dennoch hat sich das zentralbüro um otto grotewohl für die vereinigung mit der kpd ausgesprochen und somit die spd in der sbz aufgelöst. übrigens, bis zum mauerbau 61 gab es noch spd-mitglieder in ost-berlin, die ihre beiträge bezahlten. natürlich war das in augen der ddr-staatsmacht illegal.
 
Die SED wurde aus KPD-Ost und SPD-Ost 21./22.April 1946 gegründet. Dass die KPD die treibende Kraft der Zwangsvereinigung war ist bekannt.
(Parallelen zur nächsten Zwangsvereinigung Sommer 2007 mit Linkspartei.PDS (ehemals SED) und WASG sind unverhüllt erkennbar.)


Wenn ich mich richtig erinnere schreibt aber Leonhard, dass die tatsächlich "treibende" Kraft die Sowjetadministration war, ausgehend von den österreichischen Wahlergebnissen.


Grüße Repo
 
Die Einigungsbestrebungen waren auch in den Westzonen vorhanden. Hendrik Bunke zitiert in seinem Buch "Die KPD in Bremen von 1945- 1968" Köln, Papyrossa Verlag 2001 Hermann Osterloh als Vertreter der SPD und trifft dabei wohl den Nagel auf den Kopf. Man müsse sich "darüber im klaren sein, dass die Einheit nicht einfach in Bremen bestimmt werde, sondern dass das eine Reichsangelegenheit" sei und "dass entscheidend eben die Amerikaner seien." Und diese waren froh, mit Schumacher einen überzeugten Antikommunisten an der Spitze der SPD zu haben, dessen Linie sich auf der Wennigsener Konferenz im Oktober 1945 durchsetzte.
Als Ergänzung bietet sich auch die Forschungsarbeit von Matthias Loeding "Otto Grothewohl contra Kurt Schumacher- Die Wennigsener Konferenz im Oktober 1945" Politica- Schriften zur politischen Wissenschaft Bd. 60; Hamburg 2004 an.
 
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