Zwei Fragen zum Ersten Weltkrieg

kevin-biene

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Moin Leute, ich bin nicht Deutscher und mein Deutsch ist nicht so gut, wenn es schwer zu verstehen ist schreibe ich noch einmal auf Englisch.

1 Warum hatte Deutschland den Krieg gegen Frankreich in 1870 udn 1941 schnell gelungen aber in 1914 fehlgeschlagen?

Ist es wegen den Waffen?

Man sagt, damals die Waffe sehr zu gunsten der Verteidiger ist?

2 Haette Deutschland Belgien nicht eingegriffen in 1914 wuerde Grossbritanien trotzdem Frankreich beistehen?
Und sucht er eine Ausrede wie Unbegranzte U-Boot usw?
 
Ich zitiere mich einfach selbst:

Der Schlieffenplan sah vor, dass eine große Schwenkbewegung der Flügelarmeen über Lüttich, Brüssel und Lille ins Werk gesetzt wird. Das Ziel war die Umfassung des französischen Feldheeres. Die ganze Operation folgte einen ganz exakten Zeitplan, denn schließlich sollte zu einem festgelegten Zeitpunkt der Feldzug im Westen beendet sein, weil dann der Osten Deutschlands durch die Russen bedroht werden würde. Bekanntermaßen tauchten die Russen viel schneller an den Grenzen von Ost-Preußen auf, als allgemein erwartet worden war.

Die Operation im Westen klappte aber nicht ganz so wie vorgesehen, denn die 3.Armee unter von Hausen und die 4.Armee unter Albrecht von Württemberg machten fälschlicherweise die ersten Schwenkbewegungen mit. Dadurch hing die rechte Flanke ein wenig in der Luft.

Bereits am 02.September verließ bereits die französische Regierung Paris.

Am 04.September stand die 1.Armee von Kluck nur noch ca. 60 Kilometer von Paris entfernt. Die Lage begann sich für Frankreich kritisch zu entwickeln.

Am 05.September hatten bereits drei deutsche Armeen, die 1., 2. und 3., die Marne überschritten. Die 4. und 5. Armee waren bis vor Bar-de-Duc bzw. vor Verdun gekommen.

Bei den Franzosen verlief ebenfalls nicht alles nach Plan, sie hatten wohl nicht so eine umfassende Offensive der Deutschen erwartet gehabt. Joffre hatte bis zum 06.September immerhin schon über 50 Generäle entlassen gehabt.

Joffres Plan sah nun vor, die Deutschen Flanken von Paris bzw. Verdun aus anzugreifen und in der Mitte zu halten. Ein Angriff auf breiter Front, um die drohende Niederlage abzuwehren.

Am 06.September traten die Alliierten zum Gegenangriff an. Klucks 1.Armee geriet in heftige Kämpfe mit der französischen 6.Armee unter Maunourys. Klucks Armee wurde des weiteren durch eine Schwenkbewegung Bülows 2.Armee gefährdet, da Bülow nur die Bedrohung seiner rechte Flanke durch die Briten sah und die 1.Armee in seinen Dispositionen ganz offenkundig nicht weiter berücksichtigt hatte. Dadurch wurde aber die Lücke zwischen der 1.Armee und 2.Armee auf ca. 40 bis 50 Kilometer vergrößert. Erschwerend kam hinzu, dass zwischen den beiden Befehlshabern der 1. und 2.Armee aber auch zum Generalstabschef Moltke zu diesem Zeitpunkt kein direkter Kommunikationdraht bestand. Moltke befürchtete, das es den Alliierten gelängen könnte, die gesamte deutsche Front aufzureißen, in dem sie in die Lücke zwischen der 1. und 2.Armee hineinstießen.

Trotz personeller und materieller Überlegenheit der Franzosen und Engländer, gelang es aber den deutschen Armeen die Alliierten immer wieder zurückzuschlagen. Die Offensive hatte am 08.September ihren Höhepunkt überschritten gehabt und stand vor dem Scheitern.

Aber an diesem 08.September entsandte Moltke nun den Leiter der ausländischen Nachrichtenabteilung des Generalstabes Oberstleutnant Richard Hentsch zu den Armeechefs von Kluck und von Bülow. Das war keine gute Wahl, denn Hentsch hatte ähnliche pessimistische Eindrücke von der Lage an der Westfront wie Moltke. Hentsch erhielt die Befugnis den Rückzug zu einzuleiten, falls der rechte Flügel schon damit begonnen hätte. Hentsch wurde von Bülow in seiner pessimistischen Einstellung nur bestätigt, so dass Hentsch der 2.Armee, in Übereinstimmung mit Bülow, den Befehl erteilte, sich bis hinter die Asine zurückzuziehen.

Als Hentsch nun bei der 1.Armee ankam, traf er von Kluck gar nicht an, da dieser seine Truppen gegen die französische 6.Armee führte. Hentsch und von Klucks Stabschef befahlen dann den Rückzug.

Von Kluck hatte die Lage entschieden günstiger beurteilt und sich schließlich nur widerwillig den Befehl von Hentsch gebeugt und sich von Bülow angeschlossen.

Moltke befahl dann schließlich am 11.September auch den Rückzug der 3., 4. und 5.Armee hinter der Marne. So zogen sich die deutschen Armeen auf einer Front von über 400 km zurück.

Moltke, völlig am Ende, trat wenige Tage später von seinen Posten zurück. Nachfolger wurde Erich von Falkenhayn.

Was folgte war dann ein Wettlauf zum Meer, in dem das deutsche und französische Heer versuchten sich gegenseitig zu überflügeln. Der Bewegungskrieg im Westen war nun für Jahre beendet und das Konzept des Schlieffenplan gescheitert. Es war nun klar dass die große Masse des deutschen Heeres im Westen für längere Zeit gebunden sein würde. Es konnten nicht wie vorgesehen, die große Masse des Feldheeres nach Osten verlegt werden, um dort sich den Russen zu stellen. Eigentlich war der Weltkrieg zu diesem Zeitpunkt schon fast verloren.


Quellen:

Keegan, Der Erste Weltkrieg, Reinbeck 2000
Strachan, Der Erste Weltkrieg, München 2003
Stevenson, Der Erste Weltkrieg, Düsseldorf 2006
Salewski, Der Erste Weltkrieg, Paderborn 2004
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Ab November 1914 begann dann im Westen der Stellungskrieg. Der Grund dafür, das jetzt wenig bis keine Bewegung für die nächsten Jahre mehr im Westen stattfand, liegt vor allem darin begründet, dass eine starke Feuerkraft den Verteidiger schlicht im Vorteil setzte. Das konnte schon 1904/05 im russisch-japanischen Krieg beobachtet werden. Keine der Kriegsparteien war der anderen so überlegen oder verfügte über entsprechende Möglichkeiten um wieder zum Bewegungskrieg zurückzukehren
 
Ah, danke, die Waffe beschraenkt die Moeglichkeit der Einbruch, kann ich so verstehen?

Aber Deutschland hat tolle Kanonnen, wo waren die dann?Benutzten sie sie nicht mehr?
 
Die Stellungen wurden zügig ausgebaut und sehr gut befestigt. Es handelte sich dann schon um regelrechte Stellungssysteme, die über ein Vorfeld mit Stacheldraht und anderen Hindernissen, einen Verteidigungsgebiete und einer rückwärtigen Zone verfügten. In unmittelbarem Hinterland des Stellungssystems waren Straßen gebaut und Schienen für die Bahn verlegt worden. Das ermöglichte ein schnelles Verlegen von Truppen. Um so ein Stellungssystem zu knacken wurde durch, die von dir angesprochene, Artillerie ein stundenlanges Trommelfeuer durchgeführt. Solche Vorbereitungen blieben nur selten unbemerkt, so dass der Gegner entsprechende Vorkehrungen, in dem er den bedrohten Abschnitt personell und materiell verstärkte, treffen konnte.

Wie dann im Verlauf des Krieges so ein System erfolgreich bekämpft wurde, dazu erneut ein Zitat von mir selbst:

Auf deutscher Seite entwickelte der Artilleriespezialist Oberstleutnant Bruchmüller dann eine neue überzeugende Durchbruchtechnik. Sie sah vor, dass das eigene gesamte Artilleriefeuer auf einen ganz bestimmten gegnerischen Abschnitt konzentriert wurde. Das Feuer wurde zusätzlich noch nach Reichweite und Kalibergrößer in einer ganz bestimmten Zeit abgefeuert. Des Weiteren wurden die Ziele exakt im Voraus berechnet.

Durch diese Vorgehensweise wurden die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Durchbruch geschaffen. Der erste erfolgreiche Einsatz dieses neuen Verfahrens fand im September 1917 in Riga statt. Bruchmüller hatte damit überzeugend demonstriert, dass Geschütze nicht stundenlang hinter den Linien eingeschossen werden mussten und darüber hinaus dem Gegner auch noch die eigene Position verrieten. Ein weiteres Problem des langen Einschießens war, das der Feind somit Zeit hatte ums entsprechende Verstärkungen heranzuholen.

Während der Operation Michael hat Bruchmüller teilweise 100 Geschütze auf nur 1 Kilometer aufstellen lassen. Bruchmüllersein Spitznamen lautete Durchbruchmüller.
 
zu Bruchmüller, er ist der Begründer der modernen Artillerie. ein napoleonischer Kanonier hätte sich 1914, nach etwas Eingewöhnung, wohl recht zügig zurechtgefunden, 4 Jahre später war alles anders. Eine der IMHO wichtigsten Änderungen Bruchmüllers war, die Rolle der Artillerie als Neutralisierung und nicht Vernichtung zu verstehen, im Unterschied zu dem Konzept der Engländer von 1916.

ab 1917 verzichtete man, gegen den starken Widerstand der Konservativen, auf das Einschießen, was dem Gegner ziemlich viel verrät. Die verminderte Genauigkeit wurde durch Einsatz von Gas wettgemacht, das sich hervorragend zu counter-battery Zwecken verwenden ließ. Detailierte Feuerphasen sollten dafür sorgen, dass taktische, C2 und C3 Ziele abgedeckt werden, mit einem hohen Feuervolumen in kurzer Zeit, was eben den Neutralisierungseffekt hervorgerrufen hat.
 
Noch ein Nachtrag zu den nicht gezogenen Lehren aus dem russich-japanischen Krieg:

Der Chef der Kriegsgeschichtlichen Abteilung des Großen Generalstabes Freytaf-Loringhoven, ein Mann der Schlieffen nahestand, schrieb im Vierteljahresheft für Truppenkunde, "man solle sich von modischen Schlagwörtern" und "einzelnen Erscheinungen" auf "fernen Kriegsschauplätzen" nicht verwirren lassen. (1)

(1)Freytag-Lorinhoven in Vierteljahreshefte für Truppenkunde und Heereskunde Ausgabe Nr. 6 im Jahre 1905, S. 608 , Eine Zeit des Rückganges in der Kriegkunst, hier zitiert nach Moltke, S.59, München 1991
 
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