Zweiter Weltkrieg - wirtschaftlich nicht zu gewinnen?

Laura123

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Liebes Forum,

ich habe irgendwo davon gelesen, dass der Zweite Weltkrieg wirtschaftlich für die Deutschen von Anfang an nicht zu gewinnen gewesen sei. Ich finde aber nicht mehr wo. Weiß jemand von wem diese These ist?
Was haltet ihr von dieser These?
Und gilt sie auch dann als Hitler-Deutschland am "Höhepunkt" der Eroberungen bzw. Ausbeutung der besetzten Gebiete war?

Laura
 
Liebes Forum,

ich habe irgendwo davon gelesen, dass der Zweite Weltkrieg wirtschaftlich für die Deutschen von Anfang an nicht zu gewinnen gewesen sei. Ich finde aber nicht mehr wo. Weiß jemand von wem diese These ist?
Was haltet ihr von dieser These?
Und gilt sie auch dann als Hitler-Deutschland am "Höhepunkt" der Eroberungen bzw. Ausbeutung der besetzten Gebiete war?

Laura

1. würde ich das so nicht unterschreiben, weil der Überfall auf die Sowjetunion von Hitler zwar lange angepeilt, aber mit Kriegsbeginn 1939 für das Jahr 1941 so nicht determiniert war.
Der Krieg war von den Ressourcen her von dem Moment an nicht mehr zu gewinnen, als man von deutscher Seite her begann einen Zweifrontenkrieg zu führen und die Amerikaner, sowohl die Briten, als auch die Sowjets massiv subventionierten.
2. Wenn wir von der Situation im Sommer-Herbst 1941 an ausgehen, wäre mir kein seriöser Historiker bekannt, der vom Standpunkt der interalliierten Materialüberlegenheit Deutschland noch irgendwelche Chancen ausgerechnet hätte, diesen Krieg noch zu gewinnen. Die interessantere Frage wäre also, ob sich da noch irgendwer seriöses findet, der das Gegenteil vertritt.
3. Das gilt ganz besonders für den "Höhepunkt" der Eroberungen 1941-1942, schon allein deswegen weil viele Anlagen zur Rohstoffproduktion von den Sowjets unbrauchbar gemacht, die verarbeitenden Betriebe zu einem beträchtlichen Teil demontiert und nach Osten geschafft wurden.
Von deutscher Seite her mussten die Anlagen also erstmal wieder aufgebaut werden und dann musste irgendwo Personal aufgetrieben werden, um sie auch betreiben zu können.
Dann mussten, sofern keine Verarbeitungsstätten vorhanden, diese entweder aus dem Boden gestampft oder die Rohstoffe nach Westen transportiert werden.
Beides setzte vorraus die Eisenbahn wieder in Stand zu setzen und die Schinen auf die deutsche Spurbreite umzuverlegen, während Transportkapazitäten selbst mit zunehmender Länge der Strecke und zunehmenden Bedürfnissen der Front zum Transport von Rohstoffen nach Westen oder von Equipment zur Montage/Reperatur von Verarbeitungsstätten im Osten, zunehmend verknappten.

Bis die eroberten Gebiete wirtschaftlich tatsächlich nutzbar gemacht werden konnten, dauerte es seine Zeit und auch dann lief die Produktion meist nur eingeschränkt.
Oben drauf kommt noch das "Partisanenproblem". Von deutscher Seite her schaffte man es ja nicht die besetzten Gebiete tatsächlich auch zu kontrollieren und zu patifizieren, was im Besonderen Transporte über längere Strecken auch nicht unbedingt erleichterte.
Gleichzeitig war bis Mitte-Ende 1942 die Wehrmacht, was ihre personellen Reserven und den Materialverschleiß angeht, bereits so weit am Ende, dass an größere Offensiven, zumal auch bei der Überdehnung der Front, in der Folge nicht mehr zu denken war. Wie die Einschließung von Stalingrad und der Rückzug vom Kaukasus zeigten war zu diesem Zeitpunkt selbst an Halten des eroberten Terrains, realistisch kaum mehr zu denken.

Zeitgleich ging allerdings die Initiative im Lufkrieg an die Alliierten über, womit von deutscher Seite dauernd Rohstoff und Industriekapazitäten erübrigt werden mussten um die durch Bombardement angerichteten Schäden an Industrie, Infrastruktur (und mindestens notdürftig) auch Wohnraum wieder auszugleichen.

Die Menge an Rohstoffen, die Deutschland aus den eroberten Gebieten gewann, war nicht hinreichend um die Materialüberlegenheit der Anti-Hitler-Koalition auszugleichen und was die Eroberungen im Osten anging, kam der wirtschaftliche Nutzen auch zu spät, weil die, - vor allem personellen - Ressourcen der Wehrmacht zu diesem Zeitpunkt bereits abgenutzt waren.

Zudem, hatte die Eroberung von Rohstoffvorkommen und Industrieanlagen ja auch immer den Nachteil, dass entsprechend auch Garnisonen zurückgelassen werden mussten, um diese auch zu bewachen. Was aber an Besatzungstruppen über halb Europa, im gesammten Westen, in Dänemark, Norwegen, Jugoslawien, Polen und im Westen der Sowjetunion stand, fehlte natürlich als zusätzliche Kräfte (wenn auch sicherlich nicht als kräftigste Verbände) an der Front.
Das wiederrum war der Preis der wirtschaftlichen Möglichkeiten.
 
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