Allerdings sprechen die weiter oben zitierten amerikanischen Quellen eine deutliche Sprache.
Woher kam die Angst der westlichen Regierungschefs vor einem kommunistischen Iran, wenn doch der alles überragende Khomeini die iranische Revolution dermaßen dominiert haben sollte?
Nun, da könnte man genau so gut fragen, woher denn die Domino-Theorie kam, sprich auf welcher fundierten Grundlage diese ihrerzeit stand, denn letztenendes erwies sie sich ja als weitgehend unbegründet.
Von dem her, auch vor dem Hintergrund der Mc Carthy-Ära, würde ich mich mal dreist zu der Behauptung versteigen wollen, dass vor allem von amerikanischer Seite im Hinblick auf die Werbekraft des Kommunismus mitunter ja doch eher hysterische, als tatsächlich realistische prognosen zusammengeschustert wurden.
Hinsichtlich betreffender Regierungschefs wäre dann auch zu fragen, wie viel Ahnung diese von der tatsächlichen Lage in Persien und den dortigen lokalen Traditionen und Problemen vor Ort hatten. Wenn die Hauptprobleme der eigenen Politik zu Hause die Kommunisten sind und darüber hinaus der Kommunismus als der weltweite Feind überhaupt gilt, liegt es für jemanden, der die Lage vor Ort nicht im Detail überblicken kann, nahe anzunehmen, die Probleme seien die gleichen oder zumindest sehr ähnliche, wie in Europa auch? Ich frage das jetzt explizit im Hinblick auf die Regierungchefs. Der Umstand, dass diesen auch Arbeitsstäbe mit etwas mehr fachlicher Kompetenz zur Seite standen muss man natürlich berücksichtigen, aber wenn wir unterstellen, dass der durchschnittliche westliche Regierungschef von seiner Laufbahn her nicht unbedingt Orientalist war, möglicherweise auch nicht so gut verstand, was ihm seine Berater da erzählten, dafür aber innerhalb des ideologischen und machtpolitischen Paradigmas des kalten Krieges dachte, ist es dann so unwahrscheinlich, dass diese mit ihrem Urteil möglicherweise auch reichlich daneben lagen?
Käme hinzu, stand Ende der 1970er Jahre, dass wer immer nach dem anstehenden Machtwechsel in Persien die Macht übernehmen würde, zum einen massiv von der Sowjetunion umworben werden musste, einfach weil es für die Sowjets eine strategische Gelegenheit darstellte das westliche Lager zu schwächen. Außerdem musste sich aus der Unterstützung des Westens für den Schah, wohl auch innerhalb des werdenden Irans zwangsläufig eine gewisse Grundtendenz ergeben, die zunächst einmal das östliche Lager bevorzugte, wenn es zu einem politischen Umsturz kam.
An der Stelle sehe ich etwas die Gefahr, zumal unter den verengten Perspektiven des kalten Krieges, die zwei verschiedenen Kategorien "Kommunisten" und "Sympathisanten des Warschauer Paktes" tendenziell zu verwischen.
Auch mag, was westliche Beobachter angeht, die Fixierung auf die weltanschauliche und machtpolitische Rivalität mit dem Osten möglicherweise dazu beigetragen haben den Einfluss des letztern insgesamt zu überschätzen und für andere Phänomene zunächst einmal tendenziell eher wenig Aufmerksamkeit übrig zu haben.
Um damit nicht falsch verstanden zu werden, möchte ich damit keinesfalls den Wert entsprechender Quellen vollkommen negieren, das wäre sicher unangemessen und auch einer überstilisierung Khomeinis zum alles überragenden, charismatischen Strippenzieher nicht das Wort reden. Dennoch bin ich der Meinung, dass Äußerungen von westlicher Seite da mit Vorsicht zu genießen sind und im Hinblick auf ihre Genese deutlich auf den Prüfstand gehörten, bevor man sie allzusehr als Beweis bemüht.