Unter Stalin wurden die ganzen anderen sowjetischen Teilrepubliken jenseits von Weißrussland und der Ukraine eingerichtet. Wenn er das leninsche Konzept hätte aushöhlen wollen, dann wäre die Etablierung von weiteren 12 sowjetischen Teilrepubliken mit anerkannten nationalen Sprachen und eigenem Parlament der falsche Weg gewesen.
Auch die Gründung der Kaukasus-Republiken in ihrem ursprünglichen Zustand, fällt noch in die Zeit von Leinin Herrschaft.
Auch die Zentralasiatischen Teilrepubliken entstanden bis auf Tadschikistan, zwar nach Lenins Tod, aber bevor Stalin in der Lage war sich als unumstrittener Alleinherrscher durchzusetzen.
Ist ja nicht so, dass Stalin vom ersten Tag an in der Lage gewesen wäre völlig nach eigenem Gusto zu regieren, bis Stalin tatsächlich sowohl den Trotzki-Sinowjew-Flügel, als auch den Bucharin-Flügel innerherhalb der Partei ausgeschaltet hatte und es sich leisten konnte sich eigenmächtig vom vorherigen politischen Konsens zu verabschieden, dauerte es bis ca. 1927/1928.
Den Punkt, an dem er es durchsetzen konnte rivalisierende Altbolschewiki aus der Partei ausschließen und in die Verbannung schicken zu lassen, wird man grob als Markierung für den Beginn von Stalins unumstrittener Herrschaft betrachten können.
Da waren die meisten Teilrepubliken aber bereits gegründet. Es folgen noch Tadschikische (1929), die Moldauische, die Litauische, die Lettische und die Estnische (alle 1940) und die kurzlebige Karelo-Finnische Sowjetrepublik, ebenfalls 1940.
Außerdem noch einige adinistrative Änderungen im Kaukasus, die die vorhanden Konstrukte veränderten.
Bei den drei Baltischen Sowjetrepubliken, sah es ja so aus, dass Stalin die drei baltischen Staaten erpresste, sich unter sowjetischen "Schutz" zu stellen und die Rote Armee ins Land zu lassen, anschließend fingierte Wahlen erpresst und auf Moskaus Bestellung hin von Seiten der Marionettenregierungen die Eingliederung in die Sowjetunion an die Sowjetregierung herangetragen wurde.
Hier dürfte der Charakter als Teilrepubliken weniger ideologisch begründet gewesen sein, als vor allem der Verschleierung des Moskauer Machtanspruchs gedient haben um eine brutale Annexion nicht ganz so sehr nach einer brutalen Annexion aussehen zu lassen.
Ob es sich mit Moldau ähnlich verhält, da bin ich überfragt.
Was du im Hinblick auf die Teilrepubliken übergehst, ist der Einwand, dass diese von Moskau auch nach Belieben wieder aufgelöst werden konnte, was teilweise (z.B. bei der Karelo-Finnischen Sowjetrepublik) auch passierte.
Und diese Konstruktion somit eine auf Widerruf war, die willkürlich geändert werden konnte.
Darüber hinaus, auch wenn ich euch oben dahingehend welcher Krieg gemeint war missvrerstanden hatte:
Zur Beurteilung ob man Stalins Handeln als nationalistisch auffassen kann, gehört eine Gesamtwürdigung seiner Politik.
Und spätestens in dem Moment in dem Stalin in Ostpolen und in der Kaliningrader Oblast ethnische Säuberungen betreiben ließ, ist dass nicht mehr weg zu diskutieren und auch nicht wie der Tonfall der Propaganda während des Krieses mit Deutschland als zeitweilige opportunistische Wendung betrachtbar.
Als in den genannten Gebieten die Vertreibungen der ethinschen Minderheiten betrieben und von Moskauer Seite her die gleiche Politik in anderen Teilen des sich formiernden Ostblocks sanktioniert wurde, wurde damit der Wert eines Menschen und das Maß an ihm zustehenden Rechten, an seiner ethnischen Identität festgemacht.
Und Menschen wegen ethnicher/sprachlicher Merkmale zu entrechten und aus ihrer Heimat zu vertreiben ist, ohne jeden Zweifel eine Politik, die nationalistischen Maßsstäben als Leitgedanken folgte.
Das kann weder ignoriert, noch mit der Existenz der Teilrepubliken auf dem Papier relativiert werden.
Im Gegenteil wäre hier zu hinterfragen, wenn Nation und Ethnizität für Stalin keine entscheidende Rolle gespielt hätten, warum dann nicht anstatt der Vertreibungsaktionen polnische und deutsche Teilrepubliken in der UdSSR eingerichtet wurden.
Das wäre ja, wenn Nation und Ethnie für Stalin keine Kategorien gewesen die logische Folge gewesen.
Ich denke Stalin braucht man nicht weiter zu Diskutieren, dass ist in Teilen wirklich sehr eindeutig.
Lenin steht auf einem anderen Blatt, da sehe ich Dikussionspotential und würde dir sicherlich insoffern beigeben, dass man die Geschichte der UdSSR nicht auf die Stalinzeit reduzieren kann, aber dass es mit der Stalinzeit mindestens eine Epoche in der Geschichte der Sowjetunion gab, die teilweise durchaus von nationalistischen Implikationen geprägt war, wird man mMn nicht bestreiten können.