Warum und weshalb es so gelaufen ist, kann ich nicht weiter erläutern, meinen Großvater väterlicher Seit's konnte ich auch nie persönlich kennenlernen, meine Aussagen beruhen nur auf die Erzählungen meines Vaters!
So wie du es beschrieben hast, wird es nicht gelaufen sein.
Möglicherweise hast du da deinen Vater falsch verstanden oder er hat das schon von deinem Großvater nicht richtig verstanden.
Das diese Fluchtgeschichten mitunter etwas verwirrend sein können und nicht immer alle Episoden zu einander passen, dass kenne ich aus der eigenen Familie, da mag sicherlich verklärte Erinnerung eine Rolle spielen.
Eine meiner beiden Großmütter ist Anfang 1945 als Kind mit ihrer Familie von deren Hof in der Danziger Niederung in Richtung Häfen geflüchtet.
Die Familie hatte mit der Flucht wohl ziemlich lange gewartet, weil sie noch auf Nachrichten von Angehörigen wartete (unter anderem mein Urgroßvater war im Krieg und zu dem bestand schon längere Zeit kein Kontakt mehr) und ist dann ziemlich auf den letzten Drücker los.
Wenn man der Erzählung meiner Großmutter glauben darf, ist die Familie nach Gdynia durchgekommen und von da aus zunächst mit einem kleineren Schiff nach Hela übergesetzt worden um dort auf einen größeren Transporter umzusteigen, der sie dann in das deutsch besetzte Dänemark brachte, wo sie und ihre Angehörigen das Kriegsende verbracht haben (und danach erstmal festsaßen, weil sie nach Polen nicht zurück konnten und sich zunächst in den Besatzungszonen wohl auch niemand so wirklich zuständig dafür fühlte, jedenfalls haben sie in Dänemark längere Zeit in einem Flüchtlingslager verbracht).
Wenn meine Großmutter das früher erzählt hat, hat sie Stein und Bein geschworen, dass ihre Mutter, als sie in Gdynia waren, noch mal nach Hause auf den Hof zurück wäre um zu sehen ob vielleicht noch irgendwelche Zeichen von ihrem Mann zu vernehmen gewesen wären und das sie als die Älteste von 4 Geschwistern auf die anderen drei hätte aufpassen müssen, dabei eingeschlafen wäre und annschließend dafür den Ärger ihres Lebens bezogen hätte, weil sie dadurch das Schiff, für dass sie eigentlich vorgesehen gewesen wären, verpasst hätten.
Diese Geschichte ist (jedenfalls im groben Rahmen) so erzählt worden, sie kann in der Form aber nicht stimmen.
- Die Familie hat von Danzig aus einige dutzend Km Weichselaufwärts in der Niederung gewohnt, das heißt der logische Evakuierungspunkt für sie wäre Danzig gewesen, nicht Gdynia.
- Nach Gdynia zu gehen kann für sie nur dann Sinn ergeben haben, wenn Danzig nicht mehr erreichbar war, weil es bereits eingeschlossen war oder der Hafen unter sowjetischem Bombardement oder Artilleriefeuer lag.
- Wenn sie aber nach Gdynia ausweichen mussten, weil Danzig bereits von den Sowjets eingeschlossen war, wird meine Urgroßmutter auf gar keinen Fall noch versucht haben zum Hof zurück zu kommen um zu sehen, ob ihr Mann noch irgendwo aufgetaucht ist, dazu hätte sie dann nähmlich sehr wahrscheinlich mitten durch die sowjetischen Linien gemust
- Davon abgesehen, von Danzig aus, wäre der Hof, den die Familie hatte möglicherweise binnen 1-2 Tagen erreichbar gewesen, mit dem Fahrrad (wenn man da auf den Straßen durchgekommen wäre, was bei den Flüchtlingen und dem militärischen Verkehr zu bezweifeln ist, wäre dass vielleicht an einem Tag hin und rück möglich gewesen, von Gdynia aus wäre das schon ambitionierter gewesen, zumal, wenn man die Witterungsverhältnisse bedenkt).
So wenig ich meiner Großmutter zutraue, dass sie uns hier einen Bären aufbinden wollte, diese Geschichte passt nicht, sie hat hier ganz offensichtlich Dinge durchheinander gebracht.
Und das wird bei anderen nicht anders sein.
Die Vorstellung dass dein Großvater von Schlesien aus in Richtung Ostsee geflüchtet wäre, ist wie
@El Quijote schreibt sicherlich eher abwegig.
Der Weg von Schlesien aus an die Danziger Bucht wäre mitunter weiter gewesen, als geradewegs bis an die Elbe und je nachdem, wo aus Schlesien er hergekommen wäre, wäre er damit der Roten Armee geradewegs entgegengelaufen.
Natürlich kann es sein, dass er entweder bei denn Truppen und deswegen in der Gegend war oder aber beruflich oder Privat irgendwo im Norden der Provinz Posen, in Ostpommern, Ost- der Westpreußen etwas zu erledigen hatte (Berufliche Verpflichtung, Versucht dort annsässige Verwandte zur Flucht zu bewegen oder herauszuholen oder whatever, kann ja sein) und von da aus, als die Sowjets begannen Ostpreußen zu überrennen, die Beine in die Hand genommen hat um weg zu kommen.
Das wäre durchaus plausibel.
Aber wenn er irgndwo aus Richtung Süden kam, wird er versucht haben zuerst nach Danzig zu kommen und nur dann auf Gdynia ausgewichen sein, wenn das nicht mehr möglich war.
Wenn ich der Geschichte meiner Großmutter glauben darf (und ich neige dazu jedenfalls diese Stelle zu glauben) und sie zunächst mit einem kleineren Schiff nach Hela übersetzen mussten um dort umsteigen zu können, wird in denn letzten Tagen vor der Kapitulation der Seeverkehr von Gdynia aus stark beeinträchtigt gewesen sein.
Wahrscheinlich wollte oder konnte man in den letzten Tagen möglichst wenig große Schiffe an die Stadt heranbringen.
Vielleicht, weil man nicht wusste, ob der Hafen ggf. schon in Artilleriereichweite liegt und große Schiffe, relativ einfache Ziele abgegeben hätten, möglicherweise warenn Teile des Hafens bereits durch Wracks blockiert, so dass man damit so einfach gar nicht mehr herein kam.
An überlasteten Kapazitäten allein wird es nicht gelegen haben, dann hätte man die Leeute direkt auf kleineren Schiffen herausbringen können, Boote/schiffe, die seetüchtig genug für die Dannziger Bucht und eine Passage nach Hela sind, hätten es sicherlich auch zu den dänischen Inseln geschafft, wo man die Flüchtlinge erstmal in Sicherheit gehabt hätte.
Die Flüchtlinge zunächst nach Hela zu verschiffen, deutet für mich darauf hin, dass der Hafen von Gdynia in diesen Tagen nur noch eingeschränkt nutzbar war und man es für praktikabler/Sicherer hielt, die Flüchtlinge anderswo auf die großen Schiffe zu verladen.
Das voraussgesetzt hätte dein Großvater wenn er aus südlicher Richtung gekommen wäre, logischer Weise als erstes versucht nach Danzig zu kommen, weil dass der am schnellsten erreichbare Hafen gewesen wäre um möglichst schnell weg zu kommen.
Anlass auszuweichen hätte er wahrscheinlich nur gehabt, wenn es nicht mehr möglich gewesen wäre sich dahin durchzuschlagen, weil die Sowjets Danzig bereits eingekreist hatten oder gerade im Begriff waren das zu tun.
Setzt man voraus dass er, in dem Moment, in dem er merkte, dass es nach Danzig nicht mehr herein ging oder der Hafen nicht mehr gut behfahrbar war , sich auf Gdynia umorienntierte vorraus, dass er bei dem ganzen Chaos und den vrstopften Straßen wahrscheinlich noch einen Tag gebraucht hätte um sich dahin durchzuschlagen (an dem auch die Sowjets näherrückten) und sich dann durch die Flüchtlingsmassen in der Stadt zu kämpfen, die schon vor ihm da waren und um eine Passage kämpften, wäre der Hafen wahrscheinlich ebenfalls nicht mehr gut nutzbar gewesen, jedenfalls wäre zu bezweifeln, ob dann noch größere Schiffe herein geholt wurden.
Die Annnekdote mit dem Freund und der Gustloff passt überhaupt nicht dazu.
Die Gustloff legte am 30. Januar in Gdynia ab.
Heißt, damit die Wahl Gustloff oder Wadai überhaupt in Betracht gekommen wäre, hätten dein Großvater und sein Freund bereits in den letzten Januartagen 1945 im Gdynia sein müssen.
Aber warum?
Selbst wenn sie aus Ost- oder Westpreußen oder angrenzenden Provinzen dahin geflüchtet wären, hätten sie wahrscheinlich tedenziell Mitte Januar 1945 aufbrechenn müssen, um zum entsprechenden Zeitpunkt da annzukommen.
Das wäre 2 Monate gewesen, bevor Danzig als der für den Süden und Südosten logische Evakuierungshafen abgeschnitten wurde.
Die Vorstellung, dass sie zu diesem Zeitpunkt von Süden aus nach Gdynia nicht nach Danzig gingen ergibt, wie gesagt wenig Sinn.
Wenn dein Großvater über Gdynia flüchtete dann kam er entweder aus Richtung Westen (Ostpommern oder Tucheler Heide, so dass Gdynia gegenüber Danzig, oder Stolpmünde (Pommern) die günstigere Route darstellte.
Oder aber er kam in den letzten Tagen vor der sowjetischen Besatzung aus dem Süden nach Gdynia, weil es über Danzig nicht mehr ging, dann kommt allerdings die Gustloff/Wadai-Annekdote nicht hin, weil ein Ausweichen von Danzig nach Gdynia wahrscheinlich erst Mitte März 1945 Sinn gemacht hätte, da war die Gustloff aber schon seit anderthalb Monaten versenkt.