Wiki bedeutet ja schnell, für schnelle Info ist wikipedia m.M.n. sogar ziemlich gut, chirurgische OPs darf man natürlich nicht auf Grundlage eines wiki-Artikels durchführen, wenns richtig sein muss dann sollte man zusätzliche Quellen hinzuziehen und wenn man etwas wirklich wissen will dann muss man eben ein entsprechendes Buch lesen. Dafür ist nicht immer Zeit, für solche Situationen gibt es Enzyklopädien und bei der Britannica braucht man gehörig Glück dass es zu einem Thema das nicht gerade weitreichend Bedeutung hatte überhaupt einen Artikel gibt und der nicht hinter der Paywall steckt und vom Rest ist der Großteil bloß ein paar Sätze denn obwohl der Print aufgegeben wurde sind sie noch in diesem Format, im Print ist für das meiste nur 1-2 Sätze Platz. Das übrige, die großen Themen des Menschendaseins, ist erster Güteklasse.
Sucht man bei Britannica nach dem Templermeister Odo von St. Amand/Eudes de Saint-Amand dann wird man enttäuscht, den hats wohl nie gegeben wenn man sich nur auf die Britannica verlasst. Sieht man bei wiki stehen da 5 Absätze nach denen man den geschichtlich, zeitlich und geographisch einordnen kann. Kurze Info eben, in dem Fall ist die tatsächliche Quellenlage ohnehin dünn und mit Wilhelm v. Tyrus nicht unzweifelhaft bzw. parteiisch gefärbt.
Sucht man nach Dietrich von Bulöw, wichtiger Vorarbeiter zur Kriegstheorie von Clausewitz, dann bietet die Britannica 2 Absätze, die für dessen tatsächliche Bedeutung *äußerst* knapp sind. Immerhin grob einordnen kann man ihn damit, aber wird ihn wohl für unbedeutend halten (Clausewitz hat auch fast systematisch versucht die Erinnerung an ihn auszulöschen).
Der Artikel von wiki ist nicht sehr viel länger und könnte ebenso Ausarbeitung vertragen, aber es gibt ein Bild vom Wappen der Bulöws, vollständige Liste seiner Veröffentlichungen und was es bei der EB nie gibt, Literatur, Weblinks, genanntes Medien, und (in dem Fall keine) Einzelnachweise.
Der Brockhaus hat zu keinem von beiden Artikel.
Und zu guter Letzt, Britannica ist... britisch, wiki ist frei und international, man kann in den wikis anderer Länder nachsehen ob es dort andere/bessere Infos gibt, die Deutsche und Englische gehören aber zu den umfangreichsten.
Die entwickelte Wiki-Software und -Prinzip ist unzweifelhaft eine sehr sinnvolle Entwicklung, man kann es ja auch geschlossen verwenden.
Das alles ist noch keine Garantie für Qualität und Richtigkeit der Information, aber gehört auf jeden Fall auch zu den Merkmalen nach denen man so etwas bewertet, m.M.n. beruht die negative Beurteilung von Wikipedia noch sehr auf dem Stand von vor 20 Jahren und wie der Vergleich zeigt haben die etablierten Enzyklopädien da die Entwicklung verschlafen.
Kritisches Hinterfragen der Quellen und nicht ungefiltert zu übernehmen gehört auch bei den angesehenen Quellen ganz genauso dazu.
Dazu fällt mir eine Theateraufführung ein die der Brockhaus zum eigenen Jubiläum 1902 beim Börsenverein aufführen lies; Für eine Rede im Zuge der Wahlkampagne zum Stadtrat schreibt der Protagonist aus dem Brockhaus den Artikel zur Gasanstalt (ein tagespolitisches Thema der Stadt ist die Renovierung derselben) ab, erst nach der Rede fällt im erschrocken auf er hatte aus Versehen den Artikel zum Gasthaus abgeschrieben, aber es war niemanden aufgefallen weil es so schlau klang, und er wurde gewählt. Den Zuhörern gefiel wohl was sie da hörten.
Auch ein paar interressante Links:
en.wikipedia.org
en.wikipedia.org