BerndHH
Aktives Mitglied
Moin,
auch wenn es vielleicht niemanden interessiert, würde ich gerne einmal das Thema Seeoperationen während des Kalten Krieges anreißen. Ich komme vom Heer und habe daher mit Luftwaffe und mit Marine noch sehr viel weniger zu tun. Daher bitte ich unklare Begrifflichkeiten zu entschuldigen.
Folgende Prämisse: Um die Invasion des WAPA auf dem mitteleuropäischen Schauplatz zu stoppen, sind REFORGER (Return of FORces to GERmany) Maßnahmen unabdingbar. Konvois/Geleitzüge mit Waffen, Munition, Kriegsgerät, Gefechtsfahrzeuge und Personal müssen aus USA und Kanada nach Europa angelandet werden, um dort entscheidend in das Kampfgeschehen eingreifen zu können. In jedem Fall die 2nd Armored Division (Fort Hood, Texas), 3rd Armored Cavallery Rgt (Fort Bliss, Texas), 1st Cavallary Division (Fort Hood, Texas), 5th Infantry Division (Mech) (Fort Polk, Louisana), 197. US-Infanteriebrigade und aus Kanada die 4. Canadian (Mech) Brigade. In Europa sind POMCUS (Prepositioning Overseas Material Configured to Unit Sets) vorhanden. Also im Prinzip an Land gehen, Waffen und Gerät am POMCUS-Depot aufnehmen und unverzüglich an den VRV/FEBA (Front Edge of Battle Area). Sie mussten also möglichst zeitnah und unbehelligt über den Atlantik kommen, um gleich gegen die 1./2. Staffel des WAPA kämpfen zu können.
Annahme: Deckungs- und Stellungstruppen halten am/vor dem VRV kein 24-Stunden Verzögerungsgefecht durch und sind für Gegenschläge nicht in der Lage. Verstärkungen/Reserven aus Übersee, um die Durchhaltefähigkeit entscheidend zu erhöhen.
Anhand der Karte sind die Routen der REFORGER-Konvois/Geleitzüge ersichtlich. Also ähnlich wie im WK II. Verschiffungshäfen Charleston, Newark/New York und Halifax (Kanada) über den Nordatlantik nach Liverpool/GB. Von dort aus dann weiter nach Bremerhaven, Bremen, Hamburg, etc. In einem eingezeichneten Areal ist eine Zone erkennbar, wo kein Luftschutz möglich war (Reichweiten der Jagdflugzeuge? Hätte man REFORGER-Konvois nicht durch Flugzeugträger für die Überfahrt über dem Atlantik gesichert?).
Gegenmaßnahmen des WAPA: Für den Warschauer Pakt war es also von vitaler Bedeutung, den REFORGER-Nachschub nachhaltig zu stören, zu bekämpfen und bestenfalls zu vernichten. Möglichkeit A: Einnahme Islands, als Basis für die sowjetische Nordmeerflotte, Atlantikflotte um von dort aus Luftangriffe gegen REFORGER-Schiffe starten zu können. Bei Tom Clancy: Im Sturm detailliert beschrieben, doch das ist nur Fiktion, wie real dieses Szenario war, kann ich nicht sagen.
Womit hätte der WAPA die REFORGER-Geleitzüge bekämpft? Durch Tupolew Tu-95 „Bear“ Langstreckenbomber mit spezieller Bewaffnung für die Seekriegsführung (Torpedos)? Irgendwo habe ich gelesen, dass die Verwendung von ICBMs/Interkontinentalraketen die konventionelle Bomberkriegsführung ersetzt hätte. Wie sprechen aber nicht vom Nuklearschlag, sondern nur von konventioneller Kriegsführung. Also dann doch die „Bären“ gegen US-Frachter, Korvetten, Zerstörer, etc. Die US-Flugzeugträger müssen zumindest „beschattet“ werden – ist wohl nicht so einfach, die USS Nimitz zu versenken?
Die Sowjet. Flotte (Jagd-U-Boote?) soll insbesondere für die Störung von US-Seebewegungen ausgelegt sein. Die Dickschiffe (?) des Gegners müssen konsequent vernichtet werden. Die rote Marine musste in jedem Fall auf den verschiedensten Schauplätzen gleichzeitig aktiv werden und hätte sich sehr schnell verzettelt. Also alles hochkomplexe Operationen, von denen etliche „im scharfen Schuss“ vermutlich schief gegangen wären. Viel zu viele Parameter, zu viele unkalkulierbare Variablen, das Wetter spielt nicht mit, zu viele Konvois kommen am Ende doch durch, etc….
Fazit: Die Supermacht mit dem besten Improvisationsvermögen hätte am Ende gewonnen.
Man kann aber sehen, dass die Vorherrschaft über den Nordatlantik ein zentraler Kriegsschauplatz geworden wäre. Einige reden sogar von der Entscheidungsschlacht. Die kleinere Nord- und Ostsee sogar zu regelrechter „Todeszone“ für Schiffe jeder Art. Es ist immer wieder zu lesen, dass die rote Baltische Flotte die DE und DK-Marine „hinfortgefegt hätte“, um ihre triphibische (zu Wasser, zu Lande und zur Luft) gegen den „Flugzeugträger Schleswig-Holstein“ und das dänische Jütland zu starten und mit einem schnellen und extrem hart geführten Schlag BALTAP niederzukämpfen. Die Jütländische Operation war für den WAPA in allen Jahrzehnten des Kalten Krieges stets von zentraler Bedeutung. Über die operativen Planungen mit der 8. Mot-Schützendivision „Schwerin“ (forciert ELK und dreht dann ein) und der 1. Polnischen Armee (1. Staffel für den Vormarsch auf Hamburg, bzw. weiter zum NOK) habe ich an anderer Stelle schon berichtet. Siehe Fragenkomplex:
Vielleicht kennt sich ja jemand von Euch mit dieser hochspannenden Thematik aus? Hat eine Einschätzung, Meinung dazu?
Gruss
auch wenn es vielleicht niemanden interessiert, würde ich gerne einmal das Thema Seeoperationen während des Kalten Krieges anreißen. Ich komme vom Heer und habe daher mit Luftwaffe und mit Marine noch sehr viel weniger zu tun. Daher bitte ich unklare Begrifflichkeiten zu entschuldigen.
Folgende Prämisse: Um die Invasion des WAPA auf dem mitteleuropäischen Schauplatz zu stoppen, sind REFORGER (Return of FORces to GERmany) Maßnahmen unabdingbar. Konvois/Geleitzüge mit Waffen, Munition, Kriegsgerät, Gefechtsfahrzeuge und Personal müssen aus USA und Kanada nach Europa angelandet werden, um dort entscheidend in das Kampfgeschehen eingreifen zu können. In jedem Fall die 2nd Armored Division (Fort Hood, Texas), 3rd Armored Cavallery Rgt (Fort Bliss, Texas), 1st Cavallary Division (Fort Hood, Texas), 5th Infantry Division (Mech) (Fort Polk, Louisana), 197. US-Infanteriebrigade und aus Kanada die 4. Canadian (Mech) Brigade. In Europa sind POMCUS (Prepositioning Overseas Material Configured to Unit Sets) vorhanden. Also im Prinzip an Land gehen, Waffen und Gerät am POMCUS-Depot aufnehmen und unverzüglich an den VRV/FEBA (Front Edge of Battle Area). Sie mussten also möglichst zeitnah und unbehelligt über den Atlantik kommen, um gleich gegen die 1./2. Staffel des WAPA kämpfen zu können.
Annahme: Deckungs- und Stellungstruppen halten am/vor dem VRV kein 24-Stunden Verzögerungsgefecht durch und sind für Gegenschläge nicht in der Lage. Verstärkungen/Reserven aus Übersee, um die Durchhaltefähigkeit entscheidend zu erhöhen.
Anhand der Karte sind die Routen der REFORGER-Konvois/Geleitzüge ersichtlich. Also ähnlich wie im WK II. Verschiffungshäfen Charleston, Newark/New York und Halifax (Kanada) über den Nordatlantik nach Liverpool/GB. Von dort aus dann weiter nach Bremerhaven, Bremen, Hamburg, etc. In einem eingezeichneten Areal ist eine Zone erkennbar, wo kein Luftschutz möglich war (Reichweiten der Jagdflugzeuge? Hätte man REFORGER-Konvois nicht durch Flugzeugträger für die Überfahrt über dem Atlantik gesichert?).
Gegenmaßnahmen des WAPA: Für den Warschauer Pakt war es also von vitaler Bedeutung, den REFORGER-Nachschub nachhaltig zu stören, zu bekämpfen und bestenfalls zu vernichten. Möglichkeit A: Einnahme Islands, als Basis für die sowjetische Nordmeerflotte, Atlantikflotte um von dort aus Luftangriffe gegen REFORGER-Schiffe starten zu können. Bei Tom Clancy: Im Sturm detailliert beschrieben, doch das ist nur Fiktion, wie real dieses Szenario war, kann ich nicht sagen.
Womit hätte der WAPA die REFORGER-Geleitzüge bekämpft? Durch Tupolew Tu-95 „Bear“ Langstreckenbomber mit spezieller Bewaffnung für die Seekriegsführung (Torpedos)? Irgendwo habe ich gelesen, dass die Verwendung von ICBMs/Interkontinentalraketen die konventionelle Bomberkriegsführung ersetzt hätte. Wie sprechen aber nicht vom Nuklearschlag, sondern nur von konventioneller Kriegsführung. Also dann doch die „Bären“ gegen US-Frachter, Korvetten, Zerstörer, etc. Die US-Flugzeugträger müssen zumindest „beschattet“ werden – ist wohl nicht so einfach, die USS Nimitz zu versenken?
Die Sowjet. Flotte (Jagd-U-Boote?) soll insbesondere für die Störung von US-Seebewegungen ausgelegt sein. Die Dickschiffe (?) des Gegners müssen konsequent vernichtet werden. Die rote Marine musste in jedem Fall auf den verschiedensten Schauplätzen gleichzeitig aktiv werden und hätte sich sehr schnell verzettelt. Also alles hochkomplexe Operationen, von denen etliche „im scharfen Schuss“ vermutlich schief gegangen wären. Viel zu viele Parameter, zu viele unkalkulierbare Variablen, das Wetter spielt nicht mit, zu viele Konvois kommen am Ende doch durch, etc….
Fazit: Die Supermacht mit dem besten Improvisationsvermögen hätte am Ende gewonnen.
Man kann aber sehen, dass die Vorherrschaft über den Nordatlantik ein zentraler Kriegsschauplatz geworden wäre. Einige reden sogar von der Entscheidungsschlacht. Die kleinere Nord- und Ostsee sogar zu regelrechter „Todeszone“ für Schiffe jeder Art. Es ist immer wieder zu lesen, dass die rote Baltische Flotte die DE und DK-Marine „hinfortgefegt hätte“, um ihre triphibische (zu Wasser, zu Lande und zur Luft) gegen den „Flugzeugträger Schleswig-Holstein“ und das dänische Jütland zu starten und mit einem schnellen und extrem hart geführten Schlag BALTAP niederzukämpfen. Die Jütländische Operation war für den WAPA in allen Jahrzehnten des Kalten Krieges stets von zentraler Bedeutung. Über die operativen Planungen mit der 8. Mot-Schützendivision „Schwerin“ (forciert ELK und dreht dann ein) und der 1. Polnischen Armee (1. Staffel für den Vormarsch auf Hamburg, bzw. weiter zum NOK) habe ich an anderer Stelle schon berichtet. Siehe Fragenkomplex:
- Hamburg aufgeben oder nicht?
- HH als offene Stadt, die nicht verteidigt wird?
- Was bedeutet „Truppenschwamm“ Hamburg? Hamburg bombardieren, mit mehreren Divisionen rein und dann blutiger Häuserkampf? Stalingrad an der Elbe? Es hat wohl man Überlegungen gegeben, das Hamburger U-Bahnnetz (sind doch nur 3 Linien) in den urbanen Kampf mit einzubeziehen. Wäre viel zu verlustreich geworden und hätte die WAPA-Planung in x Tagen am Rhein zu sein durcheinandergebracht
- Wird Holstein in der Mitte durchschnitten?
- Trennt der WAPA NORTHAG von LANDJUT durch Einnahme des Elbstreifens?
- Hält der NOK (Kiel Canal i.d. engl. Literatur) oder gelingt es dem WAPA seine Brückenköpfe (poln. FSchJg und SpezNas-Kdos) zu erweitern?
- Kann HSchBrig 51 mit 2 JgBtl und 2 PzBtl (Leopard 1) die Lübecker Bucht/Weißenhäuser Strand/Hohwachter Bucht gegen eine triphibische Operation verteidigen und erfolgreich abriegeln (auf der NATO-Manöverserie BOLD GUARD ständig geübt!!)?
Vielleicht kennt sich ja jemand von Euch mit dieser hochspannenden Thematik aus? Hat eine Einschätzung, Meinung dazu?
Gruss