Hm, seltsam, sonst stürzen sich immer gleiicch mehrere auf alte Schriften. So abschreckend kann das Latein ja auch nicht sein. Nun, die allergische Reaktion meines Auges lässt langsam nach. Ich gehe also ein zweites mal durch und schreibe auf, was ich ohne größere Probleme sehe. Das ist dann aber nur systematischer und nicht so gründlich wie ich es normal machen würde. Im Grunde würde ich aber so auch sonst an eine solche Schrift in einer anderen Sprache als Deutsch herangehen. Selbst wenn eine Fremdsprache flüssig gesprochen wird, ist es meist besser systematisch heranzugehen. Also nach einem ersten Anschauen erst ein paar Schlüsseldaten wie Zeit, Ort und Namen herauszufinden versuchen, was schon mal ein paar Eckpunkte setzt und ein paar Phrasen lesen, um erste Besonderheiten der Schrift zu erkennen. Denn in eine solche Schrift, muss man sich, wenn man das nicht regelmäßig macht, immer neu einlesen, was bei einer Fremdsprache noch schwieriger ist. Eine erste Erkenntnis für dies spezielle Exemplar ist, dass nicht alle Buchstaben vollständig ausgeschrieben sind und viel, teils auch ungewöhnlich gekürzt wird. Daher bin ich mirnicht sicher, ob es Lad[Kürzung?] oder Lan[Kürzung] heißt. Die Sprache ist Latein, aber einzelne Flämische, Französische und Niederdeutsche Worte sind nicht auszuschließen, da Bousbeke erwähnt wird und die Mittelniederdeutsche Schriftsprache lingau franca der Kaufleute war.
Und danach würde ich in einem ersten Durchgang aufschreiben, was ohne zuviel Mühe zu lesen ist, was noch nicht viel sein muss und recht sicher noch falsche Lesungen enthält. Ich kürze die Zeilen mal mit z, Kürzungen mit + und nicht gelesene Wörter, so ich sie schon markiere, mit x ab, damit es schneller geht. | ist Zeilenende, VN Vorname, NN Nachname. Lesbare Buchstaben gruppiere ich passend um die Namen. Es darf auch noch nicht stören, wenn das Latein nicht passt. Leider wurde das nicht immer unfallfrei gehandhabt und es gab viele, teils auch regionale Besonderheiten. Das wird später berücksichtigt, wenn es nicht trivial ist.
z1: ... cum debita x , domu+i?+ et cura+e situs in vico d+ic+to |
z2: [Ortsname] x bona Joh+ann+is do+minis de bousbeke* et bona wVN1 de NN1 x x et NN3? ord+ jud+ |
z3: x et x x Et wVN1 de NN2haus x et ad opus fraternitatis (eR sind ligiert vorhanden) sancti Judori in Lad |
z4: modo debito x et x x et x D+omi+ni fundi [...] |
z5: [...] et sine successorib+us [...]
z6: sub NN3?+ d+omino fundi prius inde? debito x debito x Et x sub viginti solidis x x |
z7: sub monete*³ [...]
z8: x Joh+anni+s baptiste x in futurum Et si quid x x in [...]
z9: hoc [...] ad opus s+anct+e fraternitatis x|
z10: debito possit x Testes Henricus Kersmak+er*² et petrus de NN2haus x Lad [?] Datu+m a+n+no D+omi+ni|
z11: [Jahresangabe ...]Quinquagesimo nono, in crastino conceptionis beatae mariae virginis x |
So, für heute will mein Auge nicht mehr, ich muss abbrechen.
* Die Herren von Bousbecque waren um Lille und auch in Bousbecque selber begütert. Der berühmteste des Namens war aber ein unehelicher Sohn, dem auch zu verdanken ist, dass der Ort mir und übrigens auch dem Forum bekannt ist:
Ogier Ghislain de Busbecq – Wikipedia
*² Den Namen gibt es, zumindest in den Niederlanden, noch heute.
*³ Das ist dir in Zeile 6 gerutscht.