lynxxx
Aktives Mitglied
Hi,
ich sehe hier allerhand einzelne Threads mit Kritiken zu Spielfilmen, und auch einen längeren mit historischen Lieblingsfilmen.
Ich dachte mir, man könnte ja auch mal einen Thread erstellen, wo jeder kurze Kritiken, oder längere oder einfach Meinungen und Comments von kürzlich gesehen Kinofilmen eintragen könnte, so dass man immer mal wieder hineinschauen kann, um den nächsten Kinotipp abzuholen, oder auch eine Einschätzung historisch interessierter User, oder Warnungen vor "blöden " Filmen. So könnte man diesen Thread auch abonnieren.
Sollte einer Spoiler (also wichtige Filminhalte, Auflösungen, etc.) eintragen wollen, so mache er es bitte vorher dick kenntlich mit vielen Leerzeilen dazwischen, so dass man ggf. schnell vorbeiscrollen kann, will man trotzdem die Bewertung weiterlesen, jedoch nicht den Inhalt wissen.
Ich geh mal mit gutem Beispiel voran und fang gleich an:
Ich war gestern in Flags Of Our Fathers
Regie: Clint Eastwood
Drehbuch: William Broyles Jr., Paul Haggis
Schauspieler: Ryan Phillippe (John Bradley), Jesse Bradford (Rene Gagnon), Adam Beach (Ira Hayes), Barry Pepper (Sgt. Mike Strank), Jamie Bell (Ralph Ignatowski), Joseph Cross (Franklin Sousley), Paul Walker (Hank Hansen), Christopher Curry (Ed Block), Kelley Daugherty (Betty), David Hornsby (Louis Lowery), Matt Huffman (Lt. J.K. Wells), David Patrick Kelly (Harry S.Truman), Brian Kimmet (Sgt. Thomas), Steven Koller (Randolph Scott), Neal McDonough (Captain Severance), Robert Patrick (Colonel Chandler Johnson), Stark Sands (Walter Gust), Myra Turley (Madeline Evelley), Thomas McCarthy (James Bradley)
Die nach wahren Begebenheiten beruhende Handlung ist einerseits die Eroberung der japanischen Pazifikinsel Iwojima durch die Amerikaner, andererseits die Geschichte eines berühmten Fotos wo 6 Soldaten die US-Flagge auf einem Hügel hissen (kennt ihr sicherlich). Dieses Foto ist in den USA zu Kriegszeiten der Renner, die darauf abgebildeten Soldaten werden berühmt, und für Marketingzwecke eingespannt, denn in der Kriegskasse fehlen noch etliche Milliarden, um überhaupt den Krieg fortsetzen zu können (jedenfalls wird das behauptet; ist es so?), so dass sie nun nach ihrem Einsatz auf Iwojima pflichtschuldig auf Promotiontour durch die USA tingeln.
Ein dritter Handlungsstrang zeigt die heutige Zeit, wo die Nachkommen und die Senioren von damals sich austauschen.
Im Film wird der Begriff des Helden von Eastwood hinterfragt.
1. Ihr müsst von Anfang an aufpassen, welcher Soldat welchen Namen hat, da später nur noch die Namen erwähnt werden, man aber unter den Helmen nicht immer gleich erkennt, wer nun wer ist. Das ist insofern von Bedeutung, weil es in der zweiten Hälfte eher darum geht, wer denn nun auf dem Foto mit der Flagge abgebildet wird. Und dabei kann man durcheinander kommen, denn es wird immer zwischen den Kriegserlebnissen im Pazifik, der Promotiontour und der heutigen Zeit gesprungen. Auch schnallt man nicht sofort, wer wessen Mutter ist, wenn man sich nicht die Namen vorher gut eingeprägt hat.
2. Da komme ich zum großen Schwachpunkt des Films, da die Kriegsszenen sehr bombastisch und dank ausgiebiger (aber unsichtbarer Nutzung) von CGI (Computereffekten) realistisch packend inszeniert sind, kommt eine gewisse Spannung auf, die dann jäh unterbrochen wird, weil man sich wieder auf Promotiontour befindet (oder andersrum, weil es ja eigentlich Flashbacks sind). Das ist manchmal durchaus gut, da man Zeit zum Luftholen bekommt, öfters aber ärgerlich, weil man wissen will, wie es nun weitergeht, und dann kommen die undramatischen Lapalien der Heimat einem belanglos vor.
3. Daraus folgernd möchte ich ihn mit Der Soldat James Ryan vergleichen:
Wer einen Film, ähnlich wie Soldat James Ryan von Steven Spielberg erwartet, der sei gewarnt. Die Landungsszenen bei beiden Filmen ähneln sich durchaus, das US-Bombardement der japanischen Insel wirkt sogar realistischer bzw. bildgewaltiger als die Landung in der Normandie von Spielberg, jedoch schafft es Clint Eastwood nicht, dieselbe beklemmende Spannung aufzubauen, wie in den ersten sagenhaften 25 Minuten von Spielberg's Ryan, der nicht umsonst oft zu den Top Ten Kriegsfilmen gezählt wird. Soviel zur Landungsszene, aber auch sonst ist es leider kein sehr guter Film geworden, ich denke, die Rückblenden hätte er anders schneiden müssen, damit der Spannungsbogen insgesamt nicht so stark abfällt. Dieses kennzeichnete nämlich Der Soldat James Ryan aus, der nach fulminantem Start schaffte, fast bis zum Schluss zu fesseln.
4. Erwähnenswert ist noch, dass Eastwood zwei Filme gleichzeitig drehte, einmal die Sicht der USA, und den zweiten Film, diesmal aus Sicht der Japaner: Letters From Iwo Jima, der einen Monat später in unsere Kinos kommt. Jedoch ist die Sicht der Amerikaner durchaus nicht so patriotisch geworden, wie ich anfangs befürchtete. Ich glaube Letters From Iwo Jima soll besser sein, wie dem auch sei, den werde ich mir jedenfalls auch anschauen.
5. Das Ende zieht sich leider etwas hin, was ich schon daran sah, dass ich gegen Ende auf die Uhr geblickt habe - kein gutes Zeichen für die Einbindung und Fesselung des Zuschauers. Insgesamt hätte wohl eine gewisse Kürzung in der Filmlänge dem Film gut getan, da längere Zeit keine neue Handlung erzählt wird, und man inzwischen geschnallt hat, was die Aussage ist: Warum man im Krieg kein Held ist.
6. Bewertung:
Vielleicht wäre meine Bewertung einen Punkt besser gewesen, hätte nicht der sehr gute Regisseur Eastwood den Film mit dem ihm zur Verfügung gestellten Budget gefilmt. So hat man doch auch eine gewisse Erwartungshaltung. Naja, alles subjektiv....
Wenn Der Soldat James Ryan von mir 10 von 10 Punkten erhält, dann vergebe ich mal Eastwoods Werk Flags Of Our Fathers 6 von 10 Punkten.
Kann man sich aber durchaus anschauen, und wenn, dann im Kino, denn so bildgewaltige Aufnahmen von 100000 Landungssoldaten wie hier, sieht man nicht alle Tage, und die wirken nun mal nur im Kino, ganz zu schweigen von den 10000 Watt Lautsprechern, die bei jedem Kanonenschuss deinen Magen erzittern lassen. So "bombastisch" vielleicht zuletzt bei Pearl Harbor gesehen.
Wer eine detailliertere Kritik lesen will, auch zu den Schauspielerleistungen, etc., den empfehle ich Filmstarts.de :
http://www.filmstarts.de/kritiken/Flags Of Our Fathers.html
Ich habe dort, nachdem ich den Film gesehen habe, die Kritik gelesen, und stimme dem bis auf einige Ausnahmen weitgehend zu. (hab aber nichts mit denen zu schaffen )
Ciao, lynxxx
ich sehe hier allerhand einzelne Threads mit Kritiken zu Spielfilmen, und auch einen längeren mit historischen Lieblingsfilmen.
Ich dachte mir, man könnte ja auch mal einen Thread erstellen, wo jeder kurze Kritiken, oder längere oder einfach Meinungen und Comments von kürzlich gesehen Kinofilmen eintragen könnte, so dass man immer mal wieder hineinschauen kann, um den nächsten Kinotipp abzuholen, oder auch eine Einschätzung historisch interessierter User, oder Warnungen vor "blöden " Filmen. So könnte man diesen Thread auch abonnieren.
Sollte einer Spoiler (also wichtige Filminhalte, Auflösungen, etc.) eintragen wollen, so mache er es bitte vorher dick kenntlich mit vielen Leerzeilen dazwischen, so dass man ggf. schnell vorbeiscrollen kann, will man trotzdem die Bewertung weiterlesen, jedoch nicht den Inhalt wissen.
Ich geh mal mit gutem Beispiel voran und fang gleich an:
Ich war gestern in Flags Of Our Fathers
Regie: Clint Eastwood
Drehbuch: William Broyles Jr., Paul Haggis
Schauspieler: Ryan Phillippe (John Bradley), Jesse Bradford (Rene Gagnon), Adam Beach (Ira Hayes), Barry Pepper (Sgt. Mike Strank), Jamie Bell (Ralph Ignatowski), Joseph Cross (Franklin Sousley), Paul Walker (Hank Hansen), Christopher Curry (Ed Block), Kelley Daugherty (Betty), David Hornsby (Louis Lowery), Matt Huffman (Lt. J.K. Wells), David Patrick Kelly (Harry S.Truman), Brian Kimmet (Sgt. Thomas), Steven Koller (Randolph Scott), Neal McDonough (Captain Severance), Robert Patrick (Colonel Chandler Johnson), Stark Sands (Walter Gust), Myra Turley (Madeline Evelley), Thomas McCarthy (James Bradley)
Die nach wahren Begebenheiten beruhende Handlung ist einerseits die Eroberung der japanischen Pazifikinsel Iwojima durch die Amerikaner, andererseits die Geschichte eines berühmten Fotos wo 6 Soldaten die US-Flagge auf einem Hügel hissen (kennt ihr sicherlich). Dieses Foto ist in den USA zu Kriegszeiten der Renner, die darauf abgebildeten Soldaten werden berühmt, und für Marketingzwecke eingespannt, denn in der Kriegskasse fehlen noch etliche Milliarden, um überhaupt den Krieg fortsetzen zu können (jedenfalls wird das behauptet; ist es so?), so dass sie nun nach ihrem Einsatz auf Iwojima pflichtschuldig auf Promotiontour durch die USA tingeln.
Ein dritter Handlungsstrang zeigt die heutige Zeit, wo die Nachkommen und die Senioren von damals sich austauschen.
Im Film wird der Begriff des Helden von Eastwood hinterfragt.
1. Ihr müsst von Anfang an aufpassen, welcher Soldat welchen Namen hat, da später nur noch die Namen erwähnt werden, man aber unter den Helmen nicht immer gleich erkennt, wer nun wer ist. Das ist insofern von Bedeutung, weil es in der zweiten Hälfte eher darum geht, wer denn nun auf dem Foto mit der Flagge abgebildet wird. Und dabei kann man durcheinander kommen, denn es wird immer zwischen den Kriegserlebnissen im Pazifik, der Promotiontour und der heutigen Zeit gesprungen. Auch schnallt man nicht sofort, wer wessen Mutter ist, wenn man sich nicht die Namen vorher gut eingeprägt hat.
2. Da komme ich zum großen Schwachpunkt des Films, da die Kriegsszenen sehr bombastisch und dank ausgiebiger (aber unsichtbarer Nutzung) von CGI (Computereffekten) realistisch packend inszeniert sind, kommt eine gewisse Spannung auf, die dann jäh unterbrochen wird, weil man sich wieder auf Promotiontour befindet (oder andersrum, weil es ja eigentlich Flashbacks sind). Das ist manchmal durchaus gut, da man Zeit zum Luftholen bekommt, öfters aber ärgerlich, weil man wissen will, wie es nun weitergeht, und dann kommen die undramatischen Lapalien der Heimat einem belanglos vor.
3. Daraus folgernd möchte ich ihn mit Der Soldat James Ryan vergleichen:
Wer einen Film, ähnlich wie Soldat James Ryan von Steven Spielberg erwartet, der sei gewarnt. Die Landungsszenen bei beiden Filmen ähneln sich durchaus, das US-Bombardement der japanischen Insel wirkt sogar realistischer bzw. bildgewaltiger als die Landung in der Normandie von Spielberg, jedoch schafft es Clint Eastwood nicht, dieselbe beklemmende Spannung aufzubauen, wie in den ersten sagenhaften 25 Minuten von Spielberg's Ryan, der nicht umsonst oft zu den Top Ten Kriegsfilmen gezählt wird. Soviel zur Landungsszene, aber auch sonst ist es leider kein sehr guter Film geworden, ich denke, die Rückblenden hätte er anders schneiden müssen, damit der Spannungsbogen insgesamt nicht so stark abfällt. Dieses kennzeichnete nämlich Der Soldat James Ryan aus, der nach fulminantem Start schaffte, fast bis zum Schluss zu fesseln.
4. Erwähnenswert ist noch, dass Eastwood zwei Filme gleichzeitig drehte, einmal die Sicht der USA, und den zweiten Film, diesmal aus Sicht der Japaner: Letters From Iwo Jima, der einen Monat später in unsere Kinos kommt. Jedoch ist die Sicht der Amerikaner durchaus nicht so patriotisch geworden, wie ich anfangs befürchtete. Ich glaube Letters From Iwo Jima soll besser sein, wie dem auch sei, den werde ich mir jedenfalls auch anschauen.
5. Das Ende zieht sich leider etwas hin, was ich schon daran sah, dass ich gegen Ende auf die Uhr geblickt habe - kein gutes Zeichen für die Einbindung und Fesselung des Zuschauers. Insgesamt hätte wohl eine gewisse Kürzung in der Filmlänge dem Film gut getan, da längere Zeit keine neue Handlung erzählt wird, und man inzwischen geschnallt hat, was die Aussage ist: Warum man im Krieg kein Held ist.
6. Bewertung:
Vielleicht wäre meine Bewertung einen Punkt besser gewesen, hätte nicht der sehr gute Regisseur Eastwood den Film mit dem ihm zur Verfügung gestellten Budget gefilmt. So hat man doch auch eine gewisse Erwartungshaltung. Naja, alles subjektiv....
Wenn Der Soldat James Ryan von mir 10 von 10 Punkten erhält, dann vergebe ich mal Eastwoods Werk Flags Of Our Fathers 6 von 10 Punkten.
Kann man sich aber durchaus anschauen, und wenn, dann im Kino, denn so bildgewaltige Aufnahmen von 100000 Landungssoldaten wie hier, sieht man nicht alle Tage, und die wirken nun mal nur im Kino, ganz zu schweigen von den 10000 Watt Lautsprechern, die bei jedem Kanonenschuss deinen Magen erzittern lassen. So "bombastisch" vielleicht zuletzt bei Pearl Harbor gesehen.
Wer eine detailliertere Kritik lesen will, auch zu den Schauspielerleistungen, etc., den empfehle ich Filmstarts.de :
http://www.filmstarts.de/kritiken/Flags Of Our Fathers.html
Ich habe dort, nachdem ich den Film gesehen habe, die Kritik gelesen, und stimme dem bis auf einige Ausnahmen weitgehend zu. (hab aber nichts mit denen zu schaffen )
Ciao, lynxxx