Da könnten einige Jahre HJ und Gleichschaltung in der Schule schon gereicht haben, sodass weiteres "bearbeiten" nicht nötig war. Die Nazis fingen '45 nicht bei null an mit der Hirnwäsche von Menschen und isb. Kindern und Jugendlichen.
Die fing sicherlich nicht bei null an, der Umstand, dass etwa die "Organisation Werwolf" die ja explizit darauf abzielte auch auf den Fanatismus von Kindern und Jugendlichen aufzubauen und Terroristen zwecks asymetrischer Kriegsführung/Rache daraus zu machen, insgesamt ein grandioser Fehlschlag war, zeigt aber auch, dass die Gehirnwäsche durch die NS-Organisationen praktisch durchaus ihre Grenzen hatte.
Wäre das anders gewesen, hätte auf die Niederlage im konventionellen Krieg eigentlich ein Asymetrischer folgen müssen, aber der blieb aus.
Okay, man kann denen, die mit dieser Cousine der Schlussstrich-Debatte liebäugeln, noch zubilligen, dass die meisten Menschen ihr Wissen über Strafrecht aus dem 'Tatort' beziehen.
Das sieht bei mir ja nicht viel anders aus, im Hinblick auf Juristerei bin ich auch mehr oder weniger unbeschlagen und mein Verständnis für die ganze Sache wäre wahrscheilich auch sehr beschränkt, wenn nicht vor ein paar Jahren der Demjanjuk-Prozess entspechende Wellen geschlagen hätte.
Nun weiß ich bei einem Userprofil natürlich nicht, wer dahinter steckt und ob die Person möglicherweise einfach ein paar Jahre zu jung ist (der Demjanjuk-Fall ist ja nun doch auch schon ein paar Jahre her) um die Veränderung der Rechtsauslegung mitbekommen zu haben, oder dass das möglicherweise sonst wie nicht registriert wurde, weil interesse an historischen Sachverhalten oder der NS-Zeit, möglicherweise erst später aufgekommen oder nur oberflächlich/episodisch gegeben.
Womöglich glaubt mancher auch deshalb an eine "politisch korrekte" Justiz, die Hundertjährige bis ins Grab verfolgt. Die jahrzehntelange Nichtverfolgung tut ihr Übriges.
Naja, das Empfinden einer gewissen Ungerechtigkeit angesichts der Nichtverfolgung inzwischen längst verstorbener Täter, die deutlicher involviert waren, kann ich verstehen.
Ich würde dass auch gar nicht näher thematisiert haben, wenn es nicht mit etwas seltsamem Gebaren in den beiden anderen Diskussionen korrespondieren würde, denn was da postuliert wurde, lässt sich nun nicht mehr mit "juristisch unbedarft" erklären.
Wenn da auf der einen Seite Hinz und Kunz für den Aufstieg der Nazis verantwortlich gemacht werden, weil angeblich die anderen Parteien einfach abgehoben gewesen seien, schlechte Politik gemacht hätten und überhaupaut alle Angst vor den Kommunisten hatten, mit anderen Worten die Verantwortlichkeit der NS-Wählerschaft weitgehend negiert oder entschuldigt wird, dass mit in einem anderen Faden noch mit fragwürdigen Postulaten verbunden wird, nach denen die Zeiten halt einfach so waren und jeder "Bierkellerhassprediger" ohne weiteres Diktator hätte werden können, etc., dann noch Parallelen zwischen der Situation Anfang der 1930er und dem derzeitigen politischen Betrieb angestrengt werden um das Verhalten heutiger Wählergruppen zu erklären und zu entschuldigen und dann hier noch ein Popanz zur Schau gestellter Empörung inszeniert wird, als wen man heute noch Leute aus dem Seniorenheim karren und wegen irgendwelcher Bagatellen vor Gericht ziehen wollte (auch der juristisch Unbedarfte dürfte wissen, dass außer Mord und damit in Verbindung stehenden Tatbestäden mehr oder weniger alles sonst noch denkbare längst verjährt ist), naja, dann muss ich sagen, dass meine Bereitschaft an zufällige Unbedarftheiten in einzelnen Bereichen als ursächlich für diese Äußerungenn zu halten, allmählich zur Neige geht.
Andererseits: Umso weiter man sich an die Ränder des politischen Spektrums bewegt, eine desto höhere Bereitschaft findet man nun mal, das eigene Gerechtigkeitsempfinden über das Gesetz zu stellen.
Weiß ich nicht.
Ich denke, das die höhere Bereitschaft Gesetze aus Gründen des eigenen Gerechtigkeitsempfindens im Zweifel zu missachten bei den politischen Rändern vor allen Dingen deswegen öfter auftrtitt, weil sich wesentlich öfter als bei jemandem in der politischen Mitte überhaupt ein Konflikt zwischen Gesetz und Gerechtigkeitsvorstellungen ergibt.
Ohne damit diejenigen, die meinen ihre persönlichen Anschauungen über das Recht stellen zu können entschuldigen zu wollen.
Hat man schön bei den Corona-Leugnern gesehen, die allesamt nicht ahnten, dass die Verfassung, auf die sie sich beriefen, Grundrechtseinschränkungen zur Seuchenbekämpfung explizit vorsieht …
Ja, schönes Beispiel eigentlich.
Ich kann das nicht nachweisen, würde aber davon ausgehen, dass ein nicht geringer Teil derer, die die Pandemie durchaus ernst genommen haben, das auch nicht ahnte.
Bei denen lag allerdings, weil sie die Pandemie ernst nahmen und die Notwendigkeit von Maßnahmen verstanden haben, deutlich weniger Konfliktpotential gegenüber den regierungsseitigen Maßnahmen vor und zwar wahrscheinlich vollkommen unbeschadet dessen, ob für sie nachvollziehbar war wie weit diese Maßnahmen im Einzelnen nun durch die Verfassung gedeckt waren oder eben nicht.
Da wird für viele einfach "Not kennt kein Gebot" gegolten haben.
Ich würde mich durchaus nicht dafür verbürgen, dass wäre die Gesetzeslage eine andere gewesen und die Corona-Leugner hätten sich juristisch im Recht befunden, es nicht umgekehrt ein sehr großes Potential für Forderungen gegebenn hätte, entsprechende Maßnahmen trotzdem zu erlassen (sich da ggf. auf die Hamburger Sturmflut zu berufen) oder im Eilverfahren die juristische Grundlage zu schaffen um die Gesetze den eigenen politischen Bedürfnissen anzupassen.
Ich denke nicht, dass in einem solchen Fall diejenigen, die wegen Corona wirklich aufrichtig in Sorge waren und eher der politischen Mitte zuzuordnen sind, sich dann auf Grund der Gesetzeslage allein deswegen entsprechender Forderungen enthalten haben würde.
Ohne das in irgendeiner Form werten zu wollen, ich halte das Bild dass sich da ergibt, mehr für das Ergebniss unterschiedlich häufiger Gelegnheiten eines grundsätzlichen Dissens zwischen Rechtslage und persönlichen Moralvorstellungen, als für das Ergebnis einer bestimmten politischen Typologie, die bei den Rändern grundsätzlich anders wäre.
Ich denke, damit habe ich mich jetzt aber auch genug ins off-topic verrant.