Einmal Fuß in der Tür und es starteten Maßnahmen wie ein rigides antidemokratisches Durchgreifen der Polizei in Preußen. Am Ende stand der Reichstagsbrand, welcher die KPD als größte Konkurrenz im totalitären Lager beseitigte.
Der Reichstagsbrand und auch die Reichstagsbrandverordnung beseitigten die KPD eigentlich nicht, sie konnte weiterhin zu Wahlen antreten und auch gewählt werden, was ja im Frühjahr 1933 noch passierte.
Was die KPD ausschaltete, war das willkührliche, auch von der Reichstgsbrandverordnung so nicht gedeckte Festsetzen oder Ermorden ihrer Abgeordneten und Fuktionäre, so wie die rechtswidrige Aufhebung ihrer durch die Wahlen errungenen Reichstagsmandate.
Dennoch machte ihn das Trio Schleicher/Papen/Hindenburg zum Reichskanzler.
Hindenburg machte Hitler zum Reichskanzler. Die beiden anderen hatten bei dieser Entscheidung eigentlich nicht viel mitzureden.
Wie
@Sepiola bereits anmerkte, Schleicher war nie ein besonderer Freund Hitlers und v. Papen arbeitete zwar mit Hitler zusammen, aber das war bei Hitlers Ernennung zum Reichskanzler nicht der Entscheidende Punkt. De facto hatte Hindenburgs spätestens seit 1932 mit der Option Hitler zum Reichskanzler zu machen durchaus gespielt, dass Problem was Hindenburg damit hatte, war allerdings, das Hitler zunächst auf diktatorische Sondervollmachten bestand und die wollte Hindenburg wohl jemandem, der bisher noch nie ein Staatsamt innegehabt hatte (jedenfalls ist das Pytas Interpretation) so nicht geben.
Der entscheidende Schritt dürfte gewesen sein, dass sich Hitler 1933 zunächst bereit erklärte zu versuchen mit parlamentarischen Mitteln zu regieren, was Hindenburg dazu veranlasste ihm die Kanzlerschaft zuzugestehen und ihm durch die Auflösung des Reichstags und die Ansetzung von Neuwahlen entgegen zu kommen um ihm die fehlende parlamentarische Mehrheit rückwirkend zu beschaffen.
Kann man irgendwie abschätzen, ab welchem Stimmenverlust in welcher Höhe dieses Trio Hitler wohl nicht mehr zum Reichskanzler gemacht hätte?
Hindenburg hatte mit v. Papen und v. Schleicher bereits 2 Kanzler ernannt, die im Reichstag keine einzige Stimme hinter sich hatten.
v. Schleicher kam aus der Reichswehr ohne einen eigentlichen genuin politischen Hintergrund, v. Papen war beim Zentrum ausgetreten um seinem eigenen Rauswurf zuvor zu kommen, weil er zuvor am Stuhl seines eigenen Parteivorsitzenden und Reichskanzlers Brüning gesägt hatte.
Hindenburg zielte in seiner Politik darauf ab, einerseits möglichst vom Regieren mit Präsidialkabinetten wieder weg zu kommen, weil sich dass nicht als Lösung erwiesen hatte, dafür aber zunehmend sein Ansehen beschädigte, weil die machtlosen Kanzler und Kabinette ihn als Reichspräsidenten dauernd zwangen ins politische Tagesgeschäft einzugreifen und die Regierungen mit Sonderverordnungen gegen den politischen Willen des Parlaments und der Parteien zu stützen.
Das zweite Ziel, was Hindenburg verfolge, war eine Regierung auf die Beine zu stellen an der die Sozialdemokraten keinen Anteil hatten und die nach seinem Willen möglichst ein geschlossenes Lager von den Liberalen, über die Bürgerlichen Parteien bis hin nach rechtsaußen bilden sollten.
Insofern ist die Frage, wie viele Prozentpunkte Hitler erreichen musste, wahrscheinlich zweitrangig für die Frage ob Hindenburg bereit war ihn zum Kanzler zu ernennen.
Entscheidend für Hindenburg dürfte eher gewesen sein, ob irgendeine Aussicht darauf bestand, dass ein Hitler möglicherweise eine solche Koalition, möglichst mit parlamentarischer Mehrheit zusammenbringenn konnte oder nicht.
Ich denke nicht, dass da z.B. 30% irgendeine entscheidende Schwelle waren.
Wäre die NSDAP auf nur 25% gekommen und Zentrum und DNVP zusammen nochmal auf 20%, die zwei anderen Parteien wären aber bereit zu einer Koalition mit Hitler gewesen und das ganze hätte im Fall von Neuwahlen, die Hindenburg jederzeit herbeiführen konnte, Aussichten gehabt mehrheitsfähig zu werden, wäre das für Hindenburg und seine Ziele wahrscheinlich genau so annehmbar gewesen, wie Hitler im Januar 1933 zum Kanzler zu machen.
Die Frage wäre da eher, ob Hitler bereit gewesen wäre sich auf eine solche Kooperation einzulassen, weil er damit von seinem Wunsch diktatorisch zu regieren deutlich weiter entfernt gewesen wäre.
Wäre Hitler dennoch ernannt worden? Vermutlich ja, weil man eine Regierung suchte, die durchregieren würde.
Das ist nicht der Punkt, "durchgreifen" konnte die NSDAP aus ihrer eigenen Position heraus nicht, dass war davon abhängig, dass Hindenburg als Reichspräsident die rechtliche Grundlage dafür schuf und sie machen lies.
Solche Vollmachten hätte er aber auch jeder anderen Partei und ihren Vertretern ausfertigen können, zumal Hindenburg auf den Terror und das allgemein schlechte Betragen der SA nicht sonderlich gut zu sprechen war.
Für Hindenburg war entscheident, dass er im Grunde zurück zur parlamentarischen Regierungsweise wollte, weil das Regieren mit Präsidialkabinetten in der Sackgasse steckte, dies aber möglichst ohne die Sozialdemokraten zu beteiligen.
Und dem entsprechend war für Hindenburg die Frage eigentlich nicht, wer in welcher Weise auch immer am Besten "durchgreifen" konnte, vom Durchgreifen hatte er eigentlich genug, das hatte er 2 Jahre lang mit überschaubarem Erfolg versucht, sondern wer am ehesten geeignet sein würde seine politische Wunschkoalition auf die Beine zu stellen.
Dafür wäre ein Hitler mit nur 25% möglicherweise sogar noch geeigneter gewesen, als einer mit 33%, weil er, um so schwächer seine eigene Position war, sich um so weniger Forderungen nach Sondervollmachten hätte leisten können.
Ich würde prognostizieren wollen, ein Hindenburg hätte wahrscheinlich weniger Bedenken gehabt einen Hitler mit 25% zum Reichskanzler zu machen, als einen mit 33%.
Allerdings, wie gesagt, hätte sich darauf Hitler wahrscheinlich nicht eingelassen, weil er dann nicht mehr als Demagoge hätte aggieren können, sondern als verantwortlicher Politiker hätte handeln müssen und das eben ohne die von ihm gewünschten diktatorischen Vollmachten.
Wenn es mit der Wahl am 6. November 32 nicht geklappt hätte, hätte es vielleicht auch noch 1933 oder 1934 klappen können, trotz fallender Tendenz und einsetzender wirtschaftlicher Erholung
Die Frage ist, wie schnell sich die wirtschaftliche Erhohlung tatsächlich an der Wahlurne bemerkbar gemacht hätte.
Die Stimmverluste der NSDAP bei den Wahlen im November 1932, sollte man etwas mit Vorsicht betrachten.
Das die NSDAP Im Juli 1932 auf 37% kam, hängt auch damit zusammen, dass die DNVP seit der Wahlniederlage 1928 und der Übernahme des Parteivorsitzes durch Hugenberg in eine innerparteilich schwierige Situation geriet, weil damit die Frage einer politischen Neuausrichtung auf der Tagesordnung stand und es innerhalb der Partei zu Auseinandersetzungen zwischen denjenigen kam, die sich mit der Republik irgendwie arragniert hatten und denen, die Fundamentalopposition gegen die Republik machen wollten.
Diese Auseinandersetzungen führten unter anderem dazu, dass sich die CNBL (Christlich-Nationale Bauern- und Landvolkpartei) von der DNVP abspaltete, die es als Kleinpartei zu einer recht kurzlebigen Reichstagskarriere brachten.
Lange Rede, kurzer Sinn: Die DNVP musste jedenfalls zwischen 1928 und 1932 einen zunehmend krisenhaften Eindruck machen und der Umstand, dass sich ihr neuer Vorsitzender Hugenberg zunächst weigerte mit Hitler zusammen zu arbeiten, weil er (als Voristzender einer 6-7% Partei vollkommen realitätsferner Weise) selbst die politische Führung für sich beanspruchte, dürfte diesen Eindruck noch verstärkt haben.
In diesem Zusammenhang werden viele traditionelle DNVP-Wähler zunächst zu Hitler abgewandert sein.
Was bei den beiden Reichstagswahlen 1932 auffällt, ist, dass die Nazis zwar 4,3% verloren hatten, dafür die DNVP allerdings 2,4% dazu gewann und somit letztendlich Hauptnutznießer der Stimmverluste der NSDAP war.
Damit hatte das rechtsextreme Lager, eigentlich nur 1,9% Stimmanteile verloren, was ein Bisschen wenig erscheint, um da eine Trendwende zu konstatieren.
Ich kann das an dieser Stelle nicht beweisen, würde aber fast vermuten, dass es sich bei den Stimmverlusten der NSDAP zu einem Großteil um Rückwandereung von ehemaligen DNVP-Wählern zu ihrer angestammten Partei handelte, möglicherweise in Anerkennung der zunehmenden Annäherung Hugenbergs an Hitler und der zunehmenden Bereitschaft dann doch zusammen zu arbeiten, unter Aufgabe realitätsferner Führungsansprüche.
Wenn man einzig die NSDAP betrachtet, mag die Reichstagswahl vom November 1932 wie eine Trendwende aussehen, wenn man sich allerdings das gesamte rechtsextreme Lager ansieht und dabei auf dem Schirm behält, dass Abwanderungen von der NSDAP zur DNVP für eine potentielle Koalitionsregierung unter Hitler eigentlich keine Verluste darstellten, sieht es anders aus.