Normalerweise ist die Vorstellung der Besiedlung Islands die - auch hier im Thread ist das bereits angeklungen -, dass - in der Hauptsache - norwegische Wikinger auf Irland Frauen raubten und Island besiedelten. Ein paar irische Mönche, die wahrscheinlich in Hella und auf Papey (Pfaffeninsel!) lebten und von den norwegischen Siedlern getötet oder versklavt wurden, ausgenommen.
Ein anderes Bild zeichnet Kristof Magnusson (
Gebrauchanweisung für Island, S. 126 f.):
Bis heute hält sich die Vorstellung, die ersten Siedler seien ein Haufen von Wikingern mit Hörnerhelmen* gewesen, die nach einem Motto lebten, das die Band Torfrock mal so formulierte: "Kommst du in ein fremdes Land, beklau sie und verhau sie."
Und es gab sie sicher auch, die Wikinger unter den ersten Siedlern, von denen so gerne erzählt wird, dass sie auf dem Weg nach Island auf den Britischen Inseln Station machten und die schösten Frauen entführten. Doch Island ist längts nicht nur von norwegischen Plünderern besiedelt worden und von Engländerinnen, die nicht schnell genug weglaufen konnten. Die Wikinger sind nur Teil einer vielfältigen Sieldungsbewegung gewesen. Viele der ersten Siedler waren norwegische Bauern, die angesichts der Kämpfe in ihrer Heimat hofften, in Island einigermaßen ruhig und vom König unbehelligt leben zu können. Manche dieser Bauern hatten sich schon Jahre zuvor in Irland niedergelassen, einheimische Frauen geheiratet und Familien gegründet.
Die meisten Leute, die nach Island zogen, wollten also gerade nicht kämpfen. Die isländischen Siedler wollten, wie es in den Sagas heißt "einige Jahre still sitzen", was meist bedeutete, dass sie sich einen Hof bauten und alt wurden. Wenn Island jemals eine Wikingerinsel war, dann eher eine Seniorenresidenz für ehemalige Wikinger.
*Dieses Klischee wird im Übrigen auch auf Island gepflegt, es gibt Souvenirgeschäfte, die sich gezielt an Asatrú und Leute mit einem Faible für martialische Wikinger wenden.