Die Athener, erklärte er seiner Zuhörerschaft, würden den einen Gott längst verehren.
Es wird ja oft darauf hingewiesen, dass ein Monotheismus einem Polytheismus "überlegen" sei bzw. eine "Weiterentwicklung" des letzten. Inwiefern "überlegen", weiß ich nicht, es sei denn, man legt ein formales Ordnungskriterium an, in der eine einheitliche rel. Verehrung "besser" sei als eine vielgestaltige.
Auf jeden Fall kann ein Monotheismus, zumal wenn er wie das Christentum (und später der Islam) nicht partikularistisch wie das Judentum, sondern universalistisch orientiert ist, stärker verschiedene Völker zusammenbinden als polytheistische Religionen. Wobei man bei den letzteren allerdings nicht vergessen darf, dass die Einzelreligionen samt ihren Göttern durch Ähnlichkeitsbeziehungen ebenfalls eine "universalistische" Komponente hatten: Wenn die Minerva der Athene gleichgesetzt wird, dann handelt es sich um 1 Göttin und verbindet Rom mit Athen. Trotzdem kommt mir die Formel
1 Kaiser <---> 1 Gott
anschaulicher vor. Die Götter
familie wurde nun durch das
Individuum ersetzt. (Der Begriff der "Person" etwa wird bei Boethius zum ersten Mal in der Trinität bestimmt.)
Interessanterweise haben sich alle bedeutenden monoth. Systeme aus dem Judentum entwickelt und keine eigene Quelle aufgetan, auch wenn es in der gr. Philosophie Bestrebungen gab, das Platonische Eine/Gute als "ein Gott" zu etablieren (Henadologie), aber als akademische Blase auch bald wieder geplatzt ist.
Ein weniger beachteter Unterschied ist die sinnliche Dimension: der Polyth. ist ein Statuenglaube, man betet Gebilde aus Stein oder Holz an und sieht sie als Symbol der Götter, der Monoth. dagegen eine Schrift- bzw Buchreligion, ein Buch, in dem eine Offenbarung steht(*). Der Polyth. glaubt mit dem
Auge, der Monoth. mit dem
Ohr (eben das Wort Gottes). Es ist kein Zufall, dass das Judentum kurz nach der Zeit entstanden ist, als die hebräische Schrift erfunden wurde wie der Islam, nachdem die arabische Schrift erfunden wurde. (Gilt allerdings nicht fürs Christentum). Ein Buchglaube hat daher auch Auswirkung auf die kulturelle Entwicklung (die ich beim Christentum aber weniger sehe).
(*) Im Koran werden die vorher bestehenden Monotheisten denn auch als die "Buchbesitzer" bezeichnet.