Zu meinem letzten in diesem Pfad geschriebenen Beitrag ist mir aber trotzdem noch etwas unklar:
Diese vorrangige Bedeutung der Religion hielt noch lange an - sicher bis ins 19. Jh. Im 19. Jh. entstand dann eine national-patriotische Bewegung, die im 20. Jh. zum Nationalismus-Faschismus mutierte. Und sie breitete sich in ganz Europa bis in die entlegensten Winkel aus, so scheint es mir. Die Frage, die sich mir nun stellt, ist:
Wie hat sich eine solche Bewegung ausgebreitet? Denn auch z. B. die Bauern wurden davon ja nicht verschont und die haben sicher nicht die Schriften von irgendwelchen Philosophen usw. gelesen.
Oder war eine Abneigung gegen andere Ethnien unterschwellig doch schon vorher vorhanden und es brauchte nur jemand kommen, der den ersten Stein ins Rollen bringt?
:grübel:
Die Diskusion ist eröffnet.
Habe persönlich ein bischen Muffen vor solchen sehr weitreichenden Fragen, bzw. Geschichtsinterpretationen. :grübel: aber ich riskiere mal was
Zu deiner als noch "vorangig bis ins 19. Jahrh. bedeutenden Religion " ist anzumerken, daß diese m.M nach in direktem Zusammenhang deiner fettgedruckten Fragen steht;
Je offenkundiger die Aufklärungsphilosophie und auch Aufklärungstheologie die zentralen Inhalte des identitätsstiftenden christl. Glaubens entwertete (welches keine Wertung darstellen soll ) ,desto wirksamer wurden Gegenkräfte , die letztlich auf politischer Ebene wirksam wurden;
Hinwendung in romantischem Geist zum christl. bestimmten Mittelalter, als "die Welt " noch in Ordnung war- abzulesen in Literatur, Kunst, Architektur etc..
(Die damit verknüpften Namen können ja später mal hier eine Rolle spielen, es würde jetzt in den Wald führen).
Die Aufklärung selbst ging in dt. Landen in Preußen, dem doch so bestimmenden Machtfaktor, auch hier voran, indem seit Fritz Zwo -überspitzt gesagt- der Staat die Religion ersetzte, besser gesagt ersetzten sollte.
Wissenschafts-und Fortschrittsglaube hatten- ähnlich wie heute die moralisch-soziale Kapitulation vor der "Globalisierung" - eine am Wirtschaftswachstum des Frühkapitalismus ausgerichtete "Ethik " gefördert ;
Die störenden Handelsbarrieren fielen, die Zollunion wurde der eigentliche polit. wirksame Motor der dt. Einigungskraft, keine noch so mißglückte Revolution.
Verständliches Ziel aller wirtschaftl. Erwartungen war (als deren Vorraussetzung )auch die polit. Einigung Deutschlands, die trafen sich mit mittelalterl.-deutschtümelnden Träumen der Spätromantiker und des restaurativen Biedermeiers der ganzen Vormärzzeit und deren polit. Repräsentanten.
Die Zusammensetzung der Frankfurter Paulskirche hat schon im Vorfeld erfolgreich die wirklichen Revoluzzer vor die Tür gekehrt, hatte man doch anno 1844 beim Weberaufstand gesehen, wie echte Proletarier ihren Wirtschaftsaufschwung gefährden könnten.
Für ein übergreifendes Gefühl einer dt. Nationalität wurde das Gefühl für Unterschiede zu anderen Nationen und Ethnien gebraucht.
Man betonte plötzlich die Unterschiede zu Nachbarn ,beschwor die germanischen Gemeinsamkeiten , die Geschichte ,vorallem in der Gefahr . Das haben die Franzosen anno 1870 unterschätzt !
Sie haben den Beitritt der dt. Südstaatler zum preuß. dominierten Norden im Angesicht der "welschen Gefahr "nicht auf dem Schirm gehabt.
Das man es bei all dem schönen Nationalgefühl zu - ismen hat kommen lassen ( Nationalismus, Chauvinismus, Sozialdarwinismus, Nationalsozialismus ) kann unterschiedlich gesehen werden, dafür ist nicht nur ein Faktor ersichtlich, nicht nur eine Philosophie.
Meinen etwas ausgewalzter Text :rotwerd: könnte vielleicht als Diskussionshintergrund für die angerissenen Fragen dienen ....
feif: