Ich wünschte mir, es gäbe in dieser Diskussion einen besseren Begriff als Geisel. Denn im Allgemeinen ist unser Verständnis vin Geiseln ein anderes als das der Antike oder des frühen Mittelalters.
Diese Geiseln waren nichts mehr als Vertragspfänder. Zwischen zwei Parteien wurde ein Vertrag abgeschlossen und mit der Stellung von hochrangigen Personen besiegelt. Diese wurden i.d.R. nicht schlecht behandelt, zumindest so lange nicht, wie die Verträge hielten. Da aber beide Parteien Geiseln stellten, waren i.d.R. auch beide Parteien bestrebt die eigenen Geiseln nicht zu gefährden. Von einer römischen Tradition ist mir nichts bekannt. Gerade die Erwähnung bei Cäsars B.G. zeigt, daß sie eher unrömisch war, denn Cäsar wollte dadurch beim Leser Abscheu erregen.
Um beim B.G. zu bleiben. Cäsar erwähnt immer nur die Geideln die Häduer und Sequaner stellen mußten. Dies ist unglaubwürdig. Wie sollten diese mit Ariovist Verträge geschlossen haben, wenn dieser nicht ebenfalls Geiseln gestellt hätte.
Wenn Cäsar weiter schreibt, die Belgen hätten sich untereinander verbunden und sich gegenseitig Geiseln gestellt, so scheint es, sollte es der Wahrheit entsprechen, tatsächlich so als hätte es irgendeine Verbindung gegeben. Man darf aber nicht gleich von einer Verschwörung oder einem agressiv gegen Rom gerichtetes Bündnis denken. Genauso gut könnten sich die Belgen gegenseitige Hilfe versichert haben, sollten sie angegriffen werden. Dies erscheint mir wahrscheinlicher, denn die Passage mit dem Hilfegesuch der Remer ist von Cäsar absichtlich falsch dargestellt.