Aragorn
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Strupanice schrieb:Hallo Heinz,
ich bin immer wieder von Deinem Lokalpatriotismus beeindruckt. Aber die heute im Bundelsland Hessen lebenden Menschen als Nachkommen der Chatten zu bezeichnen, ist, als ob die Italiener die alleinigen Nachfahren der Römer sind. ohne zu beachten daß sich dort Heerschaaren von Germanenstämmen niedergelassen haben, Königreiche gebildet haben usw. So ist schon allein für die Zeit der nachweisbaren Verwandschaftsverhältnisse, also die Zeit der Kirchenbuchführung und der Archivalien der verschiedenen Staats-, Kreis- und anderer Archive ein stetiger Zu- und Wegzug von Menschen zu verzeichnen, so daß man eine Familie in direkter Linie selten über einen längeren Zeitraum in einem Ort nachweisen kann. So ist z.B. in Dankmarshausen, einem Ort an Grenze Thüringen-Hessen nach 1750 kein einziger Familienname mehr vorhanden, der noch 1650 vorhanden war. Mal ganz davon abgesehen, was von 1618-1648 in der Gegend los war, wo in bestimmten Jahren ca. zwei Drittel aller Kinder an einer Krankheit starben.
Der Dialekt wird natürlich weitergegeben. Auch die zugezogenen nehmen diesen nach und nach an. Kultur und Trachten, Bräuche u.v.m. alle diese Dinge werden natürlich weitergegeben. Aber das geht ja über die familiären Bindungen hinaus. Daran lässt sich also keine genealogische Verwandtschaft zwischen den heutigen in Hessen lebenden Menschen und den Chatten ableiten. Übrigens besiedleten die Stämme im frühen Mittelalter ausschließlich fruchtbare Ebenen und die unteren Flußtäler. Die riesigen Waldgebiete und Bergketten waren zu dieser Zeit menschenleer. Eine markante Besiedlungsscheide wird allein zwischen den zum Main, zum Rhein und den zur Weser abfließenden Nebenflüsse gewesen sein. Nur wenige Pässe wird es übers Gebirge gegeben haben, die einen Austausch der Sprache und Gebräuche in dieser Zeit sehr schwer machten. Daher gelangten auch die Gebiete an Werra und Fulda unter thüringischen Einfluß, die Gebiete weiter südlich eher direkt unter fränkischen Einfluß.
Die Werra hingegen war ein Fluß, der zur Zeit des Thüringerreiches ausschließlich durch thüringisches Gebiet ging. Übrigens sind die Namen Werra und Weser identisch. Der nahme leitet sich aus "Wiseraha" ab. Erst Mittelalter kam es zu der Lautverschiebung im Göttinger Raum hieß der Fluß im 12. Jh. noch Wisera, später dan Wisere, Wesere.
Hallo Strupanice,
das mit den Menschen die im Früh-Mittelalter nur Täler und Ebenen bewohnten, stimmt nicht ganz. Tacitus schreibt in der Germania, dass die Chatten (Vorfahren der Hessen) von allen germanischen Stämmen am meisten im Bergland siedelten.
Gruß
Aragorn