Hallo meine Lieben.
Könnt ihr mir bitte die wichtigsten Ziele von Imperialisten (nicht nur von Deutschen) nennen?
Ich weiß dass sie andere Länder (wie z.B Afrika) ausbeuten wollten und eigene Kultur beibringen wollten. Was waren denn ihre Begründungen?? Und wie wollten sie es erreichen???
BITTE KEINE LINKS
Vielen Dank
Wenn man mal von Britisch- Indien oder auch vom Kongostaat als Privatkolonie des Königs von Belgien absehen, waren die meisten Kolonien im 19. Jahrhundert reine Renommierprojekte.
Für die Briten stand bei vielen Kolonien vor allem die Sicherung des Seewegs nach Indien im Vordergrund. In Afrika hatte GB vitale Interessen in Ägypten. Dazu war Großbritannien seit 1807 führend in der Bekämpfung des Sklavenhandels. Das war das Hauptargument für Europas Einsatz in Afrika. Berichte von Mungo Parks oder David Livingstone erregten großes Aufsehen in Europa und ein französischer Kardinal rief gar zu einem Kreuzzug gegen arabische Warlords wie Tibbu Tibb, die einen Großteil von Afrika kontrollierten.
Das zweite französische Kolonialreich entstand vor allem unter dem 2. Empire. Koloniale Projekte in Vietnam, Algerien, Senegal und Mexiko sollten Napoleon III. Renommee verschaffen und vom autoritären Stil der Militärdiktatur ablenken. Französisch Guayana war wie Australien und Sibirien eine Sträflingskolonie. Dazu hatten die Franzosen den Anspruch, die Bewohner der Kolonien zu citoyens francaises zu machen. So waren die Senegalesen früher französische Bürger, als die von Nizza.
Renommierprojekte waren auch die deutschen Kolonien, wobei hier noch der Gesichtspunkt von Flottenstützpunkten dazukam, denn eine Flotte gehörte nach Meinung weiter Teile des wilhelminischen Bürgertums ebenso zum Rang einer Großmacht, die "Weltpolitik" um den "Platz an der Sonne" machen wollte, wie Kolonien, und Wilhelm II. konnte gar nicht verstehen, weshalb die Briten ihm seine Flotte nicht gönnen wollten.
Außenpolitische Erfolge spielten auch als Motiv des italienischen Imperialismus eine Rolle, wobei die Italiener allerdings militärisch nicht viel Fortüne hatten und 1896 bei Adua eine verheerende Schlappe gegen den Negus von Äthiopien Menelik erlitten. Diese Scharte wollte dann später Mussolini mit seinem Abessinienfeldzug auswetzen.
Portugal und die Niederlande besaßen seit dem 17. Jahrhundert Besitzungen in Südostasien. Das heutige Indonesien spielte durchaus eine wirtschaftlich wichtige Rolle als Absatzmarkt für niederländische Produkte und nicht zuletzt als Produzent von Gummi, den die Niederländer auf Sumatra eingeführt hatten.
Gummi und Elfenbein waren die Gründe, die das Interesse Leopold II. von Belgien an Afrika weckten. Seit der Brite Dunlop den Gummireifen erfunden hatte, verlangte alle Welt nach Gummi. Das bescherte den Kautschukbaronen Brasiliens einen Boom, bis die Briten Gummisamen außer Landes schmuggelten. Die Gier nach Gummi entvölkerte den Kongo, denn um die Pflanzen zu ritzen und den Gummi zu sammeln waren viele Arbeitskräfte nötig. Die Eingeborenen wurden zur Zwangsarbeit verpflichtet, wer die geforderte Menge nicht liefern konnte, hatte härteste Strafen zu fürchten. Eine übliche bestand im Abhacken der Hände. In ihrer Verzweiflung überstrapazierten die Kongolesen die Fördermenge, wodurch die Bäume getötet wurden, was weitere repressalien erforderte. Tibbu Tibb, der größte Sklavenjäger Ostafrikas wurde kurzzeitig eine art Gouverneur am Oberlauf des Kongos. Er durfte nicht mehr mit Sklaven handeln, denn Arbeitskräfte wurden ja für die Ausbeutung der Gummipflanzen gebraucht, dafür durfte er in den Elfenbeinhandel einsteigen, der nicht nur Elefanten, sondern auch Menschen vernichtete. Jeder Stoßzahn ist mit Blut getränkt, so schrieb Henry Morton Stanley, der für Leopold den Kongofreistaat begründete. In seinem Buch "The Congo Free State" ist nur von den wohltaten der Zivilisation zu hören, die Leopold II. im Kongo verbreitete. Tatsächlich aber fielen den Kongogräueln ca 10 Millionen Menschen, gut die Hälfte der Bevölkerung, zum Opfer. 1908 wurde der Kongostaat nach dem Tod Leopolds II. belgische Kolonie.