Kenne das Buch von Kreiser nicht, daher ist es für mich unmöglich die Zahlen nachzuvollziehen.
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Irgendwie hört sich das nicht schlüssig an, aber vielleicht habe ich ja unrecht.
Das wäre nur unmöglich, wenn du keine Fernleihe tätigen könntest, und dein PC für immer abstürzen würde:
Nö, die Zahlen stammen aus einem Standardwerk, welches in jeder Uni in mehrfacher Ausgabe ausliegt.
PS: Das Buch kannste auch bei googlebooks einsehen.
Dieses Buch ist sicherlich nicht unfehlbar, aber meinste nicht auch, dass jemand, der in der ganzen Zunft hochgeachtet wird, der seit 40 Jahren sich mit der Materie beschäftigt und u.a. auch in Archiven rumwühlt, der sich mich Kollegen aus der ganzen Welt austauscht, dessen Buch sich als eines der Standardwerke etablierte und in jeder Fakultät ausliegt, ja sogar als Leseempfehlung in amerikanischen und englischen Standardbüchern auftaucht, obwohl es deutsch ist, das dieser Prof. nicht schon lange deine Gedanken sich gestellt hat, überprüft hat, gegengeprüft hat, und letztlich seine Auswahl getroffen hat, was in diesem kleinen Bändchen aufgenommen wird?
Er stellt im Übgrigen auch die großen aktuellen Fragen und Diskurse der Osmanistik dar.
Insofern, jeder kann Zweifel äußern, aber es bringt eher was fürs Forum, wenn man nicht nur ein Gefühl äußert, sondern mit Fakten und deren Belege kommt.
Du schreibst: "Die Muslimisierung scheint ja sehr stark gewesen zu sein".
Dann werden wir doch einfach mal konkret, ebenfalls K. Kreiser: Der osmanische Staat 1300-1922. S. 224:
Einwohner 1872 in den europäischen Provinzen, ohne Vasallen: Gesamt: 8.833.431 | Nichtmuslime: 5.000.222 | Muslime: 3.833.209
Prozentualer Anteil der Muslime in den europ. Provinzen 1872: 43,4%
Übrigens sind u.U. auch Teile der 300.000 Flüchtlinge nach 1855 aus der Ukraine in den europ. Provinzen hängengeblieben, und nicht ganz nach Anatolien geflüchtet.
Ist das nun für dich ein starker Islamisierungsanteil, oder ein schwacher?
(PS: Dein Satz "wie auch immer er zustandegekommen ist" suggeriert für mich die Unterstellung einer organisierten Zwangsislamisierung. Diese fand i.A. nicht statt, bis auf die Janitscharen-Knabenlese, die aber wohl auch keine demographischen Effekte gehabt hatte, wie jüngste Studien griechischer Archive belegten (1% und weniger). D. h. die große Zahl an Muslime hat ein Bündel von Ursachen, wovon die freiwillige Konversion, die Wanderung von Türken im 14. Jh., usw. einige der Faktoren darstellen.)
Wie dem auch sei, diese ganze Thematik passt besser in den Thread Migration im Osmanischen Reich, da es sonst ausfleddert und mit dem Aprilaufstand direkt nichts mehr zu tun hat.
(Gut, dass die Osmanen solche Bürokraten waren...
)
PS: Wer hat eigentlich diesen Thread verschoben?