Galeotto
Aktives Mitglied
@Köbis, ich gebe dir völlig Recht, dass die Karacke kein Panzerschiff war. Die Beschreibungen der Sta. Anna stammen aus dem Jahr 1852 von j.Taafes, History of the Order und klingen als wären sie aus einem Märchenbuch abgeschrieben worden. Ich zitiere: "...hatte acht Decks und so viel Raum für Speicher und Magazine, dass sie 6 Monate auf See beleiben konnte(Anmerkung: für solch lange Zeit auf See bestand auf dem Mittelmeer überhaupt keine Notwendigkeit), ohne zur Aufnahme von Vorräten und Wasser einen Hafen anzulaufen, denn sie hatte für diese ganze Zeit einen ungeheuren Vorrat des frischesten und klarsten Wassers( Anmerkung: nach spätestens einer Woche ist Wasser nicht mehr frisch und klar).Die Besatzung aß keinen Schiffszwieback ,sondern ausgezeichnetes Weißbrot, das täglich frisch gebacken wurde. Das dazu notwendige Getreide wurde in einer Unzahl von Handmühlen gemahlen, das Brot in einem Backofen gebacken, der so groß war,dass er 2000 Laib faßte.(Anmerkung: war das ein Kriegsschiff oder eine schwimmende Bäckerei?) Das Schiff war mit 6 Metallschichten beschlagen, von denen zwei unter der Wasserlinie mit Bronzeschrauben befestigt waren, da sie das zum Löten verwendete Blei nicht zerstörten wie Eisenschrauben( Leider wird die Metallart der Verkleidung nicht erwähnt, Eisen ist aber auszuschließen).... Von der kämpfenden Truppe(500 Kämpfer und 120 Ritter) abgesehen, belief sich schon die Zahl der Seeleute auf 300( Anmerkung : wo wurde das Pulver und die Munition für die 50 großen Kanonen gelagert, wenn man Wasser und Nahrung für über 900 Männer, für ein halbes Jahr bunkerte?).Zu der Karacke gehörten zwei Galeeren zu je 15 Ruderbänken(Galeoten),deren eine im Schlepptau gezogen wurde, die andere befand sich an Bord, nicht zu reden von den vielen Booten verschiedener Größe, die ebenfalls an Bord genommen wurden( Anmerkung: wie sollte die an Bord befindliche etwa 20 Meter lange Galeere zu Wasser gelassen werden ohne die Karacke zum Kentern zu bringen? Wo befand sich die große Anzahl an Besatzung, wenn das ganze Deck von Booten und der Galeere blockiert war?)".Diese Worte sind falsch gewählt, denn es handelt sich nicht um eine Verstärkung des Rumpfes, vor allem nicht aus Metall oder Stahl. Solche Verstärungen der Rumpfstruktur in Form von Diagonalbändern werden erst ab Anfang/Mitte des 19.Jahrhunderts benutzt.
Grund hierfür ist die Stabilität eines Holzrumpfes, der nur eine begrenzte Länge aufweisen darf, da der Rumpf sonst über die Schiffsenden zerbrechen würde. Hinzu kam das enorme Gewicht der neuen Schiffsartillerie jener Jahre.
Also kein Vergleich zu den hochbordigen und extem topplastigen Karacken. Hinzukommt, wenn die Platten überwiegend über der Wasserlinie angebracht wurden, daß sich so die Metazentrische Höhe zu hoch über der Wasserlinie befindet und somit das Schiff schon ohne ein Lüftchen kentern würde.
Der Hinweis von Rurik, über die Herstellung und Befestigung am Rumpf ist ebenfalls ein Interessanter Aspekt. War es im 15. Jahrhunter möglich solche Eisenplatten herzustellen? Wie lange hätte es gedauert? Und vor allem, wie Schwer ist dieser "Panzer"?
Diese ganze Beschreibung strotzt nur so von Unmöglichkeiten, dass sie zur Beurteilung der Santa Anna kaum taugt. Auch erwähnt der Autor noch die Schnelligkeit und Wendigkeit der Karacke. Ein derart überdimensioniertes völlig überladenes Schiff kann unmöglich schnell gewesen sein. Karacken zählten, auf Grund ihrer plumpen Bauweise, nicht unbedingt zu den Windhunden des Meeres. Wäre dieses Schiff derart revolutionär gewesen, hätten andere Mächte mit Sicherheit Ebensolche nachgebaut. Die Johanniter setzten im Gegenteil noch mehrere Jahrhunderte auf den Einsatz von Galeeren, auch zu einer Zeit als diese schon längst aus der Mode gekommen waren. Als Napoleon die Insel anektierte besaß der Orden noch immer zwei einsatzfähige Galeeren.
Ein bemerkenswertes Schiff war die Santa Anna zweifellos, ein Wunderwerk aber sicher nicht.