Deine Frage ist sehr berechtig. Werde mich selbst in dieser mathematischen Materie ein wenig umsehen. Natürlich in Spanisch. So habe ich die besten Aussichten auf Erfolg.
Trotzdem wäre ein Gegenbeweis einfach. Man nehme das Datum der Grabplatte von Palenque und vergleiche es mit einer C14- und Wolframprobe des Insassen. Nartürlich darf es einige Jahren Differenzen geben, aber sicher nicht Jahrzehnten.
Warum macht man das nicht?
Obzwar ich das gewissermaßen verstehen, finde ich deine Nemerkungen jetzt etwas seltsam: Ich denke, du hast von unterschiedlichen Datierungen gelesen oder gehört?
Nun gut, dann schaue ich ich halt in mehrere Bücher, in der Hoffnung, um nach chronologischen Kontroversen in bezug auf Palenque, insonders den Tempel der Inschriften und der einzigartigen Grabkammer fündig zu werden:
Wenn ich den Zusammenhang bei Disselhoff & Linnée (
Alt-Amerika. Baden-Baden: Holle-Verlag, 1960, S.111) recht verstehen, galten zum damaligen Zeitpunkt als chronoligische Daten auf der Grabplatte die Jahre zwischen 603 und 633. Auch Jacques Soustelle (
Die Kunst des Alten Mexikos. Fromm-Verlag, 1968) gibt als letztes Datum der Steinplatte das mutmaßliche Bestattungsdatum des Herrschers auf 633 an.
Bei den zunächst genannten Autoren finden ich außerdem einen chronologie-"theoretischen" Hinweis (bei Soustelle ist mir ein solcher Hinweis nicht bekannt): demnach bezieht sich die chronologische Angabe der Autoren auf das System von Thompson, lange Zeit die maßgebliche Autorität der Maya-Forschung, oder genauer: auf das von Thompson, Matínez & Goodman, während ein Chronologie-"kritiker" der Mayaforschung namens H. J. Spinden ein System vorschlug, das alle damals bekannten Daten um 260 älter machen würde. Bezeichnenderweise wurden seine Datierungen durch Radiokrabonmessungen gestützt, allerdings nicht aus archäologischem Material Palenques, sondern aus Tikal. 603 ist auch eine Angabe, die ich bei Riese (s. Beitrag #5) gefunden habe: Es ist Pakals Geburtsdatum, hilft mir jetzt aber auch irgendwie nicht weiter. Etwas stutzig macht mich freilich jetzt, daß man bei Riese (
Die Maya. Beck-Verlag, 1995) etwas über die Ruinenstätte Tikal zwar lesen kann, aber es gibt dort keinen Hinweis auf eine (historische) Kontroverse in der Mayforschung, es heißt vorher nur lapidar, die durch die Radokarbondatierung ausgelösten Unsicherheiten gelten als überwunden... Heißt das jetzt ins Platte übersetzt: Die Radiokarbondatierung ist sinnvoll nur dort, wo noch auf keine Zeitrechnung, sei es die der epiolmekischen oder der maya-Städte, zurückgegriffen werden kann? Wann gab es diese Datierungskontroverse übehraupt? Auf jeden Fall verstehe ich jetzt sogar sehr gut dein Problem, Porsenna!