Vierter Koalitionskrieg in Hersfeld [Bearbeiten]
Denkmal für Lingg von Linggenfeld in Bad Hersfeld
Im vierten
Koalitionskrieg war Hersfeld wieder von französischen Truppen besetzt. In Hersfeld rückte am 24. Dezember 1806 eine
Kompanie des ersten italienischen leichten
Infanterieregiments (Teil der Koalitionsarme von
Napoléon) unter
Kapitän Guillien ein. Sie sollten am nächsten Tag weiter nach
Kassel und dann weiter an die Front in
Polen marschieren. Viele Soldaten der Kompanie (etwa 160 Mann) wurden in Privathaushalten einquartiert. Nach dem Kirchenbuch der
Stadtkirche, kam es zwischen dem Tuchbereiter Pforr in der Wallengasse und dem Sergeant
major Martinelli zum Streit wegen des Nachtlagers. Martinelli zog seinen Degen und es kam zum Kampf. Durch den Lärm im Haus, kamen dem Sergeantmajor weitere italienische Soldaten, die sie gerade vor dem Haus befanden, zu Hilfe. Daraufhin lief Pforr an ein Fenster und rief „Bürgerrecht". Der Auflauf vor dem Haus und auf den Straßen wurde immer größer und Gerüchte über die entlassenen kurhessischen Soldaten, die sich noch in der Stadt aufhielten, kursierten. So geriet die Situation außer Kontrolle. Viele Bürger bewaffneten sich mit „Äxten, Sensen, Stangen und dergleichen Mordgewehr“ und griffen die Italiener die sich auf den Straßen aufhielten an. Es fielen Schüsse, dabei kam ein italienischer Soldat ums Leben und ein Hauptmann wurde verletzt. Die anderen wurden entwaffnet und gefangen genommen.
Erst als sich daraufhin die Lage wieder beruhigte, wurden die Bürger sich der Lage bewusst, in die sie durch den Aufruhr geraten waren. Kurfürst
Wilhelm I. war zu diesem Zeitpunkt von Napoléon schon abgesetzt worden, so bat Bürgermeister Johann Michael Gesing beim französischen
Generalgouverneur in Kassel um Gnade für die Stadt. Hersfeld musste zunächst Einquartierungskosten für die anrückenden
badischen Truppen und eine Wiedergutmachungsleistung zahlen (z. B. 5000 Paar Schuhe, 1000 Soldatenmäntel und 5000 Taler).
Napoléon entschied dennoch, die Stadt zu plündern und an allen vier Ecken anzuzünden. Mit der Ausführung wird der
badische Oberstleutnant
Johann Baptist Lingg beauftragt. Am 20. Februar 1807 führte dieser, mit stillschweigender Duldung seiner französischen Vorgesetzten, den Befehl nur wörtlich aus. Es wurden nur vier einzeln stehende Häuser angezündet. Es waren ein Heu- und Strohmagazin am Stift, ein bretternes Exerzierhaus neben dem Brauhaus auf dem Markt, ein kleines Gebäude in der Nähe der Tuchfabrik Braun und das Sondersiechenhaus an der Fuldabrücke. Somit rettet Lingg die Stadt auch vor Plünderung und völliger Vernichtung. Er wurde für sein Handeln von den
hessischen Kurfürsten Wilhelm I. und
Wilhelm II. mit dem Großkreuz des hessischen Löwenordens ausgezeichnet und geadelt. Er führte später den Namen Lingg von Linggenfeld.