Scorpio
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Dem würde ich mich anschließen. 25 bis 30 Kilo wäre mal meine Annahme, wobei wohl vieles was wir heute dabei haben tendenziell schwerer ist als damals.
Worum es geht ist doch, dass man sich mit hochmittelalterlicher Rüstung sowohl zu Pferd als auch zu Fuß gut bewegen kann. Und natürlich passten sich die Ritter dem Fußkampf, wenn er im Spätmittelalter praktiziert wurde auch mit ihrer Ausrüstung an oder sie war sowieso dafür geeignet. Ging es nicht darum?:grübel:
So ist es! Nach dem historischen Exkurs bleibt festzuhalten, dass zahlreiche Belege angeführt wurden, dass die Rüstungen prinzipiell ein agieren zu Fuß zuließen und ein Gewicht von 20- 30 Kg von der Antike bis zu heutigen Armeen zur Standardausrüstung eines Soldaten gehören und von einem trainierten Träger auch mühelos bewältigt werden kann. Die angeführten Beispiele sprechen eher dagegen, dass die Ritter überspezialisiert waren. Fernwaffen wie Bögen, Armbrüste und schließlich auch Musketen machten die Schlachtfelder gefährlicher, und Pikeniere und Gewalthaufen verliehen der Infanterie ein stärkeres Gewicht. Dennoch ging in Schlachten die operative Entscheidung meist von schwerer Kavallerie aus.
Die Eingangsfrage aber bezog sich ja auf die Länge und Effektivität der Lanzen. Bis zum Vorabend des ersten Weltkriegs wurde deren Stärke kontrovers diskutiert. Die Deutschen, aber auch die Franzosen hielten ausdrücklich an Ulanen fest. Gegner der Lanze als Nahkampfwaffe wandten dagegen ein, dass der Gebrauch sehr große Geschicklichkeit und langjähriges Training erforderte. Konnte man der Spitze ausweichen, ließ sie sich relativ leicht parieren, jedenfalls viel leichter, als ein Säbel und der Träger konnte verwundet oder getötet werden. Dennoch stellten viele europäische Armeen eigene Ulanen- und Lancierformationen auf, und es hielten sich solche Einheiten bis in den Ersten Weltkrieg, obwohl die Entwicklung der Waffentechnologie diese Waffe und Kavallerieattacken zu einem blutigen Anachronismus machten- Man könnte in diesem Zusammenhang an die Attacke polnischer Ulanen gegen deutsche Panzer auf der Tucheler Heide 1939 denken.
Sicher ist dabei ein militärischer Konservatismus zu bedenken, doch die lange Verwendung der Lanze als Reiterwaffe bis in den 1. und 2. Weltkrieg spricht doch dafür, dass es sich dabei- ausgiebiges Training und Übung vorausgesetzt- durchaus um eine effektive Waffe gehandelt haben muss.
Diese Argumente und Überlegungen sprechen eher dafür, dass von einer Überspezialisierung der Ritter nicht die Rede sein konnte.