Da stolpere ich doch gerade in einer Publikation des Ibero-Amerikanischen Instituts Hamburg von 1937 über einen Text von Gustav Haack:
Hamburg und die Entwicklung des spanischen Unterrichts an den höheren Schulen in Deutschland. In:
Ibero-Amerika und die Hansestädte. Die Entwicklung ihrer wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen. Hamburg1937, S. 69 - 92.
Darin wird zunächst ein kultureller Niedergang in der Spätphase der Weimarer Republik behauptet mit Einfluss auf den Spanischunterricht:
Die Befürchtungen die in dieser Entschließung [durch den Allg. dt. Neuphilologenverband in Breslau von 1930] ausgesprochen wurden, haben bei den Behörden keine Beachtung gefunden. Das ist auch nicht weiter zu verwundern. Bei dem allgemeinen politischen und wirtschaftlichen Verfall jener Jahre sind alle Kulturfaktoren in Mitleidenschaft gezogen worden. Nur wirkte sich das in den freiwilligen und Wahfächern der Schulen natürlich besonders schlimm aus...
Um dann zu relativieren:
Dennoch hat das Spanische seit 1930 keine allzu große Einbuße erlitten. Eine Statistik von Ostern 1934 ergibt für Hamburg einen Bestand von 588 Schülern in 15 Anstalten; an 7 Schulen ist Spanisch Wahlpflichtfach, an 8 wahlfrei. In Preußen hatten 1933/34 [...] 98 Anstalten spanischen Unterricht, Großberlin allein 42. Diese Zahlen beweisen, daß, wenn das Spanische eine Zeitlang [sic!] nicht mehr so in Gunst stand wie vor 10 Jahren, das Interesse an diesem Unterricht doch immer noch groß ist.
Interessant dabei ist, dass die Weimarer Republik in diesem Text von 1937 schlecht geredet wird, obwohl offenbar die Zahlen doch zehn Jahre zuvor viel besser als in der Gegenwart Haacks waren.
Es wird dann im folgenden über einen "Schüleraustausch" geschrieben mit madrilenischen Schülern "der Madrider Musterschule Instituto-Escuela" nach Hamburg 1929 und dem "Gegenbesuch" deutscher Schüler 1932, bezeichnenderweise also auch noch zur Weimarer Zeit...
Seither hat man verschiedentlich auch von anderen Teilen des Reiches von Austauschlagern und -reisen deutscher und spanischer Schüler gehört.
Konkreter wird's hier leider nicht...
Wir haben gesehen [...] wie dieser [Spanisch]Unterricht sich in den ersten Jahren nach dem [Ersten Welt]Krieg unter behördlicher Förderung schnell in allen Einzelstaaten des Reiches durchsetzte, wie dann aber die Entwicklung durch die uneineheitliche Schulorganisation und den wirtschaftlichen Verfall unseres Landes gehemmt wurde. Seit der Machtübernahme und der Gründung des Reichsunterrichtsministeriums sind diese Hemmnisse beseitigt, und einer einheitlichen Regelung des spanischen Unterrichts für das ganze Reich steht nichts mehr im Wege. Und wir sind wohl zu der Hoffnung berechtigt, daß nunmehr bei der Neuordnung der Lehrpläne für den neusprachlichen Unterricht an den höheren Schulen dem Spanischen die ihm zukommende Stellung eingeräumt werden wird.
Die Frage ist bei dem Ganzen: Wie viel ist hiervon Haack eigentliche Meinung und wie viel Anbiederung an den nationalsozialistischen Staat, da der ganze Text einen doch in Teilen recht appellativen Charakter hat.
Im Folgenden wird noch ein Erlass vom 29. Mai 1935 angesprochen, bzgl einer "
erweiterte[
n]
Berücksichtigung des Spanischen, Italienischen und der nordischen Sprachen."
Wenn die Sprache des Textes nicht diesen leicht antiquierten Touch hätte und nicht die Aufhebung des Föderalismus in kulturellen und erzieherischen Fragen angesprochen wäre, könnte man
stellenweise glatt meinen, der Text sei vor ca. 15 Jahren entstanden, was die Emanzipation des Spanischen als Schulfach vom Englischen und Französischen angeht...