Die einzige mir bekannte römische Landkarte, die Tabula Peutingeriana ist keine Karte im modernen Sinne: Sie ist nicht genordet (die verschiedenen Gegenden sind unterschiedlich orientiert dargestellt) sie hat keinen durchgehenden Maßstab (es gibt kein Verhältnis zwischen den verschiedenen Teilen) Die Küstenverlaufe sind nur schemenhaft und stark verzerrt, die Gebirgszüge sind wie oben schon erwähnt in Ansicht aufgeführt. Nützlich sind nur die angegebenen Entfernungen zwischen den Ortschaften und die Angabe an welcher Strasse sie liegen.
Es ist eigentlich eher so etwas wie ein modernes Nahverkehrsschema oder eine graphisch angelegte Wegbeschreibung. Man weiss dass man von Rom nach Brundisium über die Via Appia in so und soviel Tagesmärschen über diese und Jene Ortschaft kommt.
Wenn man heute noch auf dem Land die Leute Fragt, wie man hier oder dort hinkommt, kriegt man auch eine Wegbeschreibung. Wenn der Gegenüber einem eine einfache Karte aufzeichnet, kann man fast sicher sein, dass man jemanden aus einem Technischen Beruf vor sich hat.
Dass auch im Kriegswesen Landkarten nicht unverzichtbar sind, kann man z.B. in den 7 Säulen der Weisheit nachlesen. Zu beginn des Buches macht Lawrence eine Beschreibung des Nahen Ostens so wie es jemand sehen würde der es nicht gewohnt ist die Sachen auf eine Landkarte zu sehen. Und obwohl er selber sehr gut dazu in der Lage war (er zeichnete vor dem Krieg z.B. Pläne von Nahöstlichen Burgen) waren seine arabischen Freischärler es gewohnt, ohne Karten zu reisen und zu kämpfen. Ortskündige Führer waren wichtiger und zuverlässiger als fehlerhafte oder unvollständige Karten.
Brauchbare Plandarstellungen der Welt gibt es m.E. erst seit dem späten Mittelalter bzw. frühe Neuzeit. Es ist nämlich ein Wesentliches Instrument sowohl zur Herstellung wie zum praktischen Gebrauch von Landkarten erforderlich: Ein Kompass.