... Ich möchte mich hier nicht mehr beteiligen. ... Ist das nicht legitim?
Natürlich ist das legitim, das ist ein Forum und kein Seminar.
o.t., um den Ton etwas zu entschärfen, für Beiträge hier gibts auch keine Scheine.
feif:
Wahrscheinlich muß, bevor die "Rolle der Frauen" während des Nationalsozialismus eingeordnet werden kann, mit einigen tradierten "Mythen" zum Thema "Frauen im III. Reich" aufgeräumt werden.
"Mythos" => "Verbannung an den Herd"
Das Gegenteil ist richtig. Die "Verbannung an den Herd" und die ideologische Verklärung der Frau als "Mutter" mag es in der Programmatik und Propaganda gegeben haben, in der Alltagswirklichkeit wurde die Arbeitskraft der Frauen in der Landwirtschaft und Industrie sehr stark nachgefragt und der Anteil der weiblichen Beschäftigten stieg stetig an.
Hier eine Untersuchung zur Metallverarbeitenden Industrie, die auch den Anstieg von Arbeitnehmerinnen konstatiert:
Seit 1936, als der Bedarf an weniger qualifizierten
Arbeitern zunehmend wuchs, läßt sich dann nicht nur ein deutlicher
Anstieg des Anteils der Frauen an der gesamten Industriearbeiterschaft,
sondern auch der Metallarbeiterschaft feststellen . Zwischen
1936 und Juni 1939 erhöhte sich beispielsweise der prozentuale
Anteil weiblicher Arbeiter in der Eisen- und Metallgewinnung von
3,1 % auf 6,3 %, in der Elektroindustrie von 37,0 % auf 40,2 % .(12)
Vergl.:
http://hsr-trans.zhsf.uni-koeln.de/hsrretro/docs/artikel/hsr/hsr1981_33.pdf
Vllt. kann ein geneigter Mitdiskutant, der schnellen Zugriff auf die statistischen Jahrbücher des Deutschen Reiches hat, die Beschäftigtenstruktur für den UZ geordnet nach männlichen und weiblichen Arbeitnehmern hier einstellen. Wir werden dann eine signifikante Zunahme der des Anteils von Arbeitnehmerinnen zu konstatieren haben.
Warum lehne ich mich bei diesem Thema so aus dem Fenster, ohne selbst robuste statistische Reihen zu haben. Wäre die Beschäftigung von Frauen, auch verheirateten mit Kindern, nicht notwendig gewesen, wäre auch niemals der sog. "Hausarbeitstag" 1939 eingeführt worden.
Mythos => "Keine Machtteilhabe, ergo Unschuld an den Verbrechen des Nationalsozialismus"
Natürlich waren Frauen
nie an der Planung und der Führung eines letztlich totalen Vernichtungskrieges beteiligt. Die
direkte Beiteiligung war ebenfalls letztlich marginal (KZ-Aufseherinnen, Luftwaffenhelferinnen etc.)*. Pathologische Charaktere wie Ilse Koch, mal ganz außen vorgelassen. Aber darum geht es nicht. Es geht m.E. auch nicht um
justiziable Verstrickung.
Es geht m.E. darum, daß sich die Frauen, und zwar willig, auf das nationalsozialistische Regime einließen und dieses bis zum letzten Tag mittrugen. Ich wiederhole mich, ohne dieses, von mir aus auch, stille Einverständnis der Frauen, welches konstituierend war, hätte das totalitäre nationalsozialistische Regime sich weder konsolidieren können, noch hätte es funktioniert. Die Frauen** waren integraler Bestandteil dieses Herrrschaftssystems.
Der Nationalsozialismus war kein von Männern den Frauen oktroyiertes Gesellschaftsmodell, sondern ein von ihnen akzeptiertes und mitgestaltetes.
M.
* ursi war so freundlich und hat in einem früheren Posting etwas zur Rolle der Frauen im Widerstand geschrieben
** Die Formulierung: "Die Frauen..." ist soziologisch nicht ganz korrekt, da sie generalisiert und z. B. Altersunterschiede, soziale Stellung etc. außer acht läßt, aber ich hoffe, ihr versteht was ich meine.