Das ganze ist doch etwas differenzierter , als man zunächst sieht.
1. Wesentlicher Bestandteil des politischen Konzepts der Bolschewiki / KPdSU
war eine durchzuführende Bodenreform - genau @ Scharrukin !
2. Die Bolschwiki hatten während des Bürgerkrieges gewaltige Probleme
mit der Nahrungsversorgung für ihre städtischen Zentren und ihre Truppen.
Aufgrund dessen muss man sehen , dass die Truppen während dieser Zeit
genauso wie die " Weissen " requirierten , raubten und stahlen.
Schon während des Bürgerkrieges gab es also im Land kaum dokumentierte
Hungertote in erheblicher Zahl.
3. Die Durchführung der Bodenreform erfolgte durch primär durch Enteignung
der adligen Grundbesitzer und der Kirche.
Die Bauern bekamen örtlich Grundstücke übereignet - leider war damit
nicht sichergestellt , dass die Nahrungsmittelproduktion auch klappte.
Der mit Grundeigentum versehene Kleinbauer war nicht durchweg so
kenntnisreich , dass er selbstständig seinen Boden erfolgreich
bewirtschaftete.
Andererseits waren die nichtenteigneten Grossbauern durchaus nun
die Spitze in der Nahrungsmittelproduktion.
4.Die Ermutigung der Bauern zur kollektiven Gemeinschaftsproduktion
sollte Ausgleich schaffen , Wissen zuführen und durch technische Hilfe
(erste Traktoren und Maschinen wurden über Ausleihstationen verfügbar
gemacht ) insgesamt die Produktion steigern.
Als das auf freiwilliger Basis nicht so klappte , wie die Partei erhoffte ,
dann erst schritt man zur Zwangskollektivierung.
5. Die Enteignung der " Kulaken " war eine gleichzeitige Massnahme zur
Stützung der Kollektivierung.
Diese Grossbauern hatten ca. 10 Jahre erfolgreich gewirtschaftet ,
zT. durch die NÖP auch beachtliche Gewinne gemacht und hatten sich dem
System der Zwangsablieferungsquoten immer wieder widersetzt -
teilweise auch sabotiert und Schwarzmärkte bedient.
6. Neben den Kollektiven aus Einzelbauern ( Kolchosen ) wurden erhebliche
Grundflächen aus den Enteignungen durch Staatsgüter ( Sowchosen )
bewirtschaftet.
In den Sowchosen galten die beschäftigten tatsächlich als Arbeiter -
Eigentum am Grund und Boden des Staatsgutes hatten diese nicht.
Die Motivation dieser Arbeiter kann man sich vorstellen.
7. Die Landwirtschaftliche Produktion lief also auch nach dem Bürgerkrieg nicht automatisch wieder an sondern stolperte von Krise zu Krise ,
zumal auch Getreide-Export einen der wenigen Devisenbringer darstellte.
Hier muss man wohl eine der Ursachen der ukrainischen Hungerkatastrophe
suchen ?
Da halfen keine Kommisare in den Kolchosen und Sowchosen und keine
politischen Dekrete - nichtmal das Wetter liess sich befehlen.
Aber das konnte eine " Partei " nicht so einfach zugeben ....