Einerseits schließt du zivile Strukturen in Haltern aus und andererseits schreibst du selbst von canabae legionis?!
Selbst wenn in Haltern sich nur Militär aufgehalten hätte(was ich nicht glaube), so sollte doch bei den Bestattungen ein Unterschied je nach Dienstgrad oder sozialer Stellung der Familie des Bestatteten zu beobachten sein. . .Daß es auch einfache Gräber in Haltern gab ist ja Fakt.
Ich schließe keine zivilen Strukturen aus. Sie sind ja auch archäologisch nachgewiesen. Ich habe nur bezweifelt, daß die Menschen in den Tumuli in einer
Lagervorstadt gelebt haben.
Nochmals das Zitat des Transformationsprojektes des RGZM:
"
Vor den Toren reiner Militärlager fanden sich normalerweise keine individuellen Grabbauten, sondern bescheidenere, durch Stelen gekennzeichnete Gräber"
So spricht Wolters davon, dass es INNERHALB des Hauptlagers ausgedehnte Wohnhauskomplexe (nicht Kasernen!), Handwerksviertel, ein Krankenhaus, Speicher und dergleichen gab. Außerhalb gab es demnach einen Töpferbezirk. So sahen Militärlager nicht aus.
Die
ausgedehnten Wohnkomplexe kann ich im Grabungsplan nicht finden.
Jedenfalls keine in denen italisch stämmige Adlige zu vermuten gewesen wären.
Zitat RGZM:
"
Indizien deuten darauf hin, dass die hier Bestatteten tatsächlich aus Italien stammten"
Anhang anzeigen 10716
Die blauen Bereiche könnten meiner Meinung nach Zivilgebäude sein oder auch Farica. In den grünen Bereichen sind repräsentative Gebäude, die aber auch Offiziersunterkünfte sein könnten. Das südliche früne Gebäude hat die gleichen Abmessungen (42mx42m) wie die drei mediteranen Villen südlich der Principia in Oberaden. Meiner Meinung nach sind das Legatenhäuser.
Ob der grüne Bereich östlich der Principia in Haltern schon für den Provinzadel freigemacht wurde, sei dahingestellt.
Alle anderen Gebäudetypen sind auch in Militärlagern zu erwarten und teilweise in Anreppen und Oberaden nachgewiesen worden. (dort,und auch in Haltern, werden die exakt gleich großen und von der Raumaufteilung nahezu identischen Gebäude als Tribunen und Legatenhäuser angesprochen)
Die in Haltern hergestellten Töpferwaren sind in Anreppen gefunden worden. Es kann also gut sein, daß hier nur für den Truppenbedarf getöpfert wurde. In Beckinghausen gab es diese Töpferöfen übrigens auch.
Also kein schlüssiger Beweis für eine begonnene zivile Transformation.
Wenn man diese Transformation voraussetzten will, dann wäre anzunehmen, daß die letzten Veränderungen im Lager auf Wachstum im zivilen Bereich zurückzuführen sind. In der Lagererweiterung im Osten stehen nach aktuellem Grabungsplan aber eindeutig wieder drei
Tribunenhäuser. (In der veralteten Grafik oben sind nur zwei zu sehen)
Also, ich denke da fehlt noch irgendetwas.
Wo steht übrigens, dass Aliso zerstört oder geplündert worden ist?
Wenn nicht, würde das doch bedeuten, daß Haltern zwischen 9-16 n.Chr durchgängig belegt/belagert war, oder? Hältst Du das für wahrscheinlich ?
Meiner Ansicht nach ist Haltern identisch mit dem Lager Aliso. Das passt auch zu den Schriftquellen. Die großen zivilen Bereiche im Halterner Hauptlager passen gut zu der Überlieferung, dass sich im belagerten Aliso überwiegend Zivilisten befunden hätten.
Ich denke auch das Haltern gut zu Aliso passen könnte.
Die Zivilisten dort können aber auch Flüchtlinge gewesen sein.
Die Schriftquellen berichten von Zerstörungen in der Umgebung des Lippekastells für die Zeit des Germanicus.
Dann könnten doch die nachträglichen Bestattungen im Haltener Gräberfeld womöglich
nach Germanicus angelegt worden sein?
( Das ist jetzt sehr Spekulativ, ich weiss ;-)
Gruss
jchatt