Die Sicherheit des Empires lag doch letztlich im Antagonismus der Großmächte und in GBs Fähigkeit sich gegen den Aggressor zu verbünden.
Was Du da beschreibst, inkl. aller Optionen, ist doch letztlich die Basis der splendid isolation. So konnte man jedenfalls bis 1900/02 verfahren, dann fuhr sich dieser Karren bei den globalen Entwicklungen fest.
Die erste Sondierungsrunde Großbritannien richtete sich auf die (globalen) Newcomer USA, Deutsches Reich und Japan. Die beiden ersten winkten dankend ab. Die Sondierungsrunde zeigt aber, wo man die Hauptkontrahenten sah: Frankreich und vor allem Rußland, mit dem das "Great Game" nun 2 Jahrzehnte lief.
Die nächsten Entwicklungen betrafen nicht nur Machtverschiebungen, sondern warfen auch Probleme auf, wie die einzelnen kolonialen Kontrahenten "angepackt" werden konnten. Bei Frankreich lag das auf der Hand: die Royal Navy war die zuverlässige Sicherheitsgarantie.
Anders bei Rußland: Navy, Army und die indische Kolonialverwaltung waren sich einig, dass man keine russische "Schwachstelle" zum Anpacken finden konnte. Fehlte aber eine wirksame Drohung "short of war", dann trat in GB Ratlosigkeit ein. Das Deutsche Reich wäre ein wirksamer Partner gewesen, weil es eine Drohoption zu Lande gegen Rußland darstellen würde. Umgekehrt war das für das Deutsche Reich wenig attraktiv, denn "britische Linienschiffe sind nicht hilfreich gegen russische Armeekorps in Ostpreußen".
Das Bündnis mit dem Flotten-Ziehkind Japan ist da logisch und liegt auf der Hand: so bekam dieser Pakt eine straff antirussische Komponenten sowie eine Sicherheitsgarantie für Indien, auf Großbritanniens Wunsch.
Zurück zum Thema Entspannung 1912 und Rüstungspause: das würde ich nicht nur auf die politische Rahmenlage beziehen, über solche Verengungen als reine (Außen-)"Politikgeschichte" sind die Forschungen auch schon länger hinaus. GB hatte zwar kein Finanzproblem ieS, siehe Haushaltslage. Aber Rüstung konkurriert eben stets mit anderen Ausgabenbereichen, bzw. mit neuen Ideen zur Einnahmenbeschaffung und ist politisch umstritten bzw. unbequem (bis auf die Sonderfälle der scares, die immerhin zwischenzeitlich Solidarität in GB brachten - siehe Morris, A. J. Anthony: The Scaremongers - The Advocacy of War and Rearmament 1896-1914). Zwar stemmte Großbritannien den Rüstungswettlauf Dank seiner Finanz- und Werftenlage gegen das Deutsche Reich, aber hier wurde ernsthaft nach einer Alternative gesucht.