Zum Thema Gewissensbelastung schau mal hier:
Abolitionismus ? Wikipedia
Bestrebungen zur Abschaffung der Sklaverei hatte es in England bzw in den (späteren) USA schon im 17. Jahrhundert gegeben; 1833 schaffte England die Sklaverei ab. Man konnte also schon etwas davon mitbekommen haben, daß das in den Südstaaten als "peculiar institution" bezeichnete Eigentum an anderen Menschen nicht unumstritten war.
Hallo Ingeborg,
danke für deine Gedanken zu meinem Beitrag! :winke:
Ich denke, in dem Punkt sind wir uns einig. Dass es entsprechende Bestrebungen gegen die Sklaverei gab, ist mir durchaus bekannt. Man kann auch getrost davon ausgehen, dass den Sklavenhaltern in den Südstaaten der USA derartige Bestrebungen schon zu Ohren gekommen waren. Aber wenn es an den eigenen Geldbeutel geht (und Sklaven sind nun mal nicht nur Menschen, sondern auch Wirtschaftsgüter), dann kann man durchaus bei der eigenen Abwägung der Sklavereiproblematik zu dem Ergebnis kommen, dass diese legitim ist. Vor allem die Tatsache, dass man sich von seinen Sklaven durch die Hautfarbe unterscheidet, kann man recht gut als Beleg heranziehen, dass der liebe Gott einen selbst zu höheren berufen hat, als die Menschen mit der dunkleren Hautfarbe. Eine Aussage in diesem Sinne habe ich vor ein paar Monaten mal in einem Interview mit einem Mitglied des "Clan" gehört. Es gibt in den Südstaaten offenbar heute noch Menschen, die das ernsthaft glauben!
In einer Umgebung, in der die Sklavenhaltung "normal" ist, dauert es halt, bis sich andere Erkenntnisse durchsetzen. Wenn schließlich die Nachbarn, die man ja als ehrenwerte Leute kennt, alle Sklaven haben, kann es ja nicht so schlimm sein. In unserer Gesellschaft zu Recht unvorstellbar, galt die Sklaverei damals und dort als legitim.
In den Städten der Südstaaten arbeiteten Sklaven aber nicht nur als Hauspersonal, sondern vor allem auch im Handwerk und in der Produktion, in den Hafenstädten zb auch als Schauerleute.
Natürlich mögen dort auch Sklaven in diesen Bereichen eingesetzt worden sein, aber wenn man das Verhältnis von Sklavenhaltern zu Sklaven anhand der hier genannten Zahlen betrachtet und bedenkt, dass sich vor allem wohlhabendere Bürger überhaupt Sklaven leisten konnten, denke ich doch, dass meine Annahme, ein großer Teil der Sklaven in Charleston sei als Hauspersonal beschäftigt gewesen, durchaus begründet ist.
Der Vergleich mit europäischem Hauspersonal hinkt, da dieses nicht im Eigentum des Arbeitgebers stand und den Arbeitgeber auch wechseln konnte. Hauspersonal in Europa, so schlecht die Arbeitsbedingungen auch waren, wurde vom Arbeitgeber angeworben - Sklaven dagegen erworben und waren nach dem Kauf völlig davon abhängig, ob sie an einen halbwegs menschlich denkenden Besitzer gekommen waren oder an ein [...], das Sklaven nach Belieben nicht nur schikanierte, prügelte und sonstigen grausamen Strafen unterzog, sondern mitunter auch aufgrund von Nichtigkeiten tötete. Oder Familien auseinanderriß, wenn Sklaven weiterverkauft wurden.
Ich gebe dir Recht, dass der Vergleich mit dem Hauspersonal nicht unbedingt optimal ist, aber wir reden hier ja von Personen, die aus Europa kamen und die dortigen Verhältnisse kannten. Die konnten sich durchaus an die Gepflogenheiten in Amerika anpassen und ihr Personal eben kaufen, statt zu "mieten"
. Das evtl. schlechte Gewissen kann man beruhigen, indem man die Sklaven eben so gut behandelt, wie man das mit angestelltem Hauspersonal auch machen würde...
Der rechtliche Status der Sklaven war natürlich nicht der von angestelltem Personal. Die grausamen Strafen und das Töten dürfte evtl. auf den größeren Plantagen vorgekommen sein, aber in den Städten wohl kaum. Ich verweise wieder auf die schon genannten Zahlen: Im Schnitt nicht mal zwei Sklaven pro Eigner. Einen Sklaven zu töten oder so zu bestrafen, dass seine Arbeitskraft darunter leiden würde, wäre wirtschaftlich gesehen ein völliger Unsinn gewesen (ich habe auch das Recht, voller Wut auf mein Auto mit der Axt loszugehen, wenn es nicht anspringt, aber so weit reicht meine Selbstbeherrschung noch, dass ich das unterlasse
).
Kurz und gut. Rechtlich mag zwischen angestelltem Personal und Haussklaven ein großer Unterschied bestanden haben, faktisch dürfte er nciht so groß gewesen sein. Ich denke sogar, dass die Beziehung zwischen Herrn und Sklaven oft enger war, als zwischen dem Hausherrn und angestelltem Personal. Alleine schon weil die Fluktuation bei den Sklaven im Haushalt oder auch im Handwerk viel geringer gewesen sein dürfte. Wer jahrelang zusammen lebt und ggf. arbeitet baut irgendwann eine gewisse Beziehung zueinander auf, wie ja auch in der Literatur (z. B. Onkel Toms Hütte etc.) thematisiert wurde. Aber das wäre wieder ein eigenes Thema, das auch vielschichtiger ist, als man es auf den ersten Blick vermuten würde.
Viele Grüße
Bernd