danke für deine Gedanken zu meinem Beitrag! :winke:
Ich gehe mal davon aus, daß dies nicht so gönnerhaft gemeint war, wie es sich liest.
Aber wenn es an den eigenen Geldbeutel geht (und Sklaven sind nun mal nicht nur Menschen, sondern auch Wirtschaftsgüter), dann kann man durchaus bei der eigenen Abwägung der Sklavereiproblematik zu dem Ergebnis kommen, dass diese legitim ist. Vor allem die Tatsache, dass man sich von seinen Sklaven durch die Hautfarbe unterscheidet, kann man recht gut als Beleg heranziehen, dass der liebe Gott einen selbst zu höheren berufen hat, als die Menschen mit der dunkleren Hautfarbe. Eine Aussage in diesem Sinne habe ich vor ein paar Monaten mal in einem Interview mit einem Mitglied des "Clan" gehört. Es gibt in den Südstaaten offenbar heute noch Menschen, die das ernsthaft glauben!
Die Aussage eines heutigen „Ewiggestrigen“, der – womöglich inkl 'Schneehöhenanzeige' – die eigene mehr oder weniger miserable Existenz mit Überlegenheitsphantasien schönredet, kann man aber nicht als Beleg für vermutete Denkweisen in früheren Jahrhunderten heranziehen.
Es ging auch weniger um den eigenen Geldbeutel im Sinne der Werterhaltung (und Sklaven wurden erst wirklich teuer, als kein Import mehr stattfand). Die Ideologie erklärte Weiße zu Herrenmenschen an der Spitze der Pyramide, die Arbeit nicht nötig hat. Wobei dies natürlich nur für die Spitze der Spitze in reiner Form zutraf und arme Weiße sehr wohl manuelle Arbeit leistem mußten, während etwas besser gestellte Weiße zwar von manueller Arbeit, jedoch nicht von Arbeit an sich frei war.
Gerade die seinerzeit gegebene Apologetik und Rechtfertigungsideologie zeigen auf, daß auch die Sklavenhalter damals sich Gründe 'schnitzen' mußten, um die Versklavung von Menschen zu bemänteln – die Sklaverei also eben nicht als selbstverständlich gelten kann. Diese Ideologie kam ja auch nicht auf der Basis feststehender Charakteristika der Versklavten zustande, sondern umgekehrt erforderte der Wunsch, sich billiger Arbeitskräfte bedienen zu können, das Ausarbeiten von Gründen, warum eine andere Lebensweise für die Versklavten gar nicht in Frage kommen konnte.
Die andere Pigmentierung ist dabei zweitrangig und für eine solche Rechtfertigung noch nicht einmal notwendig. Dies ergibt sich u.a. aus der Tatsache, daß nach dem Bürgerkrieg auch arme europäische Immigranten mit Verträgen über den Tisch gezogen wurden, nach denen sie de facto in das Eigentum ihrer Arbeitgeber übergingen; sie verpflichteten sich per Unterschrift, die Arbeitsstelle nicht aufzugeben und daß im Falle einer Flucht der Arbeitgeber sie von der Polizei aufbringen und zurückführen lassen durfte. Diese Erscheinung gab es jedoch nur in den Südstaaten, also den früheren Sklavenstaaten. Weitere Informationen gibt es zb hier:
About Peonage: Jewish immigrants suffered peonage in United States
Ein Zitat:
„"Try to save me, dear cousin. Maybe it will be useless and we will never see one another again. They have fooled me to this place, where I cannot escape. I am beaten because I am not strong enough to carry big boards, and beating does not give me any more strength. For twenty days, I have been sick with fever. They will not let me go. The company says that I owe money for food. Try. try, and release me. Colored men with guns guard me, and I cannot escape. This is worse than Russia, and I thought it was a free country," Jacob Lerner.
Published in The New York Times, "Woman Lawyer Heard of Peonage Cases," July 23, 1906“
Das Zitat wirft außerdem ein Licht auf die Vorstellung, das Wirtschaftsgut Sklave sei werterhaltend behandelt worden und habe nur in Ausnahmefällen Gewalt erfahren.
In einer Umgebung, in der die Sklavenhaltung "normal" ist, dauert es halt, bis sich andere Erkenntnisse durchsetzen. Wenn schließlich die Nachbarn, die man ja als ehrenwerte Leute kennt, alle Sklaven haben, kann es ja nicht so schlimm sein. In unserer Gesellschaft zu Recht unvorstellbar, galt die Sklaverei damals und dort als legitim.
Diese Argumentation ist – siehe oben – nicht stichhaltig. Als weiteres Charakteristikum der Rechtfertigungsodeologie kommt hinzu, daß die Sklaverei von den Weißen in den Südstaaten so euphemistisch wie verschleiernd als „our peculiar institution“ bezeichnet wurde: unsere „besondere Einrichtung“. Wäre man wirklich, komplett und vollständig der Überzeugung gewesen, man leiste geradezu philantropische Arbeit mit dem Versklaven der Schwarzen (wie ja die Ideologie behauptete), hätte ua für solche Euphemismen keine Notwendigkeit bestanden.
Aber auch die beständige Furcht der Sklavenhalter vor einem Aufstand der Sklaven spricht deutlich dafür, daß man sich sehr wohl darüber im Klaren war, daß diese mit ihrem Los und ihren Lebensbedingungen sehr viel weniger einverstanden waren, als man dies gemeinhin darstellte. Das Bild des Idylls, in dem schwarze Abhängige und weiße Herrenmenschen eine Lebensgemeinschaft bildeten, an der jeder an seinem einzig richtigen und genetisch bedingten Platz stand, ist reine Ideologie. Diese jedoch diente in nicht unerheblicher Weise dazu, die weiße Gesellschaft in den Südstaaten friedlich zu halten und um den dort zu kurz gekommenen Weißen (Kleinbauern oder Landlose, ungelernte Arbeitskräfte bis hinein in eine kaum vorhandene Mittelschicht) zu signalisieren, daß ihr weißer Ar...m per se „mehr wert“ sei als jeder dunkler pigmentierte Hintern. Dieses weiße Proletariat und Subproletariat mußte nämlich bei den Arbeitsplätzen häufig genug mit Sklaven konkurrieren, gerade bei ungelernten Tätigkeiten oder Hilfsarbeiten im Handwerk – und Sklaven erledigten die Arbeit billiger als weiße Arbeitskräfte.
Gerade bei den Sklavenbesitzern, die nur über wenige Sklaven oder nur einen verfügten, waren diese nicht als Hauspersonal eingesetzt, sondern halfen ihrem Besitzer in dessen Beruf. Du setzt da die Prioritäten nicht richtig – das Hauspersonal kommt erst an letzter Stelle. Gerade in den armen weißen Schichten wurde dies so gehandhabt, so daß Sklaven als Handwerksgehilfen, als Boten, Warenausträger, als Fuhrknechte etc im Einsatz waren. Schwarze Haussklaven, die ausschließlich Hausarbeit verrichteten, waren weitgehend ein Merkmal der höchsten sozialen Schicht und ein Indikator wenn nicht unbedingt gesellschaftlichen Aufstiegs, so doch einer beanspruchten Arriviertheit bzw mindestens eines Neureichtums (die Sklavengesellschaft in den Südstaaten war nach ganz oben nicht wirklich durchlässig).Natürlich mögen dort auch Sklaven in diesen Bereichen eingesetzt worden sein, aber wenn man das Verhältnis von Sklavenhaltern zu Sklaven anhand der hier genannten Zahlen betrachtet und bedenkt, dass sich vor allem wohlhabendere Bürger überhaupt Sklaven leisten konnten, denke ich doch, dass meine Annahme, ein großer Teil der Sklaven in Charleston sei als Hauspersonal beschäftigt gewesen, durchaus begründet ist.
Auch auf den großen Plantagen gab es je nachdem, was dort angebaut wurde, teilweise jahreszeitlich bedingt weniger Arbeit. Ein Teil der Sklavenhalter 'erlaubte' dann den Sklaven bzw einem Teil, auf eigene Rechnung Arbeit zu suchen oder schloß Verträge mit Arbeitgebern über die zeitlich befristete Beschäftigung seiner Sklaven ab. Auch hierdurch ergab sich eine direkte Lohnkonkurrenz sowie Konkurrenz um vorhandene Arbeitsmöglichkeiten zwischen schwarzen Sklaven und weißem Proletariat und Subproletariat.
Das geht nun doch sehr in die Vorstellung eines realiter nicht gegebenen Idylls hinein. Aus Europa gekommen trifft außerdem auf die Pflanzeraristokratie nicht minder zu und die konnten sich offenbar ab Beginn der Sklavenwirtschaft an diese Gepflogenheit anpassen. Der Vergleich ist im übrigen unpassend, nicht einfach „nicht unbedingt optimal“.Ich gebe dir Recht, dass der Vergleich mit dem Hauspersonal nicht unbedingt optimal ist, aber wir reden hier ja von Personen, die aus Europa kamen und die dortigen Verhältnisse kannten. Die konnten sich durchaus an die Gepflogenheiten in Amerika anpassen und ihr Personal eben kaufen, statt zu "mieten" . Das evtl. schlechte Gewissen kann man beruhigen, indem man die Sklaven eben so gut behandelt, wie man das mit angestelltem Hauspersonal auch machen würde...
Was die angesprochene 'Lebensgemeinschaft' bzw die auch erwähnten Beziehungen von Sklavenhaltern zu Sklaven betrifft: diese zu idealisieren, verbietet sich eigentlich. Immerhin steht eine der beteiligten Personen im Eigentum der anderen, hat also keine Wahlmöglichkeit, ob ihr diese Beziehung recht oder angenehm ist oder nicht. Eine Weigerung hat Konsequenzen, auch bei 'milde' gestimmten Besitzern, die nicht unbedingt töten, verstümmeln, peitschen, sondern 'nur' verkaufen und die betroffene Person damit dauerhaft von ihren Verwandten trennt.