Übernahme von Sprachen, Widerstand, Macht

Du solltest mal naschschauen was baskischer Siedlungsraum und was Baskenland ist.

Aus der Römerzeit ist überliefert, dass Baskisch bis nach Aquitanien - also SW-Frankreich - hinein gesprochen wurde; das Siedlungsgebiet der Vascones deckte sich damals etwa mit der heutigen Provinz Navarra. Gegen Ende der Antike breiteten sich die Vascones in die Gebiete der heutigen Provinzen Alava, Guipuzcoa und Vizcaya aus. Nach dem Sieg der Westgoten um 580 n. Chr. wanderten Vasconen-Gruppen ins heutige Frankreich aus. Dort entstand das Herzogtum Gascogne, dessen Name sich von vasconia ableiten lässt.

Seit Konstituierung des Königreichs Frankreich und der christlichen spanischen Königreiche schrumpfte das baskische Sprachgebiet auf seine heutige Ausdehnung zwischen Bilbao, Pamplona und Bayonne. Asturien zählte im übrigen nie zum Siedlungsraum der Basken.
 
Aus der Römerzeit ist überliefert, dass Baskisch bis nach Aquitanien - also SW-Frankreich - hinein gesprochen wurde; das Siedlungsgebiet der Vascones deckte sich damals etwa mit der heutigen Provinz Navarra. Gegen Ende der Antike breiteten sich die Vascones in die Gebiete der heutigen Provinzen Alava, Guipuzcoa und Vizcaya aus. Nach dem Sieg der Westgoten um 580 n. Chr. wanderten Vasconen-Gruppen ins heutige Frankreich aus. Dort entstand das Herzogtum Gascogne, dessen Name sich von vasconia ableiten lässt.

Seit Konstituierung des Königreichs Frankreich und der christlichen spanischen Königreiche schrumpfte das baskische Sprachgebiet auf seine heutige Ausdehnung zwischen Bilbao, Pamplona und Bayonne. Asturien zählte im übrigen nie zum Siedlungsraum der Basken.

Stimme dem zu, nur das historische Asturien schloß zeitweise das Baskenland ein.
 
Stimme dem zu, nur das historische Asturien schloß zeitweise das Baskenland ein.

Das im 8. Jh. entstandene Fürstentum Asturien reichte im Westen nicht über Bilbao hinaus, wo mit dem Königreich Navarra auch das Siedlungsgebiet der Basken begann. Erst das Königreich Asturien-Leon griff im 12./13. Jh. auf Kosten von Navarra weiter nach Westen aus, reichte an der Küste fast bis Bayonne und erfasste damit auch einen Teil des baskischen Gebiets.
 
Klar beteiligte sich Navarra an der Reconquista - aber erst nachdem Asturien sie gestartet hatte. Somit ist Deine Aussage, dass im baskischen Siedlungsgebiet das Widerstandsnest gewesen sei, zumindest unpräzise, weil sie suggeriert, dass von dort der (Haupt-)Widerstand ausgegangen sei.
 
[mod]Macht doch bitte zum Thema Reconquista einen eigenen Thread auf bzw. sucht euch einen dazu passenden. :eek:fftopic:[/mod]
 
Ist ganz einfach, Menschen sind faul. Wenn sie eine neue Sprache lernen, dann um sich zu verständigen und da reichte oft etwas was wir als Kreol oder Pidgin Sprache bezeichnen ... Von den Basken vermutet man, dass sie die älteste Sprache und Bevölkerungsgruppe Europas sind die sich noch an diesem Flecken Erde gehalten haben. Natürlich hat jemand mit dem Rücken zur wilden See umgeben von Bergen einen Vorteil sein bißchen Land zu behaupten und während der muslimischen Eroberung war dort das Widerstandsnest.

Auf jeden Fall haben die Basken erstaunlicherweise keinen Sprachwechsel vollzogen - weder zur Zeit der römischen Herrschaft, wo sich die benachbarten Gallier und Iberer ohne großen Zwang romanisieren ließen und zum Sprechlatein übergingen, noch inmitten Frankreichs und Spaniens. Das zeigt schon eine erstaunliche Widerstandskraft, besonders wenn man bedenkt, dass die Basken der Antike und des Mittelalters ein Hirtenvolk waren und auch heute noch vorwiegend als Bauern und Fischer leben. Aber vielleicht hat genau das ihre Widerstandskraft und ihr Beharrungsvermögen gegenüber allen Assimilierungsversuchen gestärkt.

Einen erstaunlichen Sprachwechsel haben die Franken nach der Eroberung Galliens und der Gründung des Frankenreichs vollzogen. Obwohl sie in Gallien die herrschende Schicht der Eroberer bildeten, gaben sie dennoch im Verlauf eines längeren Prozesses - Karl der Große sprach noch Fränkisch - ihre germanisch-fränkische Sprache auf und übernahmen das romanische Idiom der - allerdings weitaus zahlreicheren - gallo-romanischen Bevölkerung.

Die Gründe dafür sind komplexer Art. Die gesamte gallorömische Bildungselite und mit ihr die Staatsverwaltung, auf die die Franken angewisen waren, sprach Latein (Vulgär- bzw. Sprechlatein), das somit ein hohes Prestige gegenüber dem Fränkischen besaß. Zudem war es als Alltagssprache bei der großen Mehrheit der Bevölkerung verbreitet und diente als Umgangssprache der Administration bzw. der Verwaltung des Staates. Allerdings haben sich einige hundert germanische Begriffe im Französischen erhalten, sodass die Sprache der Sieger immerhin eine Spur hinterließ.
 
Eine große Rolle für den Erhalt von Sprachen ist auch der Wille im Volk, an der eigenen Sprache festzuhalten. Das kann man bei den Basken auch heute beobachten.

In Katalonien entstand eine Abneigung gegen das Spanische, was zum Sinnbild für Franco und zentralstaatliche Verbohrtheit wurde. Deshalb wird es von einigen Katalanen bis heute widerwillig gesprochen. Es kann auch das Gegenteil eintreten, daß die neue, mächtige Sprache je weniger Ansehen genießt, desto mehr sie mit Druckmitteln durchgesetzt werden soll.

In unseren Tagen der allgemeinen Schulbildung und der Medien dürfte die Lage von Gebieten an Bedeutung verlieren und der Selbstbehauptungswille eines Volkes noch wichtiger werden. Die Medien erreichen immer mehr Gebiete. Deshalb gibt es schon heute keine wirklich abgelegenen Gebiete mehr in entwickelten Ländern.

Es liegt viel an Ansehen der einheimischen Sprache, ob man vor Ort ihre Einbindung in den Lehrplan durchsetzt. Das Lehren von Sprachen als Hauptfach für alle Schüler trägt nicht unerheblich dazu bei, sie am Leben zu halten. Das Beispiel Irlands muß oft als Beweis dafür herhalten, daß das nicht stimmt. Ich behaupte aber, daß Irland kein völliger Mißerfolg ist. Durch das Pflichtfach Irisch gibt es doch einige Iren, welche ganz gut oder halbwegs Irisch sprechen und verstehen können. Ohne diese Schulpolitik sähe es wohl viel schlechter aus. Gleichzeitig zeigt das irische Beispiel, was man besser machen sollte. So sollte man Inhalte kind- und jugendgerecht vermitteln statt nur auf altmodische Schriften zu setzen. So kann man Schüler eher für die einheimische Sprache begeistern. Die Schulbildung macht weitverbreitete Zwei- und Mehrsprachigkeit heute gut denkbar. Trotz der Faulheit vieler Menschen vergißt man so schnell nicht, was man einmal gründlich in der Schule gelernt hat. Ein Wachhalten von Sprachkenntnissen ist nicht so sehr mühevoll.

Die neuen Techniken und die räumliche Beweglichkeit bieten kleinen Sprachgemeinschaften aber auch nicht unerhebliche Vorteile. Das billige Speichern und Vervielfältigen sind dafür geeignet, Schriftstücke für kleine Sprachgemeinschaften nach Bedarf bereitzuhalten. Der Fernsprecher ermöglicht Gespräche zwischen entfernt wohnenden Sprechern und die Verkehrsmittel machen regelmäßige Treffen möglich.

Das Wiederaufleben von Sprachen ist wohl auch deshalb eine neue Erscheinung seit etwa 150 Jahren. Das zeigt, daß Sprachen nur selten von der Mehrheit im Volk bereitwillig aufgegeben werden. Damit das geschieht, muß das Ansehen der alten Kultur ins Uferlose sinken. In Frankreich hat es das zeitweise und in einigen Gebieten gegeben. Aber auch da gab der schnelle Verfall einigen Leuten den Anstoß, etwas dagegen zu unternehmen.

Wo alte Sprachen noch resthaft in Erscheinung getreten sind und das Eigenbewußtsein geblieben ist, sind in den vergangenen Jahren Sprachen in unterschiedlichem Maße wieder aufgelebt. Die Lehre aus dem Turmbau zu Babel liegt wohl auch darin, daß das Bedürfnis, Gemeinschaften und ihre Wurzeln nach innen und außen sprachlich abzustecken, tief im Menschen verwurzelt ist.

Ich stelle mir die Frage, was wohl in Westeuropa zur Römerzeit abgelaufen ist. Warum haben Gelehrte und Eliten die vorrömischen Sprachen nicht an die Nachwelt weitervermittelt wie es beim Latein geschehen ist? Ob viele Basken damals auch Latein gelernt haben, um sich mit Römern zu verständigen?

Es hätte der Fall eintreten können, daß z. B. in Gallien wenigstens Druiden bzw. später die Kirche am Gallischen für Zeremonien bzw. später christliche Liturgien sowie alte Schriftstücke festgehalten hätten. Sobald das Gallische immer seltener als Muttersprache weitergegeben worden ist, hätten Druiden und später die Kirche Leute im Gallischen unterweisen können, wie es die koptische Kirche in Ägypten und jüdische Lehrer im Judentum mit dem Koptischen bzw. Hebräischen gehandhabt haben. So bleibt immer die Möglichkeit offen, bei einem Sinneswindel eine Wiederbelebung als Muttersprache herbeizuführen, wie es beim Hebräischen umgesetzt worden ist. Der Fall des Hebräischen dient heute manchen Als nachzuahnendes Vorbild.

Ich befürworte die Wiedereinführung von alten einheimischen Sprachen als Muttersprache. Das ist das wirksamste Mittel, um ein Kulturerbe für die Nachwelt lebendig zu erhalten. Denn dann wachsen Kinder heran, die ganz selbstverständlichen Zugang zur überlieferung in dieser Sprache haben. Solange eine alte Sprache noch bescheiden weitergepflegt wird, ist der Bezug zur Gegenwart noch nicht ganz verloren. Das Beste Beispiel ist Koptisch. Es werden in der Koptischen Kirche noch Schriftstücke in der Liturgie verwendet, die eine Wiedereinführung als Sprache des täglichen Lebens nicht so abwegig erscheinen lassen. Für neuzeitliche Errungenschaften kann man neue Wörter prägen. Manche könnten den Anstoß bekommen:"Wenn in unserer Kirche noch koptische Schriften gelesen und Hymnen auf Koptisch gesungen werden, warum sollten wir es nicht auch wieder untereinander sprechen, wenn es ein Stück von unserem Erbe ist!? Wenn wir es unseren Kindern als Muttersprache vermitteln, werden sie das alles ganz selbstverständlich verstehen. So wird es der Nachwelt gewiß erhalten..."

Der vollständige Ersatz durch eine neue Sprache ist kein unabwendbares Schicksal, solange die alte Sprache schriftlich gut überliefert ist und sie noch bescheiden oder bruchstückhaft weitergepflegt wird.

Alex
 
Seitdem ich selbst Reisen nach Irland unternommen habe und die irische Sprache dort angewandt habe, verstehe ich genau, wie Sprachwandel von Statten geht, wenn sich zwei Sprachen im täglichen Leben gegenüberstehen und eine davon von vielen als Zweitsprache gelernt wird. Um seine Ausdrucksmittel vor allem in der ungezwungenen Umgangssprache anzureichern, ist es für viele geradezu notwendig, bei der als Erstsprache gelernten Sprache Anleihen zu machen, wo man viel mehr umgangssprachliche Ausdrücke kennt.
Wenn Englisch in Deutschland neben Deutsch von Einheimischen täglich gesprochen würde, dann wäre es wohl wahrscheinlich, daß in spontanen Ausrufen so etwas herauskäme wie "I believe you want to take me onto the arm" oder "You are a hidden lad" für "Ich glaube, Du willst mich auf den Arm nehmen" oder "Du bist ein bekloppter Kerl".
In Irland ist das Ergebnis, als Englisch Einzug hielt, Hiberno-Englisch.
Aus sprachpflegerischer Sicht sind Lehnübertragungen noch besser, als ganze Brocken der anderen Sprache einzuwerfen.
So werden auch dann, wenn Sprachen nicht aussterben, andere Sprachen in Teilen übernommen. Das geschieht nur dann kaum, wenn der Selbstbehauptungswille so stark ist, daß wirklich ohne Ausnahme alle Einheimischen die angestammte Sprache als Muttersprache lernen und Zugewanderte sich gezwungen sehen, sich dem fast einsprachigen Umfeld anzupassen.

Alex
 
Eine große Rolle für den Erhalt von Sprachen ist auch der Wille im Volk, an der eigenen Sprache festzuhalten. Das kann man bei den Basken auch heute beobachten.

Zu diesem Behauptungswillen müssen allerdings Faktoren treten, die das Überleben einer Sprache ermöglichen. In abgelegenen Gebieten wie dem Baskenland ist das leichter möglich als in einem zentral gelegenen, wirtschaftlich bedeutendem Gebiet, an das eine dominierende Großsprache grenzt.

Ein gutes Beispiel für das Überleben bzw. Neubeleben einer Sprache ist das Hebräische bzw. Neuhebräische Ivrit in Israel.

In Katalonien entstand eine Abneigung gegen das Spanische, was zum Sinnbild für Franco und zentralstaatliche Verbohrtheit wurde. Deshalb wird es von einigen Katalanen bis heute widerwillig gesprochen. Es kann auch das Gegenteil eintreten, daß die neue, mächtige Sprache je weniger Ansehen genießt, desto mehr sie mit Druckmitteln durchgesetzt werden soll.

Rund 6 Mio. Menschen sprechen das Catalan als Primärsprache (!) und es ist nicht zu erwarten, dass dieser Anteil zurückgeht. Das Katalanische hat die Zeit der Francodiktatur überstanden, wo es zwischen 1939 und 1960 aus dem öffentlichen Leben verbannt war und es erlebte seit den 1970er Jahren eine beachtliche Renaissance. Und da es seit 1983 regionale Amtssprache in Katalonien ist, dürfte das Überleben dieser eignständigen westromanischen Sprache gesichert sein.

Das Beispiel Irlands muß oft als Beweis dafür herhalten, daß das nicht stimmt. Ich behaupte aber, daß Irland kein völliger Mißerfolg ist. Durch das Pflichtfach Irisch gibt es doch einige Iren, welche ganz gut oder halbwegs Irisch sprechen und verstehen können.

Das gälische Irisch ist trotz enormer Förderung seitens der Regierung und dem Status einer Nationalsprache auf dem Rückzug. Nur noch rund 1 Mio. Menschen besitzen überhaupt irische Sprachkenntnisse und Primärsprachler gibt es nur noch rund 56 000. Hier macht sich die Dominanz des benachbarten England bemerkbar, in das zahlreiche irische Gastarbeiter geströmt sind.

Ich befürworte die Wiedereinführung von alten einheimischen Sprachen als Muttersprache. Das ist das wirksamste Mittel, um ein Kulturerbe für die Nachwelt lebendig zu erhalten. Denn dann wachsen Kinder heran, die ganz selbstverständlichen Zugang zur überlieferung in dieser Sprache haben. Solange eine alte Sprache noch bescheiden weitergepflegt wird, ist der Bezug zur Gegenwart noch nicht ganz verloren.

Sprachen sind lebendig und unterliegen dynamischen Prozessen. Ihr Weiterleben lässt sich nicht auf behördlichem Wege garantieren und daher hat es stets auch Sprachensterben bzw. Sprachentod gegeben.

Wo die ethnische Basis groß genug und Identitäten stark ausgeprägt sind, überlebt eine Sprache. Der Gebrauch des Kurdischen wurde in den letzten 80 Jahren zuweilen schwer behindert und dennoch leben alle kurdischen Dialekte (oder Sprachen) unvermindert fort. Hingegen ist die ostfriesische Sprache (nicht der niederdeutsche Dialekt) nahezu ausgestorben und wird nur noch von etwa 1500 Sprechern im Saterland repräsentiert, Nordfriesisch mit 9000 Sprechern. Es ist absehbar. wann die friesische Sprache - zumindest in Deutschland - verschwunden sein wird, während in den Niederlanden noch rund 0,7 Mio. Menschen westfriesisch sprechen.

Das Beste Beispiel ist Koptisch. Es werden in der Koptischen Kirche noch Schriftstücke in der Liturgie verwendet, die eine Wiedereinführung als Sprache des täglichen Lebens nicht so abwegig erscheinen lassen.

Seit dem 15. Jh. verschwand Koptisch als gesprochene Sprache, danach gab es Koptisch nur noch als Schrift- und Ritualsprache. Eine Wiederbelebung als lebendige Sprache ist angesichts der demografischen und politischen Situation in Ägypten aussichtslos.

Der vollständige Ersatz durch eine neue Sprache ist kein unabwendbares Schicksal, solange die alte Sprache schriftlich gut überliefert ist und sie noch bescheiden oder bruchstückhaft weitergepflegt wird.

Man wird sehen, ob sich die gegenwärtig gefährdeten Sprachen langfristig behaupten können.
 
Ein gutes Beispiel für das Überleben bzw. Neubeleben einer Sprache ist das Hebräische bzw. Neuhebräische Ivrit in Israel.

Seit dem 15. Jh. verschwand Koptisch als gesprochene Sprache, danach gab es Koptisch nur noch als Schrift- und Ritualsprache. Eine Wiederbelebung als lebendige Sprache ist angesichts der demografischen und politischen Situation in Ägypten aussichtslos.

Man wird sehen, ob sich die gegenwärtig gefährdeten Sprachen langfristig behaupten können.

Da könnte man auch sehr schön das Aramäische als Vergleich zur Seite stellen, wobei es hier auch einen starken religiösen Faktor gibt, denn Aramäisch ist zum Beispiel in der Maronitischen Kirche Liturgiesprache.
 
Ich wage zu behaupten, daß verschiedene Umstände das Überleben von Sprachen erschweren, aber nicht unmöglich machen, außer langwierige, brutale Unterdrückung mit ständiger Überwachung, Völkermord und dergleichen.

Daß sich Kurdisch bis heute noch so gut erhalten hat, ist erstaunlich angesichts harscher Unterdrückung im Laufe des 20. Jahrhunderts. Nicht alle Kundengebiete sind abgelegen, wie z. B. das Küstengebiet.

Katalanisch ist nicht nur unter Franco unterdrückt worden, sondern schon mehr oder weniger stark seit dem 18. Jahrhundert mit einer guten Zwischenzeit. Ohne Selbstbehauptungswillen hätte die Sprecherzahl beständig sinken können, wie es beim Okzitanischen geschehen ist mit ursprünglich ähnlich guten Ausgangszahlen.

Ohne Irischunterricht an Schulen seit etwa 80 Jahren und Verfechter für die Sprache sähe es heute deutlich schlechter aus, noch schlechter als beim Schottisch-Gälischen mit höchstens 100.000 Iren, die Irischkenntnisse haben und einer Handvoll Muttersprachler. Bei den miesen Rahmenbedingungen ist es bemerkenswert, daß es überhaupt noch vorhanden ist. Man kann sich heute überall in Irland immer wieder auf Irisch verständlich machen. Walisisch hat sich teilweise gut behaupten können, obwohl es an England mit einer Weltsprache als Landessprache grenzt.

Das Aramäische konnte nur wegen seiner Verbindung zu christlichen Kirchen als Dach des Zusammenhals in bescheidenem Ausmaß überleben. Ohne die Christen als Hauptträger wäre es wohl auch kaum denkbar, daß es im Umkreis von Maloula Muslime gibt, die (Neuwest-)Aramäisch sprechen und verstehen können.

Es wird behauptet, daß Koptisch in Oberägypten noch bis ins 18. und 19. Jahrhundert hinein gesprochen worden ist. Das Bestehen des koptischen Christentums mit Millionen Mitgliedern mit koptischer Kirchensprache ist wiederum etwas, das eine Wiederbelebung als gesprochene Sprache denkbar erscheinen läßt, sobald sich viele Kopten und auch die Kirchenführung dazu entschließen würden, sich darum zu kümmern. Für die Aussicht als Wiederbelebung auf staatlicher Ebene wäre eine Massenbewegung auch unter Muslimen notwendig, welche die Politik nötigen würde, es zu unterstützen. Das könnte dann Kreise bis in die weniger radikalen Kreise der Muslime ziehen. Es gibt übrigens schon ein paar wenige Muslime, die den Traum einer Wiederbelebung des Koptischen als Alltagssprache verfolgen. Es gibt Hinweise, daß eine winzige Minderheit Koptisch heute im Alltag verwenden. Es gibt einen Bericht über einen Professor Kamal Farid Ishak, der mit einer Gruppe Gleichgesinnter Koptisch als Umgangssprache pflegt. (Englischer Bericht "The sounds of silence") Ich finde, eine begrenzte Wiederbelebung als Umgangssprache ist deshalb nicht abwegig, weil es in der Kirche noch immer seinen Platz hat und nicht völlig außer Reichweite ist. Hebräisch war über Jahrhunderte in einem ähnlichen Status, nämlich als Literatur- und Religionssprache.

In Israel ist es geschehen, wo die Wiederbelebung des Hebräischen als Alltagssprache zur Massenbewegung geworden war, so daß sich die britische Mandatsmacht veranlaßt sah, Hebräisch zu einer Amtssprache zu erklären, was der Staat Israel dann zur Hauptsprache erklärt hat. Die britische Mandatsmacht hatte anfangs Zweifel, ob sie Hebräisch in den Stand einer Amtssprache erheben soll. Für den Staat Israel bestand kein Zweifel mehr, weil schon fast alle Juden in Israel Hebräisch im Alltag benutzt hatten.

In heutiger Zeit dürften kleine und mittlere Städte mit guter Erreichbarkeit über Verkehrsmittel und das Fernmeldewesen der fruchtbarste Boden für kleine Sprachen bilden. Zum einen kennen sich Menschen mehr untereinander als in einer Großstadt und zum können (befreundete) Sprecher durch gute Verkehrsanbindung und guten Anschluß an das Fernmeldewesen leicht zusammenkommen, um diese Sprache zu pflegen. Ländliche Siedlungen haben heutzutage den Nachteil, daß Menschen oft dazu neigen, in städtische Räume auszuwandern und auch dort nicht mehr die enge Gemeinschaft gepflegt wird wie früher. Außerdem haben städtische Siedlungen heute den Vorteil, daß man meistens dort Bildungseinrichtungen und Vereine findet, welche unter anderem der Sprachpflege dienen. Das kann man auch in Irland mehr oder weniger beobachten, daß neben der Gaeltacht einige Städte einen Schwerpunkt der Sprachpflege bilden, weil es dort die meisten Gruppen dafür gibt. Vor allem in Galway, Dublin und Belfast kann man heute täglich Irisch sprechen, selbst wenn es nur eine Minderheit fließend beherrscht, weil es dank der hohen Gesamteinwohnerzahl ein paar Anlaufpunkte gibt.

Alex
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich wage zu behaupten, daß verschiedene Umstände das Überleben von Sprachen erschweren, aber nicht unmöglich machen, außer langwierige, brutale Unterdrückung mit ständiger Überwachung, Völkermord und dergleichen.

Sprachentod hat es in der Geschichte hundertfach gegeben. Das muss nicht unbedingt an brutaler Unterdrückung liegen, sondern kann auf ganz friedlichem Wege durch Überschichtung durch eine dominante Sprache geschehen, die über ein höheres Prestige verfügt oder aber aus Gründen einer dahinter stehenden ökonomischen Überlegenheit die Vorherrschaft gewinnt.

Ob dann der sprachliche Selbstbehauptungswille stark oder schwach ausgeprägt ist, lässt sich weder vorhersagen noch durch behördliche Maßnahmen regulieren oder erzwingen. Eine solche künstlich am Leben erhaltene Sprache wird langfristig zu einem anachronistischen, musealen Objekt, das späteren Generationen in Sprachkursen wie eine Fremdsprache vermittelt wird.

Diese Prozesse vom Sprachentod oder Sprachensterebn sind seit altersher und bis heute wirksam. So stehen z.B. Nord- und Ostfriesisch, Saamisch, Liwisch, Ischorisch oder Okzitanisch vor dem Aussterben, Manx-Gälisch ist seit 1974 mit dem letzten Sprecher ausgestorben, auf anderen Erdteilen ist die Zahlt aussterbender Kleinsprachen noch vielfach größer.

IOhne Irischunterricht an Schulen seit etwa 80 Jahren und Verfechter für die Sprache sähe es heute deutlich schlechter aus, noch schlechter als beim Schottisch-Gälischen mit höchstens 100.000 Iren, die Irischkenntnisse haben und einer Handvoll Muttersprachler.

Heutzutage regt sich bei vielen kleinen Sprachgemeinschaften ein vitales Engagement für die Bewahrung gefährdeter Sprachen und ihres kulturellen Erbes und es bemühen sich zahlreiche private, öffentlich-staatliche und internationale Organisationen um den Schutz von Kleinsprachen. Allerdings erscheint es fraglich, ob man eine Sprache mit hohem finanziellen und personellen Einsatz künstlich am Leben halten sollte.

Das Aramäische konnte nur wegen seiner Verbindung zu christlichen Kirchen als Dach des Zusammenhals in bescheidenem Ausmaß überleben. Ohne die Christen als Hauptträger wäre es wohl auch kaum denkbar, daß es im Umkreis von Maloula Muslime gibt, die (Neuwest-)Aramäisch sprechen und verstehen können.

Neu-Aramäisch sprechen gerade noch etwa 450 000 Menschen und angesichts des massiven Drucks, dem die christlichen Aramäer im Nahen Osten ausgesetzt sind, sehe ich für den langfristigen Fortbestand dieser Sprache schwarz.

Es wird behauptet, daß Koptisch in Oberägypten noch bis ins 18. und 19. Jahrhundert hinein gesprochen worden ist. Das Bestehen des koptischen Christentums mit Millionen Mitgliedern mit koptischer Kirchensprache ist wiederum etwas, das eine Wiederbelebung als gesprochene Sprache denkbar erscheinen läßt, sobald sich viele Kopten und auch die Kirchenführung dazu entschließen würden, sich darum zu kümmern.

Die Wiederbelebung der seit Jahrhunderten ausgestorbenen koptischen Sprache im muslimischen Ägypten () halte ich für eine Utopie. Beim (Neu)Hebräischen hat das nur funktioniert, weil ein neu geschaffener jüdischer Staat dahinter stand und bis heute ist eine solche Entwicklung einzigartig geblieben.
 
[mod]Gemäß der Zielsetzung der der Regeln des Geschichtsforums darf ich darauf hinweisen, dass es hier um die Beschreibung von Mechanismen der Sprachübernahme geht, nicht um die Formulierungen von Utopien und Forderungen des Spracherhalts. [/mod]
 
Zuletzt bearbeitet:
Mir ist klar, daß die Verdrängung von Sprachen durch Überlagerung und dem Gefühl der Überlegenheit einer anderen Sprachgemeinschaft kommt. Aber es ist letztlich allein die Entscheidung der Menschen einer Sprachgemeinschaft, inwiefern dies in ihrer Mitte zum Tragen kommt. Wenn sie sich fast alle entscheiden, weiterhin die überlieferte Sprache mit ihren Kindern zu sprechen, wird die Sprache weiterleben und eine mächtigere Sprache sich als Zweitsprache durchsetzen.

Wenn das Selbstbewußtsein der Sprecher stark ist, werden sich auch zugewanderte Sprecher der großen Sprache veranlaßt fühlen, die Regionalsprache zu lernen und in Gesprächen mit Einheimischen zu benutzen, wenn es nicht zur Massenzuwanderung binnen kürzester Zeit kommt.

Hierfür ist wiederum Katalonien ein Beispiel. Wer im Umkreis von Barcelona kein Katalanisch lernt, wird bei den Katalanen vielfach auf Ablehnung bishin zu Feindseligkeit stoßen. Weil die Sprache trotz des mächtigen Nachbarn Spanisch als Muttersprache immer weitergegeben worden ist, haben es immer noch mehrere Millionen als Muttersprache. Hätten sich die Okzitanier bis heute genauso entschieden, hätte es immer noch mehrere Millionen Muttersprachler in allen Altersgruppen.

Viele Menschen in Gebieten, wo sich viele Vorfahren für die Aufgabe der überlieferten Sprache entschieden haben, sehen heute die Folgen und betrachten die Entscheidung vieler Vorfahren im Gebiet als Fehler. Was wir heute sehen, ist eine Bewegung, diesen Fehler für sich selbst und in der Gesellschaft wieder rückgängig zu machen. Sprachensterben hat es im Laufe der Geschichte immer gegeben. Trotzdem ist das, was in unserer Zeit geschehen ist, einzigartig. Noch nie waren so viele Sprachen auf einmal in recht kurzer Zeit bedroht. Das zeigt eindeutig, daß viele Menschen keine Einheitskultur wollen und es ein Bedürfnis ist, von anderen verschieden zu sein und eine lebendige Verbindung zur eigenen Vergangenheit zu haben.

Ich finde, es ist eine gute Sache, wenn man versucht, die Lücke, welche durch Nicht-Weitergabe zu Hause im Land/Gebiet entstanden ist, zu schließen. Viel zu kurz kommt vielfach aber der Gedanke, daß es sehr wichtig ist, Eltern zu ermutigen, die Sprache zu Hause zu verwenden, damit Kinder sie als Muttersprache lernen. Dadurch wird eine Sprache am besten lebendig gehalten und wiederbelebt. Aber weil Eltern nicht dazu gezwungen werden können und sollten, ist es bei schwächeren Sprachen wichtig, daß sie im Lehrplan von Schulen als Hauptfach vorkommen.

Aber es ist nicht dasselbe, ob eine Sprache lange Zeit vollkommen vergessen ist und nur noch schriftlich irgendwo aufgeschrieben ist oder ob sie noch von einigen zu einigen Anlässen als Literatursprache verwendet wird. Den Begriff "tote Sprache" mag ich nicht besonders, weil er allzu oft auch als Totschlagbegründung von Leuten benutzt wird, die von Sprach-
bewegungen nicht viel halten.

Die Wiederbelebung des Hebräischen als Umgangssprache ist in ihrem Erfolg gewiß einzigartig. Den Anstoß hat aber nicht der Staat Israel gegeben, sondern einige Vorkämpfer im Rahmen des Zionismus. Der Staat Israel hat das weitergeführt, was jene angefangen hatten.

Im Nahen Osten hat im Laufe der Geschichte immer wieder Völkermord und Vertreibung stattgefunden, was das Aramäische sehr geschwächt und das Arabische bzw. Türkische sehr verstärkt hat. Es ist ein Wunder, daß aramäische Sprachen noch gesprochen werden. Es gibt Schätzungen, daß es bis zu 3 Millionen Menschen weltweit gibt, die eine aramäische Sprache beherrschen. Das Einzigartige bei Maloula und zwei weiteren Orten dort ist, daß dort noch Westaramäisch gesprochen wird, daß früher bis in den Libanon verbreitet war. Die anderen Sprecher sprechen alle eine ostaramäische Sprache. Die aramäischen Christen stehen mancherorts sehr unter Druck. Leider. Hoffnung besteht insofern, daß es im Ausland wohlhabende Aramäer gibt, die Daheimgebliebene unterstützen.

Wie gesagt, es wäre nicht unmöglich, Koptisch wieder als Umgangssprache zu beleben, wenn viele Kopten sich dazu entschließen würden, es untereinander und mit Kindern zu sprechen. Es gibt von der Koptischen Kirche heute schon vielerorts Sprachkurse. Bereits seit 100 Jahren gibt es immer wieder Kopten und vereinzelt Muslime, die sich entschlossen haben, Koptisch als Umgangssprache zu nutzen, aber bislang zu wenig, um es deutlich wahrnehmbar werden zu lassen.

Heute völlig undenkbar wäre es allerdings, Koptisch wieder als allgemeine Landessprache Ägyptens einführen zu wollen. Wann Koptisch als Umgangssprache verglimmt ist, darüber ist man sich nicht ganz einig. Reisende haben im 19. und sogar Anfang des 20. Jahrhunderts davon berichtet, daß sie in Oberägypten noch einzelne Koptischsprecher angetroffen hätten. Als weit verbreitete Umgangssprache ist es wohl in Oberägypten im 17. oder Jahrhundert verschwunden. In Unterägypten natürlich früher.
 
Lieber Moderator,

ich habe einfach Beispiele angeführt. Es kam in diesem Faden immer wieder auch die Frage auf, was dafür sorgt, daß bei manchen Völkern es einer anderen Sprache eben nicht gelingt, die ererbte Sprache zu verdrängen oder ganz in Vergessen zu bringen. Ich habe einfach Beispiele für diesen oder jenen Fall genannt.
 
Mir ist klar, daß die Verdrängung von Sprachen durch Überlagerung und dem Gefühl der Überlegenheit einer anderen Sprachgemeinschaft kommt. Aber es ist letztlich allein die Entscheidung der Menschen einer Sprachgemeinschaft, inwiefern dies in ihrer Mitte zum Tragen kommt. Wenn sie sich fast alle entscheiden, weiterhin die überlieferte Sprache mit ihren Kindern zu sprechen, wird die Sprache weiterleben und eine mächtigere Sprache sich als Zweitsprache durchsetzen.

Ein Sprachwechsel erfolgt immer dann, wenn die Übernahme der Sprache für die übernehmenden Sprecher nützlicher ist, als an der überkommenen Sprache festzuhalten. Man muss das ganz unromantisch unter rationalen Aspekten sehen. Aus diesem Grund sprechen die Bayern nicht mehr keltisch, die Iraker nicht mehr sumerisch oder akkadisch, die Bevölkerung der Toskana nicht mehr etruskisch und die Ostfriesen nicht mehr friesisch.

Wenn das Selbstbewußtsein der Sprecher stark ist, werden sich auch zugewanderte Sprecher der großen Sprache veranlaßt fühlen, die Regionalsprache zu lernen und in Gesprächen mit Einheimischen zu benutzen, wenn es nicht zur Massenzuwanderung binnen kürzester Zeit kommt.

Ein Beispiel dafür, dass es auch andersherum geht, habe ich weiter oben schon genannt. Die Franken gaben als eroberndes Volk in Gallien ihre germanische Sprache auf, und übernahmen im Verlauf eines längeren Prozesses das gallo-romanische Idiom der unterworfenen Bevölkerung. Aber auch dafür waren Aspekte der Nützlichkeit maßgebend. Die gesamte gallorömische Bildungselite und mit ihr die Staatsverwaltung, auf die die Franken angewiesen waren, sprach Latein (Vulgär- bzw. Sprechlatein), das somit ein hohes Prestige gegenüber dem Fränkischen besaß. Zudem war es als Alltagssprache bei der großen Mehrheit der Bevölkerung verbreitet und diente als Umgangssprache der Administration bzw. der Verwaltung des Staates. Allerdings haben sich einige hundert germanische Begriffe im Französischen als Superstrat erhalten, sodass die Sprache der Sieger immerhin eine Spur hinterließ.

Viele Menschen in Gebieten, wo sich viele Vorfahren für die Aufgabe der überlieferten Sprache entschieden haben, sehen heute die Folgen und betrachten die Entscheidung vieler Vorfahren im Gebiet als Fehler.

Ich kenne keinen Ostfriesen, der seiner friesischen Sprache nachweinen würde, keinen hannoverschen Wendländer, der sein slawisch-polabisches Idiom vermissen würde und auch keinen Lombarden, der lieber Gotisch oder Langobardisch als Italienisch spräche. Von solchen Romantizismen muss man sich verabschieden.

Trotzdem ist das, was in unserer Zeit geschehen ist, einzigartig. Noch nie waren so viele Sprachen auf einmal in recht kurzer Zeit bedroht.

Das ist keineswegs einzigartig, denn im Verlauf der Weltgeschichte sind bereits tausende von Sprachen den Sprachentod gestorben und untergegangen. Sprachen sind dynamisch in ihrer Entwicklung und wenn ihr Gebrauch dem Menschen aus verschiedenen Gründen nicht mehr nützt, dann tritt ein Sprachwechsel ein. Das lässt sich nicht künstlich verhindern.

Wie gesagt, es wäre nicht unmöglich, Koptisch wieder als Umgangssprache zu beleben, wenn viele Kopten sich dazu entschließen würden, es untereinander und mit Kindern zu sprechen.

Das tun sie aber seit Jahrhunderten nicht, da es angesichts der politischen und demografischen Situation unnötiger Ballast wäre. Koptisch überlebt als Ritualsprache - mehr nicht.
 
Sprachen sind dynamisch in ihrer Entwicklung und wenn ihr Gebrauch dem Menschen aus verschiedenen Gründen nicht mehr nützt, dann tritt ein Sprachwechsel ein. Das lässt sich nicht künstlich verhindern.

Jein, natürlich gibt es Mittel, das Prestige einer Sprache zu erhöhen oder zu vermindern. Das beginnt bei der Diskriminierung der Sprecher und endet mit deren Verfolgung bzw. Bestrafung im Falle des Sprechens ihrer Sprache (das hat es im Falle des Arabischen in Spanien gegeben, bis dahin, dass ein Teil auch der spanischen Vokabeln, die aus dem Arabischen kamen durch Französische oder Katalanische ersetzt wurden, im Falle des Inselkeltischen hier und dort).
Umgekehrt beginnt das Prestige einer Sprache zu wachsen, wenn sie standardisiert wird, etwa wenn sie zur Literatursprache wird und in der Schule gelehrt wird, die Massenmedien in dieser Sprache verfügbar sind und auch ein breites Spektrum erreichen. Der Lokalsender, der einmal die Woche die Lokalnachrichten auf Platt bringt, erreicht natürlich niemanden (allenfalls die Alten), wenn aber der neueste Kinofilm auf Platt gebracht wird, erreicht er eine ganze Menge Leute.
Als ein Grund dafür, dass sich das Toledaner Kastilische zur Dachsprache in Spanien entwickeln konnte gilt z.B. dass es die erste Volkssprache war, die systematisch verschriftlicht wurde.
 
Jein, natürlich gibt es Mittel, das Prestige einer Sprache zu erhöhen oder zu vermindern. Das beginnt bei der Diskriminierung der Sprecher und endet mit deren Verfolgung bzw. Bestrafung im Falle des Sprechens ihrer Sprache

Dass Sprachen durch Verfolgung und Verbote erlöschen können, habe ich weiter oben schon ausgeführt, versteht sich von selbst und war daher nicht mehr Gegenstand dieses Postings.

Umgekehrt beginnt das Prestige einer Sprache zu wachsen, wenn sie standardisiert wird, etwa wenn sie zur Literatursprache wird

Das hat die Sprache der Troubadoure, das Okzitanische, nicht vor dem (nahezu vollendeten) Untergang bewahren können, obwohl sie als Literatursprache im Mittelalter ein außerordentliches Prestige genoss. Kommen irgendwann ökonomisch und/oder politisch dominantere Völker ins Spiel, können auch solche einst prestigeträchtigen Sprachen verschwinden. Gleiches widerfuhr zahlreichen anderen Sprachen wie dem Sumerischen, Akkadischen, Altägyptischen, Aramäischen oder dem Phönizischen.

Der Lokalsender, der einmal die Woche die Lokalnachrichten auf Platt bringt, erreicht natürlich niemanden (allenfalls die Alten), wenn aber der neueste Kinofilm auf Platt gebracht wird, erreicht er eine ganze Menge Leute.

Die Existenz dieser Sendung hat rein politische Gründe, denn die Zahl der Platt-Sprecher ist im Mikrobereich zu suchen und das Geld für "Hör mal en beten to" und andere Sendungen dieser Art wären anderswo sinnvoller angelegt.

Anders sieht das beispielsweise bei der sorbischen Sprache aus, wo immerhin noch etwa 65 000 Sorben ihre Muttersprache bis in unsere Zeit bewahrt haben.

Als ein Grund dafür, dass sich das Toledaner Kastilische zur Dachsprache in Spanien entwickeln konnte gilt z.B. dass es die erste Volkssprache war, die systematisch verschriftlicht wurde.

Ob das der Hauptgrund ist, oder eher die hinter dem Kastlischen stehende machtpoltische Dominanz, sei dahingestellt.
 
Zurück
Oben