Ravenik
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Frei erfunden kann Cassiodor Namen wie Ostrogotha nicht haben, schließlich hatte Theoderich eine Tochter Ostrogotho.
Im Übrigen muss sich der Personenname "Ostrogotha" nicht zwangsläufig unmittelbar auf den Stammesnamen der Ostrogothen beziehen. (Wer "Franz" oder "Frank" heißt, muss auch kein Franke oder Franzose sein, obwohl all diese Wörter denselben etymologischen Ursprung haben.) Ein Mann namens Ostrogotha muss also nicht zwangsläufig so genannt worden sein, weil er zu einem Stamm namens Ostrogothen gehörte.
Was übrigens das Auftauchen des Stammesnamens "Ostrogothi" betrifft, so werden bereits in der Claudius II.-Biographie der Historia Augusta die "Austrogothi" erwähnt. Wann die HA verfasst wurde, ist unklar, aber vermutlich irgendwann im 4. oder im frühen 5. Jhdt. Der Name könnte also schon ein paar Jahrzehnte vor dem Donauübergang erwähnt worden sein.
Aber gut, lassen wir Ostrogotha mal beiseite und greifen wir Deine Theorie auf, dass die Goten ihren von den "Geten" abgeleiteten Namen erst zu einer Zeit angenommen haben, als sie sich bereits ins Reich integrierten und daher Zugang zur römischen Bildung hatten. Wie soll das praktisch funktioniert haben? Zu dieser Zeit, also frühestens im späten 4. Jhdt., waren die verschiedenen gotischen Stämme bereits arg zersplittert und verstreut. Teils lebten sie im römischen Reich, teils außerhalb, vor allem hatten sich die Terwingen und die Greutungen bereits getrennt. Nehmen wir also an, ein gebildeter Stammesangehöriger in römischen Diensten kommt tatsächlich auf die Idee, sein Volk solle den Namen der Geten annehmen. Nehmen wir weiter an, es gelingt ihm tatsächlich, seine Stammesangehörigen von dieser Idee zu überzeugen. Aber wie soll er dann auch die anderen gotischen Stämme, die teilweise ganz woanders hausen, teilweise bereits unter hunnischer Herrschaft stehen, überzeugen, es ihm und seinem Stamm gleichzutun und sich ebenfalls "Goten/Geten" zu nennen?
Wenn überhaupt, dann müsste die Übernahme eines fremden Völkernamens als Eigenbezeichnung also schon zu einer Zeit erfolgt sein, als die verschiedenen Stämme noch weitgehend vereinigt lebten oder überhaupt bereits zur Zeit der Ethnogenese.
Außerdem bleibt dann immer noch der Punkt, dass zumindest die informierteren Römer spätestens ab der Zeit von Kaiser Claudius Gothicus sehr wohl zwischen den "Gothi" und den "Getae" unterschieden. Woher sollen sie denn eigentlich den Namen "Gothi" genommen haben, wenn das gar keine Eigenbezeichnung der Goten war und diese ihren Namen erst wesentlich später von den Geten übernahmen?
Im Übrigen muss sich der Personenname "Ostrogotha" nicht zwangsläufig unmittelbar auf den Stammesnamen der Ostrogothen beziehen. (Wer "Franz" oder "Frank" heißt, muss auch kein Franke oder Franzose sein, obwohl all diese Wörter denselben etymologischen Ursprung haben.) Ein Mann namens Ostrogotha muss also nicht zwangsläufig so genannt worden sein, weil er zu einem Stamm namens Ostrogothen gehörte.
Was übrigens das Auftauchen des Stammesnamens "Ostrogothi" betrifft, so werden bereits in der Claudius II.-Biographie der Historia Augusta die "Austrogothi" erwähnt. Wann die HA verfasst wurde, ist unklar, aber vermutlich irgendwann im 4. oder im frühen 5. Jhdt. Der Name könnte also schon ein paar Jahrzehnte vor dem Donauübergang erwähnt worden sein.
Aber gut, lassen wir Ostrogotha mal beiseite und greifen wir Deine Theorie auf, dass die Goten ihren von den "Geten" abgeleiteten Namen erst zu einer Zeit angenommen haben, als sie sich bereits ins Reich integrierten und daher Zugang zur römischen Bildung hatten. Wie soll das praktisch funktioniert haben? Zu dieser Zeit, also frühestens im späten 4. Jhdt., waren die verschiedenen gotischen Stämme bereits arg zersplittert und verstreut. Teils lebten sie im römischen Reich, teils außerhalb, vor allem hatten sich die Terwingen und die Greutungen bereits getrennt. Nehmen wir also an, ein gebildeter Stammesangehöriger in römischen Diensten kommt tatsächlich auf die Idee, sein Volk solle den Namen der Geten annehmen. Nehmen wir weiter an, es gelingt ihm tatsächlich, seine Stammesangehörigen von dieser Idee zu überzeugen. Aber wie soll er dann auch die anderen gotischen Stämme, die teilweise ganz woanders hausen, teilweise bereits unter hunnischer Herrschaft stehen, überzeugen, es ihm und seinem Stamm gleichzutun und sich ebenfalls "Goten/Geten" zu nennen?
Wenn überhaupt, dann müsste die Übernahme eines fremden Völkernamens als Eigenbezeichnung also schon zu einer Zeit erfolgt sein, als die verschiedenen Stämme noch weitgehend vereinigt lebten oder überhaupt bereits zur Zeit der Ethnogenese.
Außerdem bleibt dann immer noch der Punkt, dass zumindest die informierteren Römer spätestens ab der Zeit von Kaiser Claudius Gothicus sehr wohl zwischen den "Gothi" und den "Getae" unterschieden. Woher sollen sie denn eigentlich den Namen "Gothi" genommen haben, wenn das gar keine Eigenbezeichnung der Goten war und diese ihren Namen erst wesentlich später von den Geten übernahmen?
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