Hallo
Was geschah mit den kleinen "Selbsternährer"Höfen oder auch den Kolonen ( abhängige Bauern )?
Die meist vom römischen Landhaus abhängig waren? Wurden diese auch von den Franken integriert oder wanderten diese nach Gallien oder in entlegene Gebiete ab?
Oder wurden sie zu Unfreien?
Man muss sich vor Augen halten, dass die meisten römischen Gutshöfe bereits im 4. Jh. aufgrund der ständigen fränkischen Einfälle und Raubzüge aufgegeben wurden. Die Versorgung der Bevölkerung und des Militärs wurde dadurch so knapp, dass Weizen aus Gallien eingeführt werden musste. Große Teile der Landbevölkerung suchten Schutz hinter den festen Mauern von Städten und burgähnlichen Festungsanlagen. Andere wanderten aus der gefährdeten rheinischen Region ab und gingen in ungefährdetere Gebiete.
Wann genau das Militär die Rheingrenze aufgab, ist nicht exakt überliefert. Sie brach auf jeden Fall am Mittelrhein zusammen, als im Jahr 406/407 barbarische Kriegerscharen von Vandalen, Sueben und Alanen den Rhein überquerten und plündernd Gallien und Spanien durchzogen. Der Übergang soll auf der Höhe von Mainz erfolgt sein, doch ist das umstritten.
Wann der Abschnitt zwischen Mainz und Köln von römischen Truppen geräumt wurde, ist unsicher. Spätestens als Aëtius jedoch 454 ermordet wurde, bedeutete dies auch das Ende der Römerherrschaft in der Region; die Franken eroberten Köln im Jahr 455 und machten die Stadt zum Vorposten eines Gaus.
Die Franken fanden auf dem Land verlassene Gutshöfe und eine stark dezimierte Bevölkerung vor. Abgesehen von erschlagenen römischen Provinzbewohnern im Zuge der Eroberung wurde die romanisierte Bevölkerung natürlich keineswegs ausgerottet. Die Franken waren so klug zu erkennen, dass Handel und Wirtschaft fortbestehen mussten, wenn nicht ein totales Chaos ausbrechen sollte. So sind wir z.B. darüber informiert, dass die berühmten Kölner Glaswerkstätten auch weiterhin ihre Gläser produzierten und die Handelsströme fortbestanden.
Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die römische Provinzbevölkerung auf den Status von Unfreien und sogar Sklaven herabgedrückt wurde. Ob das allerdings auch auf die römische Provinzelite zutraf, ist zweifelhaft. Die fraternisierte vermutlich schon bald mit den neuen fränkischen Herren und es kam zu Heiraten. Das war der Beginn einer allmählichen Germanisierung der romanischen Bevölkerung, die vermutlich im 7./8. Jh. abgeschlossen war.
Bemerkenswert ist, dass sich in einigen Siedlungskammern an der Mosel eine romanische Bevölkerung erhielt. Die romanischen Sprachinseln bestanden bis ins 11. Jh. fort.
https://de.wikipedia.org/wiki/Moselromanische_Sprache
Die zeitgenössischen Quellen zeigen, dass auf jeden Fall die militärischen Einheiten bis spätestens 450 von der Rhein- und Donaugrenze geordnet abgezogen wurden. Man kann vermuten, dass die Familien sowie zum Teil auch Dienstboten mit ihnen gingen.
Inwieweit die Oberschicht blieb oder ging, ist schwer zu sagen. Eine Quelle wirft ein Schlaglicht auf die Situation der romanisierten Bevölkerung im Rheinland nach dem Durchbruch der Germanen. So musste eine vornehme Römerin als Dienstmagd bei einer fränkischen Familie arbeiten. Manche werden also gegangen, andere geblieben sein, weil sie ihre Flucht zu spät organisierten oder vielleicht auf eine maßvolle Behandlung seitens der Germanen hofften.
Daneben muss es aber auch eine Schicht von Provinzialen gegeben haben, die ethnisch und kulturell zwischen Römern und Germanen stand. Wir wissen ja, dass im Verlauf der über 400jährigen römischen Anwesenheit diesseits und jenseits der Grenze keine gravierenden Unterschiede mehr bestanden. Die Truppen rekrutierten sich um 400 zu einem großen Teil aus germanischen Soldaten mit ihren Familien und abgesehen von Spitzenpositionen in der Verwaltung und im Heer gab es gewiss ein buntes Völkergemisch aus allen Teilen des Römischen Reichs, und zwar auf einer Bevölkerungsbasis, die germanisch mit mehr oder weniger großer römischer Assimilierungstendenz war.
Erstaunlich ist, dass es trotz aller Wirren im römischen Germanien nach dem Zusammenbruch Westroms sehr bald zu einer Verschmelzung beider Bevölkerungsteile - der Germanen und der Provinzialen - gekommen ist. Ob dieser Prozess bereits nach 100-150 Jahren abgeschlossen war, wäre eine interessante Frage.