Geschichtswissenschaftler, zumindest die, die ich persönlich kenne, interessieren sich für Dinge wie das Manuskript nicht. Viele kennen es nicht einmal, geschweige denn, dass sie sich damit befassen. Aus ihrer Sicht ist das Buch etwas, worüber nur spekuliert wird. Das reicht eben nicht aus um dafür Forschungsgelder freizuschalten. Und ohne finanziellen Obulus wagt sich da keiner von denen dran.
Niemand ist verpflichtet, das VMS zu kennen oder sich gar damit zu befassen.
Jemand mit einem Lehrauftrag an der Uni könnte allerdings problemlos über das VMS forschen (sofern er nicht in ein Forschungsprojekt eingebunden ist). Nur: Da es sich mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit um eine Phantasieschrift handelt, die keinerlei Inhalt transportiert, die Provinienz bis ins 17. Jhdt. ausgeforscht ist und das VMS von sich aus keine Angaben mehr enthält, welche die Provinienz weiter zurückverfolgen ließe, gibt es da aus geschichtswissenschaftlicher Sicht auch nicht mehr viel zu forschen. Man könnte vielleicht versuchen, die "Karten" zu identifizieren, ob das z.B. Sirmione darstellen könnte (Sirmione ist von mir jetzt willkürlich wegen seiner Burg ausgewählt worden, die Schwalbenschwanzzinnen sind die einzigen Elemente die an Sirmione erinnern, das ist schon die einzige Gemeinsamkeit), aber für den Historiker ist das ganze doch eine recht unergiebige Quelle. Ein paar phantastische Pflanzendarstellungen von Pflanzen, die es in der botanischen Realität nicht gibt - außer vielleicht der Spitzwegerich
- ein paar phantastische Darstellungen von badenden Frauen in komischen Schlauch- und Wannengebilden. Welche Erkenntnis soll der Historiker daraus ziehen? Dass Frauen im 15. Jhdt. in seltsamen Schlauch- und Wannengebilden gebadet haben, von denen uns heute jede Spur abgeht? Oder dass im 15. Jhdt. uns heute unbekannte Pflanzen existierten? (A little bit unlikely.) Als Quelle, die Erkenntnis über die Vergangenheit bringt, scheint das VMS doch etwas unergiebig.
Ich habe bei der Übersetzung des Manuskriptes, soweit die denn stimmt, den Namen eines Indianerstammes aus dem Südwesten der USA entschlüsselt.
Wenn wir die Geschichte nicht völlig über den Haufen werfen wollen und einen normalen Umgang mit dem Material annehmen, dann kann das Pergament frühestens aus der Zeit der Coronado- Expedition (+-10 Jahre) stammen. Erst bei dieser wurde der Stamm nämlich von den Europäern entdeckt.
Außerdem gibt Yale das Manuskript nicht mehr für Materialtests frei seit Jahren. Ob sie das tun, weil sie was zu verbergen haben oder nicht, darüber kann man nur spekulieren.
Bis hierher war dir ja einigermaßen zu folgen. Auch wenn du - nach eigenem Bekunden - ja kein Baskisch kannst und fragwürdig war, wie du ausgerechnet auf das Baskische kamst, so warst du doch immerhin gut vorbereitet, hast baskische Worte (einigermaßen) korrekt wiedergegeben und sogar die baskische Morphologie - zumindestens in Ansätzen und soweit ich das einschätzen kann, berücksichtigt.
Allmählich driftet die Diskussion aber bis ins Verschwörungstheoretische ("
Hat die Yale University etwas zu verbergen oder warum gibt sie das Dokument nicht für weitere Untersuchungen frei?") ab. Sofern es keine plausibel begründeten Zweifel an der Datierung lege artis gibt - und ich wiederhole hiermit im Grunde genommen nur, was Solwac bereits gesagt hat - ist eine weitere Probenentnahme durch nichts gerechtfertigt. Mal abgesehen davon, dass das alles Geld kostet (aber ist ja nicht unseres, da können wir Forderungen stellen), wird der Untersuchungsgegenstand davon auch nicht besser.
Nehmen wir mal an, du wärest ein akkreditierter Wissenschaftler, der am VMS arbeitete. Du würdest eine Neu-Evaluierung des VMS anstrengen wollen, dann müsstest du das also begründen:
- was genau lässt dich an der bisherigen Datierung zweifeln? Wie sicher?
- welche methodischen oder handwerklichen* Fehler wurden bei den bisherigen Untersuchungen gemacht, welche die Messergebnisse verfälscht haben?
Wie sollen diese Fehler bein einer Neu-Evaluierung vermieden werden?
- gibt es neue/bessere Methoden der Altersbestimmung, die zum damaligen Zeitpunkt noch nicht existierten?
Datiert wurden unabhängig voneinander Pergament und Tinte.
Je jünger du das VMS datierst, desto mehr musst du rechtfertigen, warum teures Pergament anstelle des preiswerteren Papiers benutzt wurde.
*handwerklicher Fehler: Die Methode war zwar korrekt, aber durch menschliches Versagen ist es zu fehlerhaften Messergebnissen gekommen. (Bsp.: Die DNA-Proben, nach denen jahrlang ein raubendes und mordendes Mannweib gesucht wurde, welches in Dtld. und Frankreich sein Unwesen trieb: Es stellte sich heraus, dass die Wattestäbchen firmenseitig durch eine Mitarbeiterin mit der eigenen DNA verunreinigt waren, deutsche und französische Polizei somit immer wieder die DNA der Mitarbeiterin der Herstellerfirma der Wattestäbchen mit Täter-DNA (u.a. auch von den NSU-Uwes) vermischt hatten, die DNA-Methode ist deswegen nicht falsch, aber handwerkliche Fehler (DNA-Verunreinigung) führten zu falschen Ergebnissen und der Vorstellung einer Chimäre.)