Hätte es der römische König vermocht, sich dem Papst zu widersetzen, wäre es vielleicht nicht in diesem Ausmaß zu Hexenprozessen gekommen, und den Deutschen wäre viel erspart geblieben. In Ländern wie Spanien und Portugal wurden noch im 18. Jahrhundert Menschen wegen Ketzerei und Hexerei verbrannt. Das alles nur wegen der Heiligen Inquisition!
Die Macht des Papsttums und der Kirche sollte man nicht überschätzen. Es gab über weite Strecken der Kirchengeschichte Päpste und Gegenpäpste am laufenden Meter, und so manche mittelalterlichen Päpste mussten schleunigst die Beine in die Hand nehmen, um sich vor dem Volkszorn oder vor frondierenden Adeligen in Sicherheit zu bringen. Es war kein Zufall, dass die Päpste die Engelsburg, das alte Mausoleum Hadrians zur Fluchtburg machten. 1277 ließ Papst Nikolaus den Pasetto di Borgo anlegen, einen 800 m langen Fluchttunnel, der zur Engelsburg führte. 1527 konnte Clemens VIII. gerade noch rechtzeitig über den Pasetto fliehen, sonst hätten ihn Frundsbergs Landsknechte geschnappt. Bei der Verteidigung des Pasetto starben 147 Schweizer Gardisten.
Von 1378 bis 1417 gab es das große Abendländische Schisma. Das war nicht zuletzt auf die sogenannte "babylonische Gefangenschaft" der Kirche zurückzuführen, als das Papsttum in Avignon für fast 70 Jahre von 1309 bis 1376 oder 1377 von den französischen Königen unter Kuratel gestellt wurde. Übermächtige Kirche? Ist nix oder nicht viel los über weite Perioden.
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Jede zweite Hexe wurde auf dem Territorium des Heiligen Römischen Reiches exekutiert. In Spanien und Portugal fanden sehr wenige Hexenverfolgungen statt.
Die Spanische Inquisition hat weiß Gott genug Dreck am Stecken, und sie hat furchtbar gegen (Krypto-)Juden und Moriskos gewütet.
Manche Hispanisten haben die Ansicht geäußert, dass Dulcinea de Torbosa, die Angebetete von Miguel Cervantes Anti-Helden Don Quichote, die so ausgezeichneten Serrano-Schinken herzustellen versteht, möglicherweise als Krypto-Jüdin zu interpretieren ist.
Ich verstehe aber zu wenig davon, um mich allzuweit aus dem Fenster lehnen zu wollen.
Doch zurück zur Spanischen Inquisition!
Um 1500 fand in Granada eine Konferenz der Spanischen Inquisition statt, bei dem sich eine Kommission traf, die zu dem Schluss kam, dass der Hexenflug eine Illusion und unmöglich ist. Das war übrigens sehr lange Lehrmeinung der Kirche. Die Spanische Inquisition hat im 17. und 18. Jahrhundert Hexenverfolgung abgelehnt. Meines Wissens wurde im 18. Jahrhundert keine einzige Hexe in Spanien hingerichtet.
Um 1549 gab es in Barcelona sogar eine Hexenverfolgung, die von der Spanischen Inquisition gestoppt wurde, und die Opfer wurden entschädigt. Um 1600 gab es im Baskenland eine Verfolgung. Dorthin wurde ein gewisser Don Alonso de Salazar als Inquisitor beordert, der objektiv die Fälle untersuchte, Indizien für die Schuld der Angeklagten untersuchte und befand, dass die Anklagen nicht stichhaltig waren. Die Verfolgung wurde eingestellt.
Die römische Inquisition hielt im Gegensatz zur Spanischen Hexenflug und Teufelspakt für möglich. Sie beschäftigte sich aber nur mit Schadenzauber. Es musste ein nachweisbarer Schaden eingetreten sein, bevor sie tätig wurde. Es gab aber immer einen formalen Prozess, die Rechte der Angeklagten wurden gewahrt, und Mittel der Wahrheitsfindung wie die Folter wurden an hohe formale Anforderungen und strenge Regeln gebunden. Den Angeklagten wurde ein Verteidiger bereitgestellt. Anonyme Denunziationen wurden nicht zugelassen. Dadurch wurde die Flut der Prozesse eingedämmt. Es wurden naturwissenschaftliche Phänomene als Erklärung hinzugezogen.