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Da kann man immer auf das bekannte Zitat von Jean Jaures verweisen:
Jaures hatte immer vor den kriegerischen Tendenzen in Frankreich gewarnt:
Vor 100 Jahren - "Warum haben sie Jaurès getötet?"
Übrigens wurde zur Finanzierung der Flotte 1902 die bis heute bestehende Schaumweinsteuer eingeführt.
Was nicht wirklich verwunderlich ist. Hat sie ihrem Sohn überhaupt so etwas wie Liebe entgegengebracht?
Das ist schon richtig, aber die Mitttellage und die Eifersüchtelein unter den Europäern machen die Mittellage aber auch enorm schwierig.
Das ist alles sehr interessant und mir auch teilweise bekannt. Danke dafür. Natürlich, hatte auch Wilhelm, seine menschlichen, sprich charakterlichen Schwächen. Wie jeder von uns! Aber wenn, man dies wusste, warum hat man sich dann nicht bemüht, dem in seiner Erziehung entgegenzuwirken?
Nach der damaligen Vorstellung, musste ein Herrscher oder auch ein künftiger Herrscher, stark, belastbar, gebildet, möglichst gutaussehend und auch ehrgeizig sein. Das letzte war Wilhelm, das Vorletzte nicht, schon aufgrund seines verkürzten Armes. Das kann man ihm aber nicht zum Vorwurf machen.
Natürlich, hat sein sprunghaftes und temperamentvolles Verhalten, sicherlich eine Menge Porzellan zerschlagen! Daran, kann gar kein Zweifel bestehen. Hier wäre es sinnvoll gewesen, ihn im Rahmen seiner Ausbildung, einen umfassenden Einblick in die Außenpolitik und die Diplomatie zugeben. Vielleicht hätten sich dadurch eine Menge Streitigkeiten vermeiden lassen. Es wäre sicherlich ein staatsmännischer Schachzug gewesen, Frankreich dadurch zu beruhigen oder zu besänftigen, Elsass-Lothringen, zurückzugeben. Allerdings, hätte er sich damit sicherlich zu Hause sehr, sehr unbeliebt gemacht. Galt doch Elsass-Lothringen, als rechtmäßige Kriegsbeute! Auch wenn, man dabei vollkommen außer Acht lässt, dass die dortigen Menschen, nicht nur die deutschstämmigen, alles andere als glücklich waren, dem Deutschen Reich anzugehören. Aber seinerzeit, war man noch lange nicht soweit, auf die Meinungen der Menschen einzugehen.
Der übertriebene Ausbau der Kriegsmarine war ja nicht unbedingt sehr hilfreich. Großbritannien, hatte Deutschland etwa 200 Jahre Erfahrung an Marinekriegsführung voraus. Von der Anzahl der Schlachtschiffe ganz zu schweigen.
Nicht umsonst hat ihm der Reichstag viermal die Gefolgschaft verweigert, weil man es satthatte, dass das Geld der Bürger, für Kriegsschiffe ausgegeben wurde.
Sagt wer? Bunte, Gala und wie die Blätter alle heißen nähren die Vorstellung, dass Herrscher über diese Vorzüge verfügen. Im Gottesgnadentum muss ein Herrscher nur von königlichem Geblüt sein, und Gott hält schützend die Hand auch über so manch rechten Trottel und Vollpfosten. Wer unter Europas Monarchen entsprach denn schon diesen Vorstellungen?
Wieso soll seine Behinderung keinen Ehrgeiz zugelassen haben. Wilhelm II. war stolz darauf, trotz seiner Behinderung ein passabler Reiter und ein sehr guter Schütze zu sein. An Ehrgeiz mangelte es ihm sicher nicht.
Es war die Flottenaufrüstung aber kein Selbstläufer des Kaisers. Die Aufrüstung der Flotte wurde von durchaus nicht wenigen Deutschen begeistert mitgetragen.
Warum? Bismarck war nicht mehr auf der Höhe der Zeit, aber allemal besser als ein Caprivi oder Hohenlohe im Amte des Reichskanzlers. Der britische Premier Salisbury äußerte bei Gelegenheit einmal, das der "den Scharfsinn des alten Herrn vermisse."
Und ganz wichtig. Mit Bismarck als Kanzler wäre der Rückversicherungsvertag verlängert worden; die russische Seite hatte 6 Jahre im Auge. 6 Jahre, in denen die französischen Bemühungen zur Herbeiführung eines Bündnisses doch erheblich gebremst worden wären. Wer weiß, wie die Dinge sich entwickelt hätten.
Das war nicht gerade einfach. Seine Majestät wünschte in extremer Weise um den Bart gegangen zu werden und der Bauch musste ordentlich gepinselt werden. Für starke Persönlichkeiten mit einer eigenen Meinung war an Wilhelms Hofe nicht unbedingt der richtige Platz.
...und vor allem, weil ihm Philipp Eulenburg dazu gemacht hatte.
Ganz wichtiger Punkt!
??
Griffel, dessen Beitrag ich auch zitiert habe.Wen sprichst du jetzt an?
Bismarck war ein begnadeter Diplomat, und er hatte kapiert wie fragil, wie gefährdet das Deutsche Reich war- während Wilhelm II. sich nur darüber freute, dass der liebe Gott ihm dieses glanzvolle Reich anvertraut hatte. Bismarck hatte zuweilen äußerst machiavellistisch Politik gemacht, in seinen späteren Jahren wird man ihm zugestehen müssen, dass er ernsthaft am Erhalt des Friedens interessiert war.
Bismarck war aber reif für den Ruhestand. In der Innenpolitik hatte er eine weniger glückliche Hand. Zum Bruch mit Wilhelm war es ja auch wegen der sozialen Frage gekommen. Bismarcks Sozialreformen waren ihrer Zeit weit voraus, es waren diese Gesetze aber auch ein Instrumentarium, um den Einfluss der Sozialdemokraten zu brechen. Wilhelm hatte durchaus ein Gespür für die soziale Frage, wollte auch ein Kaiser der Arbeiter werden. Auch ihm ging es im Grunde um Neutralisierung der SPD, und er ging dabei ein Bündnis mit dem stockkonservativen, antisemitischen Hofprediger Stoecker ein. Bismarck aber hatte ein noch schärferes Sozialistengesetz befürwortet und war bereit, notfalls auf streikende Arbeiter zu schießen. Er behauptete, dass der Arbeiterschutz eher ein Arbeiterzwang sei und die Arbeiter gar keine gesetzliche Regelung von Arbeitszeiten wünschten. Das Sozialistengesetz fiel im Januar 1890 im Reichstag. Bismack war das recht, er sagte, die Sache müsste auf die Spitze getrieben werden, es müsste Blut fließen, und dann sei es Zeit für ein noch schärferes Sozialistengesetz. Das war selbst vom Standpunkt der Konservativen aus realitätsfern. Von einer sozialistischen Revolution war Deutschland 1890 weit entfernt, viel weiter jedenfalls als 1848.
Habe gerade folgendes Buch durchgearbeitet und es hat mir gut gefallen, Es hat auch die Entwicklung in den anderen Ländern im Blick.
Rainer F. Schmidt, Kaiserdämmerung,Klett-Cotta, Stuttgart, 2021
Wenn Wilhelm II. 1913 gestorben wäre, hätte man ihn als einen (schon für damalige Verhältnisse) etwas bizarren Monarchen mit einer nicht schlechten Bilanz in Erinnerung gehalten. Die Lebensverhältnisse der Arbeiterschaft waren 1913 besser als 1888. Im Bereich Wissenschaft und Forschung stand Deutschland sehr gut da. Wilhelm II. förderte die technische Bildung und hatte sich für eine Aufwertung der technischen Hochschulen eingesetzt. In der Sozialpolitik hatte er vernünftige Ideen. Allerdings begriff er nicht, dass ein fürsorglicher Sozialkonservatismus ohne demokratische Reformen scheitern musste.
Der Flottenbau war in großen Teilen der deutschen Bevölkerung populär. Viele Deutsche dachten wie der Kaiser: Wir wollen auch eine Flotte haben, aber wir wollen keinen Krieg gegen die Engländer führen - also was regen die sich auf?
Vielleicht zeigt das Beispiel des letzten deutschen Kaisers, dass eine Monarchie, die keinen schwachen Monarchen verträgt, zum Scheitern verurteilt ist. Wobei der Ausdruck "schwacher Monarch" in Bezug auf Wilhelm II. nicht unproblematisch ist. Aber es gab keine politische Elite, die diese Defizite ausgleichen konnte. Erst 1917 bildete sich im Reichstag eine Mehrheit aus Mehrheitssozialdemokraten, dem Zentrum und den Linksliberalen, die für eine parlamentarische Monarchie eintraten. Aber Wilhelm II. hatte nicht die Zeichen der Zeit erkannt und sperrte sich gegen das, was er am 29. September 1918 auf Druck der Militärs zugestand.
Kurzum: Die wenigen in der Umgebung des Kaisers, die ihm widersprachen wie Bethmann-Hollweg, hatten kaum Einfluss. Bethmann, ein gemäßigter Konservativer, trat im Juli 1917 zurück, weil er sich gegen die Oberste Heeresleitung nicht durchsetzen konnte. Und Bethmann war keineswegs für einen Frieden ohne Annexionen oder eine Parlamentarisierung.
Michael Balfour kam in seiner immer noch lesenswerten Biografie über den Kaiser zu dem Schluss:
„In der Stellung, die er einnahm, hätte er vieles tun können, um den in seiner Umgebung wirkenden Tendenzen entgegenzuwirken, statt dessen verlieh er ihnen gesteigerten Nachdruck. Während er für sich eine Führerrolle in Anspruch nahm, folgte er tatsächlich anderen und ließ sich durch seine Umgebung formen, anstatt sie durch seine Persönlichkeit zu prägen. Er hätte es sehr ungern gehört, aber er war ein bourgeoiser Monarch nach den Begriffen des deutschen Bürgertums. Er verkörperte die Schwächen des deutschen Mittelstandes, übernahm kritiklos die Traditionen der preußischen Großgrundbesitzer und suchte, sie in einer Situation in die Tat umzusetzen, der sie nicht mehr gewachsen waren. Aus Angst, nicht das Maß zu erreichen, das man von ihm erwartete, verfiel er in Übertreibung“ (Balfour 1973, S. 473).
Zum Schluss eine kleine Literaturliste:
Michael Balfour, Der Kaiser. Wilhelm II. und seine Zeit, Berlin 1973
Christopher Clark, Wilhelm II. Die Herrschaft des deutschen Kaisers, 7. Aufl., München 2019
Virginia Cowles, Wilhelm II.. Der letzte deutsche Kaiser, 2. Aufl., Frankfurt/M.
1978
Gordon A. Craig, Das Ende Preußens. Acht Porträts, München 1985
Friedrich Hartau, Wilhelm II., Reinbeck 1984
Christoph Nonn, 12 Tage und ein halbes Jahrhundert. Eine Geschichte des Deutschen Kaiserreiches 1871 – 1918, München 2020
Wolfgang J. Mommsen, War der Kaiser an allem schuld? Wilhelm II. und die preußisch-deutschen Machteliten, Berlin 2005
John C. G. Röhl, Wilhelm II. Der Aufbau der persönlichen Monarchie, München 2001
John C. G. Röhl, Wilhelm II. Der Weg in den Abgrund 1900 – 1941, München 2008
Wilhelm Schüssler, Kaiser Wilhelm II. Schicksal und Schuld, 2. Aufl., Berlin, Frankfurt, Zürich 1962
Tyler Whittle, Kaiser Wilhelm II. Ein Monarch, der geliebt werden wollte, Bergisch-Gladbach 1982
Johannes Ziekursch, Das Zeitalter Wilhelms II., Frankfurt/M. 1930
Balfour und Clark haben mir sehr gut gefallen. Röhl mit seiner dreibändigen Biografie (ich besitze nur die Bände 2 und 3) zeichnet ein quellengesättigtes, sehr kritisches Bild des Kaisers. Bei Gordon A. Craig findet man einen schönen Essay. Das Buch von Wilhelm Schüssler ist überholt, bietet aber eine interessante Charakterstudie. Cowles und Whittle sind populärwissenschaftliche Bücher mit seriösen Informationen. Mommsen betont die Verantwortung der Umgebung des Kaisers und mit Ziekursch hat man einen Klassiker der politischen Geschichte in der Hand: Gut lesbar mit einer liberalen Grundhaltung, die 1930 in der Historikerzunft für Kritik sorgte.
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