Anstatt planmäßig zu zerstören wurde planmäßig bewahrt.
Diese Aussage ist ein anderes Extrem: Diese hier (von dir verlinkte historyforatheists.com) meinen, die Christen haben die pagane Kultur, und alles, was damit zusammenhängt, gerettet, und die anderen meinen, sie haben sie gezielt zerstört. Und alle berufen sich auf die gleichen Fakten/Schriften/Autoren, aber interpretieren sie unterschiedlich. Mehr noch: Diese Interpretationen ändern sich von Epoche zu Epoche, dies u.U. auch, weil ab und zu Neues entdeckt wird.
Und es liegt an uns, wem wir mehr glauben und wem weniger. Wir haben alle unsere eigene Herkunft, haben Lehrer gehabt, die uns geprägt haben und von deren Lehren wir uns nur schwer lösen können. Ich werde nie vergessen, wie schwer es für mich war, mich von der Zivilisationstheorie des Norbert Elias zu verabschieden als ich die Bücher von Hans Peter Duerr in die Hände bekam. Aber die Menge an Belegen, die Duerr brachte – und Elias nicht brachte! – überzeugte mich.
Inzwischen denke ich, Belege sind nicht alles – man muss die Geschichte auch im Zusammenhang sehen. Mich hat z.B. erstaunt, wie schnell das Christentum es schaffte, von einer im römischen Reich verfolgten Religion zu einer allein erlaubten zu gelangen, und wie schnell alles Pagane danach verschwand bzw. zum Verschwinden gebracht wurde. Und wie schon damals (im 5. Jhdt.) versucht wurde, die Rolle des Christentums beim Niedergang des Reiches herunterzuspielen.
Es gebe hierzu noch mehr zu sagen, aber es sollte genügen, wenn ich sage, dass ich meine Signatur* mit Bedacht gewählt habe.
Sind in diesem Sinn,
@Sepiola, z.B. auch die Schriften von Büchner, Speyer, Hahn oder Rohmann zu sehen – je neuer oder je klingender der Titel des Autors desto besser? Zu jeder Zeit wurden Wissenschaftler hochgejubelt - und dann vergessen oder beklagt ob ihrer Irrtümer.
Sein Bedauern gilt eigentlich dem Bibliotheksbrand zu Caesars Zeiten, der so viele Werke berühmter Genies (tanta illustrium ingeniorum opera) vernichtet habe.
Ah, Orosius soll Bibliotheksbrand zu Cäsars Zeiten, also vor damals 450 Jahren, bedauert haben? Auf was gründet sich diese deine Ansicht?
Wenn im christlichen Mittelalterin in einem Jahrhundert technische Innovationen nachweisbar sind, dann muss es wohl am Klima liegen. Wenn im christlichen Mittelalter in einem anderen Jahrhundert keine technische Innovationen nachweisbar sind, ist das Christentum schuld.
Das ist Polemik. Du weißt wie ich, dass für die Explosion des Wissens und der Innovationen ab Hochmittelalter die karolingische Renaissance und die antiken griechischen Schriften verantwortlich sind, die die „Kreuzfahrer“ mitgebracht und/oder aus dem Arabischen übersetzt worden sind.
Ich habe Dir übrigens keineswegs zum Vorwurf gemacht, dass Deine Liste, die Du vor über drei Jahren mal schnell zusammengestellt hast, als Referenz verlinkst, ohne sie zwischenzeitlich überarbeitet zu haben.
Ja, ich weiß, die Liste gehört überarbeitet. Aber noch sind wir in der Diskussion darüber, was ins Frühmittelalter gehört und was nicht.
Der schwere dreirädrige Pflug gehört nach Günter Bayerl, Technik in Mittelalter und Früher Neuzeit, Stuttgart 2013 ins Frühmittelalter. Hartmut Kiehling, ...
Ich kann das nicht überprüfen – ich nehme an, du hast das getan. Es kommt hier auch darauf an, wie Frühmittelalter definiert ist – ich habe dieser Tage irgendwo gelesen, das Jahr 1000 wäre die obere Grenze, was ich für Unfug halte.
* Ist dem Buch 1984 entlehnt.