Wegen Belgien habe ich in Erinnerung, darüber auch etwas gelesen zu haben, dass da Frankreich auch Ambitionen hatte.
Frankreich hatte schon als Belgien von den Niederlanden 1830 unabhängig wurde Interesse an der Wallonie gezeigt, was ja auch durchaus naheliegend war.
Die Bevölkerung sprach französisch, man konnte sich von französischer Seite her also die Vorstellung machen, dass man diese Bevölkerung sehr leicht integrieren und dort eine funktionierende Verwaltung aufbauen könnte, wenn man die Wallonen nicht ohnehin als verkappte Franzosen betrachtete, außerdem verfügte die Wallonie über eine recht gut ausgebildete Industrie und vor allem über Kohlegruben, die der französischen Wirtschaft fehlten (weswegen für Frankreich ja auch das Saargebiet immer ein Thema war).
Insofern allerdings 1839 Großbritannien und Preußen die Unabhängigkeit Belgiens garantiert hatten (das ist der gleiche Vertrag gewesen, aus dem London 1914 seinn Kriegseintritt bgründete), wäre es eine schlechte Idee gewesen das zum Kriegsziel zu erklären, so lange Preußen nicht besiegt war.
Damit hätte man sicherlich Belgien und Großbritannien auf die Seite Preußens gebracht (Belgien war schon in der napoléonischen Zeit ein entscheidender Streitpunkt zwischen Großbritannien und Frankreich gewesen), möglicherweise sogar noch die Niederlande oder die Schweiz, wenn sich erstere bedroht und letztere möglicherweise aus Belgien den Schluss gezogen hätten, dass wenn die Garantie der belgischen Neutralität Belgien keine Sicherheit bot, es einem selbst genau so gehen könnte.
Von französischer Seite her hatte man sicherlich besseres zu tun, als seinem Feind Preußen durch offene Forderungen nach belgischem Territorium noch entscheidende Unterstützung in Form von einer Britisch-Belgischen Streitmacht in der eigenen Flanke, der britsichen Seemacht, der britischen und belgischen Industrie und in Form von britischen Subsidien an die Seite zu stellen.
Wennn man 1870 in Frankreich an Belgien dachte, dann musste klar sein, dass das erst realisiert werden konnte, wenn Preußen militärisch besiegt sein würde.
Österreich hatte sich von 1867 noch nicht erholt, und war für einen Krieg noch nicht wieder bereit, Großbritannien verfügte über Landstreitkräfte, die stark genug waren einen größeren Partner auf dem Festland zu unterstützen, aber um allein einen Landkrieg gegen Frankreich führen zu können, reichten sie bei weitem nicht und ob Russland ein ernsthaftes Interesse gehabt hätte sich wegen Belgien mit Frankreich zu schlagen, so lange Frankeich keine Eroberungen napoléonischen Ausmaßes anstrebte, wird man für fraglich halten können.
Das logische französische Vorgehen wäre also gewesen Preußen zu schlagen und nach dem man es geschlagen haben würde Belgien mehr oder weniger auf dem Rückweg einzusammeln.
Wäre Preußen erst einmal geschlagen gewesen, wäre Berlin sicherlich dazu bereit gewesen französische Zugewinne in Belgien zu akzeptieren, wenn Frankreich seinerseits dazu bereit gewesen wäre sich auf minimale Grenzkorrekturen am Rhein zu beschränken und um St. Petersburg zu beschwichtigen hätte eine Revision des Pariser Friedens von 1856, der die russische Handlungsfähigkeit im Schwarzmeerraum empfindlich einschränkte zur Verfügung gestanden.
Wenn Frankreich 1870 Belgien oder Teile davon wollte wäre das der Weg gewesen und keineswegs hätte man es den anderen Großmächten zu verstehen gegeben, so lange Preußen militärisch nicht besiegt war.