Es dürfte in der Geschichte sogar eine absolute Ausnahme sein, dass eine revolutionäre Bewegung sich auf eine demokratischen Ansprüchen genügende Mehrheit stützen konnte.
Ich spreche von Massenbasis nicht von demokratischen Mehrheiten.
Nehmen wir Russland. Das sich die Bolschewiki tatsächlich erfolgreich durchsetzen konnten, funktionierte nur deswegen, weil ein Lenin mit Versprechungen eines Friedesschlusses und einer Bodenreform bei der bäueerlichen Bevölkeerung die einmal die Mehrheit im Land stellte, eine gewisse Akzeptanz erkaufen konnte, trotzdem stieß der Umsturz insgesamt auf erhebliche Widerstände und die weißen Generäle hätten, wenn sie sich denn einig gewesen wären, recht gute Chancen gehabt die Bolschewiki zum Teufel zu jagen.
Der Juli-Umsturz 1917 war schief gegangen, die Hälfte der Anführer der Bolschewiki musste fliehen, die andere Hälfte landete in Haft und wäre sehr wahrscheinlich dort verschimmelt, wäre Kronilow nicht auf Moskau marschiert und die Regierung Kerenskij hätte sich nicht angesichts dessen zu der Fehlannahme hinreißen lassen, dass sie die Bolschewiki brauchte, mit dder Konsequenz, dass man sie freiließ, amnestierte und bewaffnete oder sich zumindest bewaffnen ließ.
Die KPD hatte keine vergleichbaren Möglichkeiten.
- Deutschland befand sich weder in einem verlorenen Krieg , an den dessen Fortsetzung sich die Regierung dummerweise klammerte, eine Bodenreform war für die wesentlich städtischer geprägte Bevölkerung Deutschlands deutlich weniger interessant und die Verstaatlichung von Betrieben machte auch keinen Sinn, wenn diese Betriebe vor dem Bankrott standen, weil der Markt zusammengebrochen war und es für die Produkte überhaupt nicht mehr hinreichennd Abnehmer gab.
Auch stand in Deutschland im Gegennsatz zu Russland nicht die Armee vor dem vollständigenn Zusammebruch, mit der Folge dass sie sich vollkommen unorganisiert auflöste und man die Deserteure und Krieegswaffen einfach nur einsammeln musste um sie für eigene Zwecke verwenden zu können, während die Armee als Ordungsorgan selbst ausfiel, bzw. in verschiedene Fraktionen unter verschiedenen Warlords zerfiel.
Für Bürgerliche und Rechte war die Tatsache, dass der Januaraufstand scheiterte, kein Grund zur Beruhigung, die extreme Linke hatte die Revolution weiter im Programm, ebenso wie die Sowjetunion den Revolutionsexport.
Die Sowjetunion hatte zu diesem Zeitpunkt längst die Doktrin des "Sozialismus in einem Land" übernommen und die der "Permanenten Revolution" und damit auch weitgehend den Revolutionsexport ad acta geleegt.
Lenin war nicht mehr am Leben und ein großteil der Protagonisten der Anfangszeeit der Sowjetunion entweder auch nicht mehr (Swerdlow) oder seit 1927-1928 durch Entfernung aus ihren Funktionen und Verbannung kaltgestellt (Trotzki, Radek).
Wenn man das beobachtete konnte man durchaus wahrnehmen, dass sich in der Sowjetunion der Wind drehte.
Ja, die KPD hatte die Revolution noch im Programm. Auch die SPD lief nach wie vor mit dem Marxismus im Programm herum, in dem sie sich zwar nicht zur Revolution bekannte, aber durchaus zum Sozialismus und potentiell nachrevolutionären Verhältnissen, nur ohne explizit selbst die Revolution machen zu wollen.
Die Praxis sah allerdings bei der SPD völlig anders aus.
A propos Programme, reden wir mal darüber, womit die NSDAP im Programm so herum lief, denn die hatte ja darauf verzichtet ihr 25-Punkte-Programm von 1920 zu verändern, sie hatte sich ja 1926 sogar dazu verstiegen es für unabänderlich zu erklären:
Da standen Dinge drinn wie:
"Brechung der Zinskneschtschaft" (Pkt. 11)"Einziehung der Kriegsgewinne" (Pkt. 12), "Verstaatlicheung der Trusts" (Pkt. 13), "Kommunalisierung großer Warenhäuser" (Pkt. 16), "Die Möglichkeit Boden entschädigungslos zu enteignen" (Pkt. 17), "Todesstrafe für Wucherer und Schieber"(Pkt. 18), "Pressezensur" (Pkt. 23) "Einschränkung der Religionsfreiheit" (Pkt. 24), nebest dem ganzen antisemitischen Unsinn und dem Annsinnen den Juden die Bürgerrechte zu entziehen (Pkt. 4-8)
Und es gab in der NSDAP durchaus genug prominente Figuren, wie Herrn Strasser, die sich durchaus recht offenherzig dazu bekannten, dass sie das ernst meinten.
Dieses Ansinnen war kaum weniger umstürzlerisch, als das der KPD und wenn man Programme ernst nahm, stand die NSDAP nun nicht unbedingt für die Bewahrung einer bürgerlich-kapitalistischen (geschweigeden demokratischen) Ordnung und der Putsch von 1923 hatte ja auch unterstrichen, dass die Urheber durchaus keine harmlosen Schaumschläger waren.
Insofern halte ich Argumente, wie das die KPD ja die Revolution im Programm hatte und das Bürgertum das fürchtete für ausgemachten Quatsch.
Wenn das Bürgertum Parteiprogramme ernst und wörtlich nahm, hätte es genau so viel Grund gehabt die Nazis zu fürchten, wie die KPD und sicherlich keinen sich Hitler an den Hals zu werfen um die 15% Möchtegernrevolutionäre zu bekämpfen, denn dass hätte dann erscheinen müssen, wie der Versuch den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben.